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Hilfe! Mein Kind spielt!
„Ganz ruhig, setzen Sie sich doch erst mal und erzählen Sie mir was passiert ist und wir versuchen gemeinsam eine Lösung für dieses Problem zu finden.“
Ok, ich gebe zu, dass dieser Ansatz vielleicht ein wenig übertrieben ist. Stellt sich trotzdem die Frage, wo wir Ende 2016 eigentlich stehen, was das Elterninteresse zum Thema Games angeht? Und wenn dieses vorhanden ist, wo können sie sich hinwenden?
Anlass für dieses Blog Post ist die Veröffentlichung „Sicher im Umgang mit digitalen Spielen – Was Eltern wissen sollten“ der Stiftung Medienpädagogik Bayern.
Apropos Stiftung: Auch die Stiftung Digitale Spielekultur und die USK widmen sich in ihrem kürzlich erschienenen „Elternratgeber für Computerspiele“ der (scheinbar immer noch vernachlässigten) Zielgruppe Eltern. Gut so, insbesondere wenn man feststellt, dass hier u.a. Institutionen wie das ComputerProjekt Köln e.V mit seinem Spieleratgeber NRW und die bpb mit spielbar.de, welche mit ihrer hervorragenden Arbeit schon seit Jahr(zehnt)en eine Vorreiterrolle in der Elternarbeit rund um Games spielen, mitwirkten.
Natürlich fehlen in der Liste noch so einige. Gerne kann hier in den Kommentaren ergänzt und auf ganz neue Angebote hingewiesen werden. Wir freuen uns darauf 🙂
Fundiert über mobile Medien in der Familie sprechen
«Ab wann soll mein Kind ein Smartphone nutzen?», «Welche Websites sind für Kinder geeignet?», «Haben Tablets etwas im Kindergarten verloren?»: Das sind nur einige der Fragen, die Medienpädagog_innen häufig von Eltern gestellt werden. Denn das Wissensbedürfnis von Eltern bezüglich Smartphones, Tablets und dem mobilen Internet ist riesig. Und genauso haben auch Fachkräfte viele Fragen.
Das JFF hat sich mit der Studie «MoFam – Mobile Medien in der Familie» damit einem sehr wichtigen Thema angenommen und leistet einmal mehr die wertvolle Arbeit, fundierte Informationen in ein hitzig diskutiertes Themenfeld zu bringen. In der Studie werden
- Erkenntnisse zur Medienerziehung aus Entwicklungspsychologie und der Kinder- und Jugendmedienforschung zusammengetragen
- Eltern befragt zu den Bedarfen und Fragen zum Thema mobile Medien und Internet
- Fachkräfte interviewt zu ihren Fragen und Unterstützungswünschen.
Die resultierenden Erkenntnisse sind eine wertvolle Basis für die Beratung von Eltern sowie die Unterstützung von Fachkräften. Die Studie ist als Kurzfassung und als Langfassung, gemeinsam mit der Expertise «Grundlagen zur Medienerziehung in der Familie» kostenlos auf der JFF-Website verfügbar.
Ab wann ist der Griff zum Smartphone unhöflich?
Mit den Studien ist es so eine Sache. Während viele Leserinnen und Leser selbst an wichtigen und guten Studien beteiligt sind, habe ich manchmal das Gefühl, dass vor allem kommerzielle Anbieter sich erst ein gewünschtes und lukratives Ergebnis suchen und dann so lange forschen und würfeln, bis es endlich erreicht wird. So gibt es zu den gleichen Themen die unterschiedlichsten Studien mit ihren Interpretationen und Deutungen, was natürlich den konstruktiven Diskurs mit den Eltern erschwert, denn letztendlich gibt es immer eine Studie, die belegt, wie schädlich und gefährlich die Medien doch sind.
Dennoch möchte ich heute auf eine relativ aktuelle Studie des Pew Research Center’s American Trends Panel aufmerksam machen, die sich mit der Etikette der Smartphone-Nutzung in den USA auseinandersetzt und die Frage stellt, ab wann der Griff zum Smartphone nicht mehr in Ordnung oder sogar als unhöflich erachtet wird. Auf t3n gibt es hierzu eine etwas ausführlicheren Artikel zu den Ergebnissen.
