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YouTube kennenlernen
YouTube rückt erfreulicherweise immer mehr in den Fokus der gesellschaftlichen Wahrnehmung und der Medienpädagogik kommt in diesem Prozess häufig die Rolle des/der «Übersetzer_in» zwischen den Kulturen zu. Und so entstehen zunehmend Informationsmaterialien und Ressourcensammlungen als Grundlage für diese Informationsarbeit. Jüngst sind mir zwei Angebote über den Mauszeiger gelaufen:
- Sehr umfangreich und aufschlussreich ist die Link- und Videosammlung des Servicebureau Jugendinformation aus Bremen: Die Kolleg_innen stellen einige Playlists zusammen (sehr schön: erste Videos von Youtuber_innen), mit denen YouTube aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt werden kann. Pädagog_innen und andere Interessierte bekommen so eine «geführte Tour» durch die YouTube-Jugendkultur. Dazu kommen weitere Links zu Artikeln, Materialien und generellen Informationen zur Videocommunity.
- Ebenfalls recht aufschlussreich ist das Dossier von klicksafe. Hier werden grundlegende Informationen inkl. aktueller Zahlen bereitgestellt, zudem einige Hintergrundartikel. Bei genauem Lesen bleiben die Artikel aber oft an der Oberfläche, daher überzeugt die Zusammenstellung bisher noch nicht vollständig.
Gemeinsam bieten die beiden Angebote aber einen guten Grundstock für den Einstieg in die Auseinandersetzung mit YouTube und seiner Subkultur.
Spam-Mails zu Poesieversen
Der Millionenerbe aus Kenia ist mittlerweile sowas wie eine Ikone der Spam-Mails geworden – mit jedem unseriösen Kreditangebot ist die Distanzierung größer geworden und mittlerweile nimmt wohl niemand mehr entsprechende Mails ernst. Die Idee «ee spammings» kann dieses Prinzip zu einer Methode für die Medienpädagogik machen: Der Künstler Martin Krzywinksi präsentiert auf seiner Website Gedichte, die – inspiriert von den Gedichten von E.E. Cummings – aus Spamtexten entstanden sind.
Krziwinski definiert die Regeln für «ee spammings» so:
- Alle Großbuchstaben werden in kleine umgewandelt.
- Im Text können Leezeichen und Zeilensprünge eingefügt werden.
- Ebenso können Klammern oder Satzzeichen ergänzt oder entfernt werden.
- Wörter können aus dem Text gestrichen werden.
- Bestehende Wörter können wiederholt werden.
- Die Wortform (Zeit, Singular/Plural, …) kann verändert werden.
Für mich bietet diese Idee viele Anknüpfungspunkte für die Medienpädagogik, denn auf diese Weise ist es möglich, etwa im Deutsch- oder im Englischunterricht gleichzeitig Poesie und Spam zu thematisieren und Jugendlichen damit eine Aneignungs- und Distanzierungsmöglichkeit zu bieten. Dabei finde ich es nicht ausgeschlossen, dass auch andere Poesieformen ein Muster für die Umwandlung der Spam-Mails bieten. Und sicher werden irgendwann auch «eigene» Verse entstehen, die sich mit Spaminhalten beschäftigen. Und so bekommt am Ende vielleicht auch unser Millionenerbe einen Platz in der Weltliteratur.
Gute Typografie für Medienprojekte
Typografie gehört wohl zu den meistvernachlässigten Themen in der Medienpädagogik — oder, moderner ausgedrückt: zu den Gegenständen mit dem meisten Entwicklungspotenzial. Schriften und Schriftgestaltung ist immer wieder Thema bei Medienprojekten — in Texten, bei Präsentationen und bei der Erstellung von Websites —, aber meist fehlt die Zeit oder auch das Material für die genaue Beschäftigung damit.
An den Materialien soll es fortan nicht mehr mangeln: Page online hat eine gute und schön gestaltete Sammlung mit Typografie-Regeln und -Wissen erstellt, die ab sofort (auf Deutsch) kostenlos auf der Website zu finden sind. Besonders gut finde ich daran, dass viele Empfehlungen als Karten gestaltet sind, die sich in Projekten gut ausdrucken und an die Wand hängen lassen.
Rechtsfragen bei eLearning und digitaler Lehre
Das pädagogische Leben mit digitalen Inhalten könnte so schön sein. Wäre da nicht das Urheberrecht. Vor allem wenn es darum geht, Inhalte zu veröffentlichen und anderen zur Nutzung bereit zu stellen (etwa bei Open Educational Resources (OER)), sind sich viele Pädagog_innen unsicher, welche Inhalte wie integriert werden können. Das gilt auch für CreativeCommons-lizensierten Content.
Gottseidank gibt es immer wieder neue Broschüren, die neues Licht ins (Halb)Dunkel bringen und für spezifische Nutzungsszenarien die Rechtslage erklären. Diesmal sind es iRights.info und das Multimedia-Kontor Hamburg, die in einem Leitfaden Urheberrecht, Persönlichkeitsrecht und Markenrecht im Zusammenhang mit eLearning und digitaler Lehre erklären. Bleibt zu hoffen, dass auf diesem Weg noch mehr OER-Materialien veröffentlicht werden.
Was tun für die Netzneutralität
Medienpädagogik muss politisch sein, insbesondere in Zeiten von Mediatisierung. Ein gutes Beispiel ist der aktuelle Kampf um Netzneutralität, der auf dem europäischen Festland noch nicht entschieden ist. Ohne diesbezügliche gesetzliche Regelungen wird es immer wahrscheinlicher, dass Netzbetreiber in Datenströme eingreifen und bestimmte Daten bevorzugen und andere benachteiligen – und Nutzer_innen damit erpressen, mehr Geld für die Nutzung von Videoportalen oder andere Dienste zu bezahlen. Medienpädagog_innen sollten dafür sorgen, dass das nicht passieren kann – im eigenen Sinne und im Sinne von Kindern und Jugendlichen als Nutzer_innen und Produzent_innen.
Alexander Lehmann, bekannt für seine hervorragend gestalteten und inhaltlich brillianten Videos zu netzpolitischen Themen, hat jüngst ein Video zum Thema veröffentlicht, das über die Hintergründe informiert, Argumente liefert und dazu aufruft, politisch aktiv zu werden und etwa EU-Parlamentarier_innen zu informieren. Das ist eine hervorragende Ressource für den Kampf für Netzneutralität und hat es sicher verdient, eine große Verbreitung in der Medienpädagogik und auch unter Jugendlichen zu finden.
Streetview Animation
Sorry Deutschland. Hallo Welt! Dieser Tipp ist wahrscheinlich nur in internationaler Perspektive umsetzbar: Der «Google Maps Streetview Player» von Brian Folts automatisiert das, was ich schonmal in einem anderen Artikel geschildert habe: Aus Google Streetview-Ansichten werden im StopMotion-Verfahren Kamerafahrten, Verfolgungsjagden oder ähnliches produziert.
Der Streetview Player macht das automatisiert nach der Eingabe von zwei Koordinaten und wahlweise der Fortbewegungsart. Je nach Location und Fortbewegungsart funktioniert das besser oder schlechter, die Ergebnisse sind aber ansehnlich. Die kleinen Filme können zudem als animated GIF heruntergeladen und weiter bearbeitet werden.
Dank der heroischen Bemühungen deutscher Datenschutz-Aktivist_innen ist das in Deutschland fast nicht möglich, aber genau das kann ja ein Benefit für die Medienpädagogik sein: In ein selbstproduziertes Video wird eine Autofahrt in Amerika, Asien oder sonstwo eingebaut.