Thema Datensicherheit »
Workshop-Material für Passwörter
Passwörter. Ein Thema, das wichtig, aber wohl eher als lästige Aufgabe empfunden wird. Beispiele für die Notwendigkeit guter Passwörter und deren Verwaltung liefern Artikel in Fachzeitschriften und auch Nachrichten über Leaks oder Hacks bei Firmen. Da ist es immer hilfreich, wenn Material für das Thema im Internet zu finden ist. Noch schöner ist es, wenn man es einfach in seinen medienpädagogischen Veranstaltungen verwenden kann.
What’s Web: Comic-Clips zu Medienkompetenz
Wenn Piraten gegen die Datenkrake kämpfen, ein tapferer Ritter von Handy-Pushnachrichten abgelenkt wird und Rapunzel als Influencerin jobbt (die wohl rein zufällig an Bibi erinnert), dann wird schnell deutlich, dass es sich hier um außergewöhnliche medienpädagogische Materialien handelt. Das Projekt What’s Web präsentiert Videoclips aus der Feder von Coldmirror, die mit skurillem Humor zur Selbstreflektion anregen.
Digitale Selbstverteidigung: Unterrichtsimpulse und Quellen zur Diskussion über Selbstdatenschutz und mehr digitale Autonomie
„Zu argumentieren, man kümmere sich nicht um seine „Privatheit“ weil man nichts zu verbergen habe, ist nichts anderes als zu sagen, man kümmere sich nicht um „freie Meinungsäußerung“ weil man nichts zu sagen hat.“ – Edward Snowden
„Du musst um deine Privatsphäre kämpfen, sonst verlierst du sie.“ – Eric Schmidt, CEO Alphabet Inc. (Dachorganisation von Google Inc.)
Als Pädagoge steht man heute häufig vor der Tatsache, dass Schülerinnen und Schülern doch recht arglos mit Ihren Daten hantieren und wir nicht immer wissen, wie damit umzugehen ist. In Diskussionen hört man immer wieder die Floskel „ich habe ja nichts zu verbergen“ oder „ist mir doch egal“. Im Gegensatz zu dieser Informations-Arglosigkeit scheint es in der Bevölkerung aber dennoch eine immer stärkere Verunsicherung zu geben, wie sicher unsere Daten im Netz eigentlich aufgehoben sind. Gerade die in der Schule erlebten Diskussionen und Erfahrungen Jugendlicher mit sozialen Netzwerken haben zu pädagogischen Hinweisen geführt, wie man damit umgehen könnte. Studien zum Nutzungsverhalten zeigen, dass bei Jugendlichen ein teils doch recht argloses „Oversharing“ an Informationen vorliegt und Datensicherheit für den einzelnen nicht immer im Vordergrund steht. Und vor allem: Auch Schüler selbst fühlen sich mit zunehmendem Alter in ihren eigenen Communities nicht mehr sicher.
Der hier verlinkte Artikel soll Tipps und Quellen aufzeigen, wie die aktuelle Lage mit Jugendlichen diskutiert und mit o.g. Argumenten umgegangen werden kann. Neben einigen grundlegenden Informationen werden wertvolle Tips in der Arbeit mit Datenschutz und Datensicherheit gegeben. Eine grundlegende Diskussion über Ethik im Rahmen der Digitalisierung sollte durch die hier vorgelegten Quellen möglich sein.
Anonym, verschlüsselt und fast unsichtbar im Netz
Manche Dinge sind beim ersten Lesen unglaublich: Ein Computersystem, das vom Stick gebootet werden kann, den/die Nutzer_in (über Tor) anonymisiert, Verschlüsselung für Mails und Daten mitbringt, alle Benutzungsspuren verschleiern kann – und das Ganze noch kostenlos und relativ leicht zu installieren. Als ich zum ersten Mal von Tails gelesen habe, dachte ich, das ist nicht möglich oder kann nicht sicher sein. Und nachdem ich das System nun ausprobiert habe, bin ich überzeugt, dass es was Gutes ist.
Tails, kurz für «The Amnesic Incognito Live System», basiert auf einer Linux-Variante und ist ein Softwarepaket, was in allen Aspekten für sehr weitreichende Datensicherheit optimiert ist:
- Die Installation beinhaltet einige Sicherheitshürden. Dadurch ist sie sicher das Aufwändigste an der gesamten Nutzung, aber immer noch um Vieles leichter als die enthaltenen Tools im Einzelnen.
