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Internet-Knowhow für die Schule

Zum Internet gibt es viel zu lernen – vom geschickten Suchen über Sicherheit im Netz bis zu rechtlichen Regelungen. Dabei sind die Materialien, die explizit für die Schule gedacht sind, eher überschaubar.

Das Lehrerhandbuch «Knowhow für junge User» von klicksafe lindert diese Situation etwas, indem zu einigen zentralen Themen viele Informationen, konkrete Tipps und insbesondere Ideen für die Behandlung in der Schule zusammengestellt werden. Die Veröffentlichung aus dem Jahr 2008 wurde nun komplett aktualisiert und überarbeitet.

Meiner Meinung nach sind die Methoden, Tipps und auch die Sprache manchmal etwas anspruchsvoll bzw. abstrakt und die Unterrichtsideen didaktisch etwas eingeschränkt. Dennoch bietet die Publikation für interessierte Lehrpersonen und Medienpädagog_innen sicher einige Inspirationen.

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 14.06.2016
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Gaming und Hate Speech – eine Annäherung

„Bei allem was wir machen, steht der Spaß an erster Stelle. […] Jeder Member hat sich gegenüber seinen Teamkollegen oder anderen Spielern im Netz und im Teamspeak respektvoll und loyal zu verhalten.
Der Clan distanziert sich von jeglichen politischen, jugendgefährdenden und obszönen Gedankengut.“ [von: www.lokiclan.de]

Regeln, wie sie hier Auszugsweise von einer Online-Spielgemeinschaft dargestellt sind, sind eine feine Sache. Natürlich gibt es auch im Netz Verhaltensregeln, die zumeist unter dem Begriff Netiquette subsumiert sind. Jedoch nicht erst seit den hitzige geführten Debatten zum Thema Flüchtlingspolitik und Einwanderung in Deutschland, wird offenbar, dass zum Teil alle Regeln des Miteinanders über Social Media außer Kraft gesetzt scheinen… Das dieses Phänomen nicht nur auf die sogenannten „sozialen Netzwerke“ beschränkt ist, sonders auch in weiten Bereichen der Video- und Computerspielcommunities verbreitet ist, ist auch kein neuer Fakt. Dennoch wird diesem Bereich medienpädagogigischen Wirkens noch zu weinig Aufmerksamkeit geschenkt.

Die nun veröffentlichte Broschüre „Gaming und Hate Speech – Computerspiele in zivilgesellschaftlicher Perspektive“ der Amadeu Antonio Stiftung gibt einen Einblick in die Szene und schafft damit Ansätze sich in Bildungskontexten mit dem Thema zu beschäftigen. Ausgehend von der Frage, wie in schulischer und außerschulischer Bildung mit Computerspielen gearbeitet werden kann, werden die Themen Gender, Videospiel-Communities, Jugendschutz, Rassismus und Rechtsextremismus im Kontext Gaming thematisiert.

Gerrit Neundorf Kurzbio
studierte in Leipzig und in Darmstadt Sozialpädagogik, wo er u.a. durch Prof. Dr. Franz-Josef Röll von der Medienpädagogik infiziert wurde. Von 2002 bis Mai 2009 war er als Medienpädagoge beim Landesfilmdienst Thüringen e.V. angestellt und betreute dort mehrere landesweite Projekte. Seit 2007 ist er einer der Leiter von Spawnpoint - Instituts für Spiel- und Medienkultur e.V. Für das Land Thüringen ist er seit 2011 als Jugendschutzsachverständige bei der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) tätig.
Verfasst am 07.03.2016
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«Big Data und Medienbildung»

Manche Begriffe werden eher nebulöser je mehr über sie gesprochen wird. Das gilt auch für «Big Data», um den sich in den letzten Jahren ein kleiner Hype entwickelt hat, der sich zwischen schillernden Heilserwartungen und kulturpessimistischen Befürchtungen bewegt. Auch in der Medienpädagogik zieht an manchen Stellen das Schreckgespenst des zum Objekt degradierten Menschen auf und gerät manchmal die Kreativität von Jugendlichen aus dem Blick.

Das Grimme-Institut hat sich aufgemacht und Akteur_innen aus verschiedenen Bereichen der Medienpädagogik um ihre Sichtweise auf das Thema gebeten. Das Ergebnis ist der Band «Big Data und Medienbildung», der nicht nur gedruckt, sondern dankenswerterweise auch als PDF unter CC-Lizenz kostenlos zur Verfügung steht. Die Publikation ist sicher eine gute Orientierung für Medienpädagog_innen, die sich einen Überblick über die fachlichen Positionen zum Thema verschaffen möchten.

