Thema Studien »
Junge Menschen als Expert_innen
Mit Kindern und Jugendlichen im Detail über Medien reden ohne nur mit Zahlen zu jonglieren – das mag ich an den Studien aus dem JFF. Das Ergebnis sind nämlich nicht nur detaillierte Einblicke in die Lebenswelt von Heranwachsenden und ihre Sicht auf die Welt, sondern meist auch konkrete Anknüpfungspunkte für die medienpädagogische Praxis.
Jüngstes Produkt aus diesem Schaffen sind die Berichte aus den Act-on-Jugendkonferenzen. Die sind teilweise schon länger verfügbar, nun gibt es aber die Gesamtschau inklusive eines Schlussreports. Darin finden sich Informationen zum Medienhandeln von Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren plus ihre Sicht auf Risiken rund um Smartphone und Internet. Dabei zeigt sich unter anderem, dass junge Menschen sich durchaus Gefahren bewusst sind, allerdings nicht immer alles genau einschätzen können und häufig konkretes Hintergrundwissen gefragt ist.
Die Studien werden abgerundet durch konkrete Empfehlungen für die Medienpädagogik. Und allerspätestens da zeigt sich: eine lohnende Lektüre für Praktiker_innen!
Medienbildung an Schulen in Deutschland
«Mehr Medienkompetenz» fordern mittlerweile fast alle. Was darunter verstanden wird, ist dagegen sehr unterschiedlich – und was getan wird erst recht. Das zeigt sich auch in der Untersuchung «Medienbildung an deutschen Schulen» der «Initiative D21», die kürzlich erschienen ist. Darin nehmen die Macher_innen eine recht aufwändige Bestandsaufnahme der Aktivitäten und Strukturen auf Bundes- und Landesebene vor.
Plakatives Kernergebnis der Studie ist eine Übersicht bzw. Kategorisierung der Bundesländer in solche die viel, weniger und kaum Medienbildung an Schulen (strukturell) fördern. In der Publikation ist aber noch einiges mehr zu finden:
- Lehrplanauszüge für alle Bundesländer, die sich auf das Thema beziehen
- eine Übersicht von Akteur_innen, Maßnahmen und Strukturen in den einzelnen Ländern
- generelle Rahmenbedingungen des Schulsystems, auch auf internationaler Ebene
Die Studie liefert daher auch über das Kernthema hinaus einen guten Einblick in den Status Quo und die Entwicklungslinien des Schulsystems in Deutschland.
Grundlage der Untersuchung ist allerdings eine Recherche auf Bundes- und Länderebene nach öffentlich verfügbaren Informationen, ergänzt durch Interviews mit Akteur_innen, was zunächst keine sonderlich breite Basis darstellt. Die Autor_innen führen die eigenen Erkenntnisse jedoch mit denen weiterer Studien im Schulfeld, etwa zur Lehrpersonenausbildung, zusammen, was ein recht breites Bild ergibt.
Eine Publikation einer Interessenorganisation muss selbstverständlich mit eigenen Forderungen zum Thema enden. Aber auch hier sticht die Publikation erfreulich hervor, denn diese basieren gleich auf mehreren Forderungspapieren zum Thema Medienbildung aus dem Bildungsbereich, etwa von «Keine Bildung ohne Medien».
Jugendliches Informationsverhalten im Blick
Jüngst hat das „Medienkonvergenz Monitoring“ in einer neuen Publikation die Studien der letzten zehn Jahre aufgearbeitet und um neue Erkenntnisse erweitert – und gleichzeitig das Ende des Projekts verkünden müssen. Damit endet leider die Arbeit an einem der wertvollsten Einblicke in das Medienverhalten Jugendlicher im deutschsprachigen Raum.
Neben dieser interessanten Veröffentlichung können Medienpädagoginnen und Medienpädagogen aber noch ein letztes Mal von der Arbeit des MeMo profitieren: Das Team um Bernd Schorb hat eine neue Studie zum Informationsverhalten Jugendlicher veröffentlicht. Darin findet sich einmal mehr ein tiefer und wertschätzender Blick auf die Themeninteressen und die konkreten Tätigkeiten Heranwachsender auf Google, Wikipedia, YouTube und Co, wenn es um die Suche nach Informationen geht. Eine gute Grundlage für Vorträge und die medienpädagogische Praxis.
Jugendliche Lebenswelten im Wandel der letzten 15 Jahre
Die JIM– und KIM-Studien sind ohnehin ein Glücksfall für die Medienpädagogik: Einmal im Jahr bieten sie einen – wenn auch nur quantitativen – Einblick in die mediale Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. Und helfen damit Medienpädagoginnen und Medienpädagogen dabei, adäquate Angebote zu konzipieren.
Mit der aktuellen Studienausgabe haben die Macher_innen ein besonderes Schmankerl geliefert: Nach 15 Jahren JIM-Studien haben sie ausgewählte Zahlen in einer eigenen Publikation einander gegenübergestellt und dokumentieren damit den Medienwandel der letzten Jahre eindrücklich. Eine wertvolle Argumentationshilfe für die nächsten 15 – äh – Monate.
Ich weiß: Diese Information ist nicht für alle Leser_innen taufrisch. Aber wir verstehen uns schließlich als zeitlose Informationsquelle und weniger als schneller-höher-weiter Newsportal. 🙂
Faceboom – ein analoges Medienkompetenz-Spiel
Analoge Spiele zu digitalen Themen haben ihren Reiz. Das hat vor einiger Zeit auch schon das Facebook Offline-Spiel gezeigt. Heute geht es aber nicht nur um Facebook, sondern um durch Studien und Untersuchungen belegte Fakten aus dem Bereich der Medienkompetenz. Faceboom ist ein analoges Kartenspiel, so unterhaltsam wie simpel in der Umsetzung. Das Regelwerk ist sogar für Spiele-Muffel wie mich einfach zu verstehen.
Es geht um Kernaussagen aus dem Bereich der Mediennutzung und Medienkompetenz, die fett gedruckt auf einer Karte stehen. Diese werden den Mitspielenden laut vorgelesen und diese müssen dann ihre „stimmt“ oder „stimmt nicht“ Karten ablegen. Die unter der These stehende Antwort gibt dann Aufschluss und regt zur Diskussion an.
Ich muss sagen, ein tolles und kurzweiliges Spiel für jede Altersgruppe oder eine prima Einführung ins Thema beim nächsten Workshop oder Elternabend.