- Die Nutzung an sich ist recht sicher möglich, weil Tails als so genanntes Live-System auf einem nichtbeschreibbaren Datenträger laufen kann.
- Die enthaltene Software bietet fast alles was das Herz von für Netzsicherheit Überzeugten höherschlagen lässt: Torbrowser, PGP, Messenger, Passwortmanager, …
- Nach der Benutzung werden alle Speicher überschrieben, um Spuren zu verwischen.
- Und einiges mehr.
Passwörter einfach erklärt
Passwörter und ihre Sicherheit sind ein Alltime-Klassiker in der Medienpädagogik, denn sie sind nach wie vor ein wichtiges Element um persönliche Daten zu schützen. Dabei ist es aber nicht immer leicht, Menschen zu motivieren, sichere Passwörter zu benutzen – was Statistiken zu häufig gewählten Kombinationen regelmäßig zeigen.
Alexander Lehmann hat nun (einmal mehr) ein sehr schönes Video produziert, was dem abhilft: Er zeigt darin nicht nur, wie sichere Passwörter beschaffen sein müssen, sondern auch warum – und wie mensch sich die Arbeit damit leichter macht. Das alles ansprechend und kurzweilig mit einem leichten Duktus. Aus meiner Sicht damit eine wertvolle Ressource für die Medienpädagogik.
Who’s watching you? Aktionen zu Überwachung, Privatsphäre & Datenschutz
2014 war „Jahr 1 nach Snowden“, auch für die Medienpädagogik: Zahlreiche Veranstaltungen und Publikationen beschäftigten sich mit der Frage, welche Auswirkungen die NSA-Enthüllungen auf die pädagogische Praxis haben, beispielsweise mit Blick auf Projekte und zu vermittelnde Inhalte, aber auch hinsichtlich verwendeter Tools und Online-Dienste. Das Thema Datenschutz wird nun schon seit geraumer Zeit medienpädagogisch aufgegriffen, doch der durch Snowden bekanntgewordene Umfang der globalen Überwachung erforderte ein Umdenken und eine Neuorientierung.
Das Münchner Netzwerk Medienkompetenz, die AG Interaktiv, nahm diese Herausforderung an und gestaltete eine Aktionswoche für Jugendliche und pädagogische Fachkräfte, um den Themenkomplex „Überwachung, Privatsphäre & Datenschutz“ zu fokussieren. Unter dem Titel „Who‘s watching you?“ gestalteten zahlreiche Einrichtungen aus München eine Veranstaltungsreihe an der Schnittstelle von Medienbildung und politischer Bildung, die vom SIN – Studio im Netz koordiniert wurde.
Realisierung:
Bereits im Vorfeld stellte sich die Frage, wie diese (für die meisten Jugendlichen wenig spannende Thematik) so aufgegriffen werden kann, dass die Aktionen bei der jungen Generation auf Interesse stoßen und eine tatsächliche Auseinandersetzung mit den Inhalten angeregt wird. Wir konzipierten einen möglichst unverkrampften Ansatz und wollten das Thema alltagsnah aufbereiten, anstatt oberlehrerhaft über die Notwendigkeit von Datenschutz zu dozieren. Zudem wollten wir nicht nur die negativen Aspekte der technischen und medialen Überwachungsmöglichkeiten darstellen, sondern auch positive Anwendungsmöglichkeiten neuer Medientechnologien aufzeigen, um eine konstruktive Beschäftigung mit der Thematik zu fördern.
Durchgeführt wurde die Woche im Juli 2014 im Münchner Haus der Jugendarbeit. Um dort einen angemessenen Rahmen zu schaffen, gestalteten wir die Räumlichkeiten mit kleinen Kunstobjekte und Installationen zum Thema: So mussten die Teilnehmenden bei Betreten des Saals eine Lichtschranke durchlaufen, wurden von einer Verfolgungskamera beobachtet und saßen dann zwischen LED-Lichtschläuchen, Wand-Projektionen und einem leuchtenden „Heartbleed“-Kubus (bezugnehmend auf die Online-Sicherheitslücke „Heartbleed“). Als Logo für die Aktionswoche hatten wir eine Adaption der Figur Kilroy gewählt („kilroy is watching you“), die als Comicfigur an der Wand prangte.