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 19.01.2016
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Das Geschäft mit den Daten

Smartphones sind ein Segen, weil sie kleine, leistungsfähige und leicht bedienbare Computer sind, die ihre Fähigkeiten, gekoppelt mit dem Internet, direkt in unsere Hände bringen. Es gibt aber auch die Dunkle Seite der Macht: Apps, Dienste und dazugehörige Firmen, die gern alle unsere Daten hätten – plus Politik und Geheimdienste, die die Daten der Firmen besitzen möchten.

Aus diesen Gründen ist Datenschutz, das Geschäft mit Daten und auch Überwachung immer wieder Thema in der Medienpädagogik. Und was es dabei braucht, sind gute Materialien, die die meist abstrakten und komplexen Themen anschaulich auf den Punkt bringen. Das macht neuerdings auch die Web-Dokserie «Do not track» von arte und Bayerischem Rundfunk: Die Macher_innen beleuchten Themen wie Werbung, Tracking, Apps, Big Data oder Social Media aus einer sehr persönlichen Perspektive, lassen viele Expert_innen zu Wort kommen und veranschaulichen die Zusammenhänge gut. Dabei werden die Zuschauer_innen immer wieder mit Fragerunden eingebunden – und motiviert weiterzulesen.

Mittlerweile sind alle Teile der Serie online und Medienpädagog_innen haben damit gutes Material für das nächste Projekt, die nächste Unterrichtseinheit oder den nächsten Infoabend zum Thema.

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 23.06.2015
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Mit „Geführter Zugriff“ Appnutzung beschränken

iOS (iPad/iPhone) hat die gelungene „Geführter Zugriff“ Funktion um den Umgang mit dem Gerät vorübergehend auf eine einzelne App zu beschränken. Man kann auch einstellen, dass nach einer gewissen Zeit, die gewählte App gar nicht mehr genutzt werden kann.

Also praktisch für Eltern, die ihren Kindern vorübergehend nur das Nutzen einer App erlauben wollen, ohne ihnen permanent über die Schulter zu schauen. Man kann den Modus aber auch gut als Präsentationsmodus bei Messen usw. nutzen. Knapp und gut erklärt der iPhone Blog die Funktion in seiner Reihe iOS Grundlagen:

Vimeo

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Gerade hatte ich aber ein kleines Problem mit dem „Geführten Zugriff“. Ich hatte kleverer Weise meinen Pin, den ich vor längerem eingegeben habe, vergessen. Als ich den geführte Zugriff dann wieder aktiviert hatte, kam ich nicht mehr aus der App. Wenn man aber länger (ca. 10 Sekunden) den Home und An/Ausknopf gleichzeitig drückt, dann startet das Gerät neu. Nach Eingabe des bei mir vorhandenen (Start)codes konnte ich den Pin des geführten Zugriffs einfach abschalten oder ändern.

Das klappt übrigens nicht, wenn man keinen (Start)code eingegeben hat. Dann startet das Gerät direkt wieder in die geführte App. Man ist also gefangen was ja Sinn der Sache ist, da man nicht will, dass jemand den Schutz einfach aufheben kann. Hat man keinen Startcode eingegeben oder diese auch vergessen, so kommt man nur mit der aufwändigen Neuinstallation des Gerätes weiter. Ein weiterer Grund einen Code zu nutzen.

Weitere Tipps zum Thema Jugendschutz-Apps gibt es hier.

Ulrich Tausend Kurzbio
Der Soziologe Ulrich Tausend erstellt seit dem Verkauf seiner Onlinespiele Firma Neodelight.com im Jahr 2008 Lernspiele und konzipiert medienpädagogische Projekte. Er ist medienpädagogischer Referent am JFF - Institut für Medienpädagogik. Außerdem unterrichtet er an der Mediadesign Hochschule im Bereich Gamedesign. Er engagiert sich in den Initiativen Creative Gaming und gameLabor.
Verfasst am 15.04.2015
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USK Alterskennzeichnung und Mobile Games

Der mobile Spielemarkt wächst seit einigen Jahren rasant an. Die Spiele werden immer komplexer und stehen den Konsolen und PC Versionen in Sachen Grafik und Immersion kaum noch nach. In Deutschland gab es bisher aber ein großes Problem. Während die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) Alterskennzeichnungen nur für Trägermedien vergeben konnte, war der Bereich der Mobile Games ein rechtsfreier Raum, was den Jugendschutz angeht. Seit dem 17.03.2015 wird dieses bekannte Jugendschutzproblem nun konstruktiv und global angegangen – mit IARC (International Age Rating Coalition) wurde die Alterskennzeichnungen von Mobile Games eingeführt. Da sich nun auch Google dem IARC System angeschlossen hat, stehen die Chancen gut, dass auch andere große Stores nachziehen.