Nun gut, was die Ergebnisse angeht, ist für mich persönlich in China jetzt kein Sack Reis umgefallen, dennoch liegt für meine Arbeit der Mehrwert dieser Studie darin, dass ich einige Grafiken und Informationen als Impuls und Diskussionsgrundlage für die Elternarbeit verwenden kann, um sowohl auf die unterschiedlichen Nutzungsgewohnheiten verschiedener Generationen aufmerksam zu machen, als auch auf die Tatsache, dass Eltern und Kinder im familiären Umfeld gar nicht so weit auseinander liegen…
Digitale Medien in der Familie: Hilfestellungen und Moderationsset
Es gibt eigentlich kaum noch Familien, in denen digitale Medien keine Rolle spielen. Spätestens Ende der Grundschule kommen die ersten Diskussionen um Smartphones, Spielkonsolen etc. auf. Oftmals sehen sich Eltern nicht in der Lage, diese Themen mit den Kindern zu besprechen, sehen sie sich selbst als nicht kompetent genug oder unterstellen sie sich selbst mangelndes Grundlagenwissen.
Solche Situationen bieten Medienpädagog_innen und Elternbildner_innen die Gelegenheit, sich als Moderator_in anzubieten und entsprechend zu vermitteln. Für diesen Zweck wurde als Hilfestellung von Femmes-Tische und Elternbildung CH ein Moderationsset entwickelt, welches in Deutsch, Französisch und Italienisch erhältlich ist. Die entsprechenden Unterlagen können kostenlos heruntergeladen werden und beinhalten u.a. verschiedene Moderationsfragen, Moderationsanleitungen und ein Merkblatt für die Moderator_innen.
Studie: EXIF – Exzessive Internetnutzung in Familien
Ok, mal wieder eine Studie zum exzessiven Medienkonsum könnte Mensch jetzt denken und im Prinzip hätte Mensch damit auch recht. Dennoch gibt es in der durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegeben Studie einen wesentlichen Unterschied zu anderen derzeit auf dem Markt befindlichen Erhebungen – den (Sozialisations)Faktor Familie.
Untersucht wurde hier vorrangig der Einfluss von und die Auswirkungen auf exzessive Computer- und Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen im Konstrukt Familie. Für Praktizierende der Medienpädagogik bestätigt die Studie vorrangig, dass die seit Jahrzenten umgesetzten Projekte der medienpädagogischen Arbeit mit Eltern wichtig sind. Gleichzeitig wirft sie jedoch auch die Frage auf, warum die jahrelangen Bestrebungen in der Medienpädagogik ‚Elternmedienkompetenz‘ zu forcieren – zumindest laut Statistik – bei so ‚wenig‘ Eltern greifen? Oder wie sonst muss man zusammenfassende Aussagen der Studie wie diese interpretieren?:
„Generell ist von Familien, deren Kinder eine unproblematische Computer- und Internetnutzung zeigen, bis hin zu Familien, in denen gravierende Probleme bestehen, ein dringlicher Bedarf an medienerzieherischer Aufklärung und Unterstützung zu erkennen.“
Andererseits macht für mich die Studie aber auch deutlich, dass vor allem die Eltern die einen adäquaten Erziehungstil für ihre Familie gefunden haben, in denen Zufriedenheit und Kommunikation eine wesentliche Rolle spielen, scheinbar (auch wenn sie das Gegenteil formulieren) ganz gut ohne „medienerzieherische Aufklärung und Unterstützung“ ihr familiäres Leben meistern. Das sind dann diese Momente, in denen ich mich frage, ob nicht gesunder Menschenverstand, Liebe und Kommunikation in der MedienErziehung ausreichen, um am Ende sehr gut mit den Anforderungen dieser von Medien geprägten Gesellschaft klar zu kommen?
Hier finden Sie die Studie in einer Zusammenfassung und hier im Original.
Elternarbeit leicht gemacht
Von verschiedenen Seiten wird Eltern eine wichtige Rolle in der Mediensozialisation von Kindern und Jugendlichen zugeschrieben. Dies ist auch sicherlich richtig, aber nicht oft wird auch der zweite Schritt gemacht und Eltern auf diese Aufgabe auch vorbereitet. Daher ist Elternarbeit bzw. die Weiterbildung der Eltern im medienkritischen Umgang mit medialen Angeboten ein wichtiges Thema für die Medienpädagogik.
Die Publikation „Medienbildung in der Familie auf einen Blick“ von mekonet liefert gute erste Informationen für MultiplikatorInnen zum Thema und bietet darüber hinaus umfangreiche Links zur weiteren Vertiefung des Themas. Durch die Broschüre bin ich auch (wieder) auf ein interessantes Buch der GMK zum Thema medienpädagogische Elternarbeit gestoßen, dass komplett und kostenlos zum Download zur Verfügung steht.