Inhaltlich entschieden wir uns für ein abwechslungsreiches Angebot mit unterschiedlichen Formaten: Für Schulklassen gestalteten wir einen „Daten-Parcours“ mit medien-, theater- und erlebnispädagogischen Stationen. Für Jugendgruppen und Ganztagsklassen wurden Nachmittags-Workshops und eine Crypto-Party angeboten. Daneben standen für Erwachsene verschiedene Fortbildungen und Vorträge auf dem Programm, u.a. mit der Politikerin und Autorin Marina Weisband. Eine kleine Aktion am Rande, die sehr großen Anklang, war unsere „Safer Selfie“-Station: Dort lagen Masken bereit, um anonyme Selfies zu knipsen, die dann im eigens dafür angelegten Instagram-Account gepostet wurden.
Das positive Feedback der rund 400 Teilnehmenden zeigte uns, dass unser Ansatz aufgegangen war. Dank der Beteiligung zahlreicher Münchner Einrichtungen konnte ein vielseitiges und kurzweiliges Programm gestaltet werden, und das Ziel, über Überwachung zu informieren und für Datenschutz zu sensibilisieren, ist so erreicht worden.
Dokumentation:
Eine ausführliche Dokumentation der Konzepte, die im Rahmen dieser Aktionswoche realisiert wurden, finden sich im Projekte-Blog der AG Interaktiv.
Zudem wurden zum Projekt ein Animations-Clip und ein Flyer erstellt, die beide online verfügbar sind.
Daten sicher durchs Netz bringen
Seit Edward Snowden bekannt gemacht hat, wie umfassend Menschen weltweit durch Geheimdienste überwacht werden, hat die Sensibilität für Datensicherheit zugenommen und ist auch ein größeres Thema in der Medienpädagogik geworden.
Die Zusammenhänge und Hintergründe sind dabei allerdings oft abstrakt und schwer nachzuvollziehen. Die Electronic Frontier Foundation (EFF) hat daher schon vor längerem eine Website veröffentlicht, die auf anschauliche Weise zeigt, wie Daten auf ihrem Weg durchs Netz an verschiedenen Stellen durch https und Tor unsichtbar gemacht werden können oder eben nicht. Für mich ist das nach wie vor wertvolles Material für Veranstaltungen, wo es um Datensicherheit geht. Denn unbedachte Verschlüsselung und Anonymisierung kann eine falsche Sicherheit vorgaukeln, die am Ende genau das Gegenteil bewirkt.
Was Google über uns weiß…
Google sammelt Daten über uns – soweit eigentlich nichts Neues. Wesentlich imposanter wird dieses Wissen, wenn wir diese Informationen visualisiert bekommen. Zu diesem Thema hat t3n jüngst einen Artikel veröffentlicht, in dem sechs Links empfohlen werden, über die wir die von Google gesammelten Informationen abrufen können. So verrät in meinem Fall das Artikelbild, dass ich diesen Beitrag offensichtlich auf dem Heimweg vom #gmk14 Fachforum in Berlin geschrieben habe.
Neben dieser Selbstoffenbarung bieten diese Links aber auf jeden Fall eine Steilvorlage für medienpädagogische Projekte und Schulungen zum Thema Datenschutz, da mit wenigen Klicks die gespeicherten Informationen, das Profil, die Auswertung der Ortungsdaten etc. visualisiert werden können.
Und hier die Links:
1. Google Preferences: Dein Werbeprofil
2. Google Location History: Deine Orte
3. Google Search History: Deine Suchprotokoll
4. Google Activity: Deine Geräte
5. Google Permissions: Zugriffsrechte von Erweiterungen
6. Google Takeout: Kopie deiner persönlichen Daten
Web 2.0 ohne PRISM
Unsere Daten sind wertvoll! Das wissen nicht nur die Betreiber von Webangeboten, sondern auch diverse Staaten und Geheimdienste. Doch auch wir sollten ein gewisses Interesse an unseren Daten und denen unserer Freunde haben. Gerade hier liegt eine Säule medienpädagogischer Arbeit: die informationelle Selbstbestimmung. Doch was soll man tun, wenn man die Vorteile des Internets zwar nutzen, dabei aber seine Daten weitestgehend schützen möchte?
Eine Möglichkeit: Alternativen suchen! Einen Überblick zu diesen Alternativen bietet die Website PRISM-BREAK. Hier erhält man eine Übersicht zu etablierten Webangeboten und ihren freien Pendants. Gerade für einen ersten Überblick ist diese Liste nützlich, denn man begreift – für fast alle Angebote gibt es Alternativen. Klar ist, nur wenn sich viele am Social-Net beteiligen, funktioniert es auch, aber Bewusstsein und Sensibilität schaffen, ist ja schon mal ein Anfang. Am besten einfach mal durchstöbern, mitmachen und Freunden davon erzählen.