Was das ganze bringt fragen Sie? Ein Beispiel: Dead Space, welches u.a. dafür berühmt wurde, dass es den deutschen Jugendschutz an den Rand seiner Möglichkeiten brachte 😉 hatte auf allen Plattformen eine USK 18. Im Google Play Store konnte sich jeder eine für mobile Endgeräte angepasste Version runter laden, welche nicht minder blutig war. Dort erschien dann bei Altersfreigabe die obligatorische „12+“ – sehr witzig, wenn man bedenkt, dass ein simpler Webbrowser dort eine „17+“ bekommt. Hier kamen nicht wenige in Erklärungsnöte, die in der Medienpädagogik und/oder Jugendschutz tätig sind.

Auch wenn IARC über Selbsteinschätzung der Entwickler funktioniert, durchlaufen die Eingaben in einer Datenbank dann doch die deutschen Jugendschutznormen. Das bedeutet nicht automatisch, dass das Spiel nur noch von Erwachsenen runtergeladen werden kann, aber Eltern können so zumindest sofort sehen, ob ein Spiel unter Jugendschutzaspekten für ihr Kind geeignet ist. Wenn nun noch die mobilen Endgeräte ähnliche Altersverifikationssysteme wie die Konsolen bekommen, wäre die Grundlage geschaffen, jüngeren Kids den Content zukommen zu lassen, der für ihr Alter/ihre Entwicklung passend ist… Ein Freifahrtschein für Eltern wird das trotzdem nicht sein, denn am Ende sollten sie entscheiden, was ihr Kind spielen darf/kann und was nicht – am besten indem sie es gemeinsam mit den Kindern spielen…[gn]

Hier finden Sie alle weiteren Infos:
http://www.usk.de/iarc/

Gerrit Neundorf Kurzbio
studierte in Leipzig und in Darmstadt Sozialpädagogik, wo er u.a. durch Prof. Dr. Franz-Josef Röll von der Medienpädagogik infiziert wurde. Von 2002 bis Mai 2009 war er als Medienpädagoge beim Landesfilmdienst Thüringen e.V. angestellt und betreute dort mehrere landesweite Projekte. Seit 2007 ist er einer der Leiter von Spawnpoint - Instituts für Spiel- und Medienkultur e.V. Für das Land Thüringen ist er seit 2011 als Jugendschutzsachverständige bei der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) tätig.
Verfasst am 24.03.2015
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Apps zum Thema Jugendschutz und Medienerziehung

Smartphones und Tablets sind nicht nur Themen in den Schulen, auch in der Familie spielen die Geräte eine große Rolle. Während bis vor einigen Jahren noch Computer und Fernseher die medialen Zentren kindlicher Lebenswelten darstellten, sammeln heute die Kleinen bereits im Vorschulalter ihre ersten medialen Erfahrungen über die Touch-Displays verschiedener Hersteller. Dies stellt Eltern vor neue medienerzieherische Herausforderungen!

Die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle Nordrhein-Westfalen e.V. (AJS-NRW) hat in diesem Sinne ein Merkblatt mit Jugendschutz-Apps erstellt, welches regelmässig aktualisiert werden soll. Die Empfehlungen hier reichen von kindgerechten Angeboten bis hin zu technischen Schutzfunktionen, wobei den Erziehenden jedoch immer bewusst sein sollte, dass technische Lösungen bestenfalls Ergänzungen zur Begleitung und Förderung des Kindes darstellen.

Aber wie sieht es bei Euch und Ihnen aus? Was empfehlen die geneigten Medienpädagogen auf ihren Vorträgen und Elternabenden den Ratsuchenden, wenn es um Medienerziehung und mobile Apps geht? Ich bin gespannt…

Tobias Albers-Heinemann Kurzbio
Hat 2006 mit Eike Rösch das Praxis-Blog gegründet und 10 Jahre lang als Herausgeber gearbeitet. Pressereferent und Medienpädagoge mit den Schwerpunkten: Eltern- und Lehrerbildung, Jugendbeteiligung, Erwachsenenbildung, digitale Kommunikation, Webvideo, Social Media und Öffentlichkeitsarbeit.
Verfasst am 04.09.2014
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Thomas Krüger zur JMStV-Novellierung

Im Zusammenhang mit der anstehenden Novellierung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (unsere Zusammenfassung hier) hat Swenja Wütscher in der «merz – medien und erziehung» Thomas Krüger befragt. Krüger ist Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung und außerdem stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM). Mit freundlicher Genehmigung der merz-Redaktion dokumentieren wir das Interview hier.


merz Jugendmedienschutz ist ein Mittel für … ?
Krüger
 Jugendmedienschutz ist ein weites Feld, würde Fontane sagen. Ich argumentiere mal von den zu Schützenden her, also dass vor allem bei Kindern der Schutzgedanke im Vordergrund stehen muss, und bei Jugendlichen der Gedanke der Eigenverantwortung. Sprich, wir brauchen differenzierte Lösungen, die den Schutzbedürfnissen Rechnung tragen, die auf der anderen Seite aber auch begreifen, dass es nicht nur um Ordnungspolitik geht, sondern auch um Medienkompetenz. Die medienpädagogische Herausforderung, die Aufgabe, die es zu bewältigen gilt, ist die Stärkung der Eigenverantwortung der Jugendlichen.

merz Welche Wirkung entfaltet die – im Jahr 2010 gescheiterte, im März erneut gestartete – Novellierung des JMStV bei Ihnen?
Krüger Zunächst geht es natürlich darum, viele offene Fragen zu diskutieren, die mit der Medienkonvergenz aufgetreten sind, aber auch die Frage, wie es mit dem technischen Jugendmedienschutz weitergehen soll. Ich bin der Meinung, dass die Wirtschaft derzeit nicht in der Lage ist, eine vernünftige Weiterentwicklung der Jugendschutzprogramme alleine zu finanzieren und plädiere vehement für ein stärkeres Engagement der öffentlichen Hände von Bund und Ländern.

merz Brauchen medienkompetente Heranwachsende überhaupt noch einen Jugendmedienschutz?
Krüger Kinder brauchen in jedem Fall Vorkehrungen des Jugendmedienschutzes, bei Jugendlichen sieht das schon anders aus. Ich glaube, dass Jugendliche mit zunehmendem Alter selber für sich Verantwortung übernehmen müssen, weil Schutzvorkehrungen nur relative sein können. Deshalb muss der Jugendmedienschutz der Zukunft – also einer, der seinen Namen verdient – begreifen, dass es neben dem Standbein der technischen und ordnungspolitischen Vorkehrungen ein Spielbein der Unterstützung von Medienkompetenz-Projekten für Jugendliche braucht, die sie ermächtigen, eigenverantwortlich mit Medien umzugehen.

merz Was könnte oder sollte ‚die Medienpädagogik‘ selbst zur Verbesserung des Jugendmedienschutzes beitragen?
Krüger Medienpädagogik dient zunächst dazu, wozu Pädagogik überhaupt dienen soll, nämlich der Stärkung einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit, die den Qualitätskriterien demokratischer, offener Gesellschaften Rechnung trägt. Insofern müssen medienpädagogische Projekte von Sozialverhalten bis hin zu technischen Kompetenzfragen und der Beurteilung und Bewertung von Medieninhalten ein großes Spektrum abdecken, letztendlich aber darauf hinauslaufen, dass die eigenverantwortliche Persönlichkeit im Mittelpunkt stehen sollte. Bisher wird hier viel zu viel klein-klein gefahren. Es gibt hervorragende dezentrale Initiativen, aber weder eine systematische Förderpolitik noch eine erkennbare Verzahnung mit den schulischen Curricula – vor allem für den Bereich der weiterführenden Schulen.

merz Welche Aspekte sollten damit einen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag anführen?
Krüger Die Diskussion um einen JMStV muss berücksichtigen, dass es auch korrespondierende Lösungen für den medienpädagogischen bzw. für den Medienkompetenz-Bereich geben muss. Der JMStV muss Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass tatsächlich übergeordnete Förderpolitik gestartet wird, die dadurch denkbar ist, dass man entsprechende Institutionen aktiviert, diese Aufgabe wahrzunehmen, oder – wie es immer als große Lösung vorgeschlagen wurde – eine Bund-Länder-Stiftung Medienpädagogik auf die Schiene setzt, die ihren Namen aber auch wirklich verdient. 

merz Wer sollte mit wem ein solches Konzept gestalten?
Krüger Ich finde, die Verantwortlichen in Bund und Ländern müssen genauso an den Start wie die Fachleute, die sich über Jahrzehnte um dieses Themenfeld verdient gemacht haben. Die Medienpädagogik hat einen sehr starken sozialwissenschaftlichen Background in die Waagschale zu werfen, der sehr hilfreich ist, was die Adoleszenz-Phase von Jugendlichen betrifft, und damit sozusagen die Projekte der Medienpädagogik und Medienkompetenz einpasst in die Persönlichkeitsentwicklung. Gleichzeitig kann man auch nicht vorbeigehen an der Expertise starker Anbieter von medienpädagogischen Projekten. Also es gibt im Feld eine Reihe von Experten, die angesprochen und einbezogen werden müssen. Es gibt aber vor allem auch die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern, die endlich begreifen müssen, dass der Jugendmedienschutz auf zwei Beinen zu stehen kommen muss, wenn es um Jugendliche geht: neben den technischen und ordnungspolitischen Vorkehrungen nämlich auch die Stärkung der Eigenverantwortung der Jugendlichen. Das A und O sind die Jugendlichen, die nicht nur Patienten sind, die erzogen oder pädagogisiert werden müssen, sondern wenn wir von Medienpädagogik- und Medienkompetenz-Projekten ausgehen, denken wir eine teilhabeorientierte Bildung – also die Einbeziehung der Jugendlichen selber – immer mit. Ohne Partizipation in diesen Projekten, ohne Mitbestimmung über die Lernszenarien und -settings wird keine Akzeptanz in diesem Bereich herzustellen sein.

merz Jugendmedienschutz darf nicht nur Regulierung heißen. Jugendliche sind gleichzeitig Regisseure und Darsteller ihrer Lebenswelt – und sollen das auch sein. Ihr Wunsch nach sozialer Zugehörigkeit verlangt dabei auch Webpräsenz: Welche Alternativen sollte es daher für Jugendliche neben sicheren Surfräumen und Filterlösungen geben?
Krüger Eine Lösung ist vielleicht, ins Kloster zu gehen, aber die gehört eher anderen Jahrhunderten an. Ich glaube, man muss berücksichtigen, dass Jugendliche heute neben der Einbeziehung in den formellen und non-formellen Bildungssektor auch Selbstlernende sind: Sie organisieren sich selbst, auch ihre Lernprozesse – in der pädagogischen Wissenschaft wird das informelle Bildung genannt –, sie vernetzen sich mit Gleichaltrigen, tauschen sich aus und werden quasi durch das Interagieren mit Gleichaltrigen Experten ihres Alltags – auch ihres Medienalltags. Das gilt es in entsprechenden Szenarien und Förderprogrammenzu berücksichtigen. Denn die Akzeptanz bei Jugendlichen wird nur herzustellen sein, wenn sie als eigenverantwortliche Persönlichkeiten von Anfang an mitgestaltend ins Spiel kommen und dieses Terrain mitbestimmen können.

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 02.09.2014
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«Kleine Daten, große Wirkung»

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Big Data, also die Nutzung von großen Datenmengen zur Gewinnung von neuen Informationen, ist in der Medienpädagogik nicht nur mit Blick auf Facebook, Whatsapp und Co. ein immer wichtigeres Thema: In der digitalen Gesellschaft ist grundlegendes Wissen über den Umgang mit solchen Daten wichtig für das Verständnis von Wirtschaft und Technologie – und auch von Überwachungsmöglichkeiten.

Erst jetzt bin ich über wertvolle Materialien der LfM Nordrhein-Westfalen gestolpert, die für die pädagogische Arbeit geeignet sind: Obiger Film von keinem Geringeren als Alexander Lehmann visualisiert die wichtigsten Prinzipien – und eine kostenlose Broschüre «Kleine Daten, große Wirkung» (PDF) gibt einen vertieften Einblick.

[via jugend.rlp.de]

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 28.05.2014
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Die JMStV-Novellierung aus Sicht der Medienpädagogik

Gestern haben die Länder überraschend angekündigt, eine Online-Konsultation zur Novellierung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) zu starten. Damit wird ein Prozess öffentlich wieder aufgenommen, der mit dem Scheitern der damaligen Neufassung Ende 2010 ins Stocken gekommen war. Für Kinder, Jugendliche und alle weiteren Zielgruppen im Netz, für Medienproduktionen online und damit für die Medienpädagogik ist die Regelung des Jugendmedienschutzes im Internet zentral, denn es geht um Fragen etwa wie Websites von Jugendlichen aus Medienprojekten veröffentlicht werden können, und etwa wie  Eltern in der Medienerziehung unterstützt werden und wie nicht. Auch die Freiheit und Vielfalt von Information und Kommunikation sind hohe Güter, die durch den neuen JMStV massiv in Gefahr sind.  Daher möchten wir in diesem Artikel die bisherige Entwicklung schildern, wichtige Informationen und Argumentationen zusammenfassen und mögliche Positionen und Handlungsoptionen für Medienpädagoginnen und Medienpädagogen skizzieren – das alles als eine erste Bestandsaufnahme. Wir freuen uns über Artikel, die das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Den ganzen Beitrag lesen

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 25.03.2014
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