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(Erfundene) Nachrichten im Handumdrehen
Heute wieder etwas aus der Reihe «einfache Tools mit großem Effekt»: Eine belgische Webagentur stellt unter verschiedenen Domains (auf Deutsch etwa 24aktuelles.com oder nachrichten.de.com) und in verschiedenen Sprachen ein einfaches Webtool zur Verfügung, mit dem im Handumdrehen erfundene Nachrichtenmeldungen bzw. Fakes zum Spaß erstellt werden können. Nach dem Veröffentlichen entstehen so Links, die nach «echten» Nachrichten aussehen.
Für die Medienpädagogik liegt der Nutzen auf der Hand: In Workshops können Jugendliche so erfahren, wie einfach Falschmeldungen und Propaganda entstehen können. Auf Social Media geteilt, können die Meldungen – mit dem geeigneten Inhalt — Diskussionen über die Vertrauenswürdigkeit von Internetlinks auslösen. Mittelbar können Heranwachsende damit auch lernen, auf was denn bei der Informationsssuche zu achten ist.
Zusätzlich sympathisch bzw. empfehlenswert macht das Angebot meiner Meinung nach die Tatsache, dass die Macher_innen ernst gemeinte Falschinformationen und negative Posts explizit ausschließen. Und so finden sich bei den bisher erstellten Meldungen vor allem unterhaltsame Nachrichten (etwa ein französischer Bericht über einen drohenden Kuh-Tornado).
Wie ist Eure Einschätzung des Tools? Habt Ihr konkrete Erfahrungen gemacht? Gibt es ähnliche oder bessere Angebote? Ich freue mich über Ergänzungen.
Update am 15.12.17: Zwei Leserinnen haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass mit der Auswahl von Bildern mit Hilfe der Google-Bildersuche copyrightgeschütztes Material remixt wird. Das hatte ich in meiner Besprechung übersehen und sollte bei Projekten natürlich bedacht werden.
«FakeNews» im Unterricht
«FakeNews» ist aus meiner Sicht sowas wie das medienpädagogische Unwort des Jahres 2016 – und hat einige Eigenschaften eines medienpädagogischen Hypes:
- Gesellschaftliche Phänomene und Probleme werden auf ein Medienphänomen reduziert.
- Obwohl es schon Begrifflichkeiten gibt, wird ein neuer Begriff geprägt.
- Dieser Begriff wird uneindeutig verwendet, obwohl damit gleichzeitig Schwarz-Weiß-Malerei betrieben wird.
- Der Bekämpfung des Medienphänomens werden Heilserwartungen zugeschrieben.
Dennoch ist es grundsätzlich nicht verkehrt, mit Jugendlichen über die Verifikation von Nachrichten und Dynamiken auf sozialen Netzwerken zu reden. Recht umfangreiches Material hierfür bietet die klicksafe-Handreichung «Fakt oder Fake» für den Unterricht. Darin sind zwei Szenarien inklusive verschiedener Materialien zu finden.
Fakes und was dahintersteckt
Die Filter-Bubbles, die zB Facebook und Google mit ihren Algorithmen generieren, gehören meiner Meinung nach zu den gesellschaftlich gefährlichsten Entwicklungen von Social Media. Und Medienpädagogik kommt hier oft die Rolle der Feuerwehr zu.
Das gilt insbesondere, wenn Gerüchte, Falschmeldungen und gefälschte Inhalte im Umlauf sind. Die Aufklärung über so genannte Fakes und die Verifikation von Inhalten ist aktuell ein wichtiges Thema für Medienpädagog_innen.
In der Reportage «Wie gefährlich sind Fakes im Netz?» vom Bayrischen Rundfunk werden viele Aspekte rund um gefälschte Inhalte, die Dynamiken in Sozialen Netzwerken und mögliche Folgen thematisiert. Das alles spannend erzählt, gut verständlich und dann auch noch in einer guten Länge. Deswegen ist das Video meiner Meinung nach ein guter Einstieg in die thematische Arbeit mit Jugendlichen zu Fakes.
Online-Quellen beurteilen
In Zeiten von erbittert geführten Diskussionen, Verschwörungstheorien und anderen Halbwahrheiten in sozialen Netzwerken gehört die richtige Einschätzung von Quellen aus dem Internet zu den wichtigen Fähigkeiten, um sich eine adäquate Meinung zu bilden und ein selbstbestimmtes Mitglied der Gesellschaft zu sein. In diesem Sinn haben wir in jüngster Vergangenheit schon auf einige Materialien hingewiesen, die bei der Recherche und Verifikation von Inhalten helfen.
Nun bin ich auf das Dossier von saferinternet.at zur richtigen Beurteilung von Online-Quellen gestoßen, das zahlreiche Materialien zum Thema bietet: Checklisten mit Tools zur Überprüfung, Unterrichtsmaterialien, Broschüren, Videos und allgemeine Infos zu Suchmaschinen. Eine wahre Fundgrube also für alle, die medienpädagogisch zur Recherche und Verifikation im Netz arbeiten möchten.
Informationen im Netz: Wahrheit oder nicht?
Wahrheit oder Fake? Die Verifikation von Informationen und Inhalten sind im Zeitalter von Social Media – und angesichts nicht immer zwingend vorhandener journalistischer Recherche auch bei etablierten Medien – zu einem gefragten Thema der Medienpädagogik geworden: Wie kann ich herausfinden, ob die online entdeckte Information wirklich stimmt? Wie verifiziere ich ein Foto oder ein Video? Wie funktioniert journalistische Verifikation überhaupt? Diese Fragen sind nicht nur für Journalist_innen, sondern immer mehr auch für alle Userinnen und User, die sich mündig in der Welt bewegen möchten.
Es ist kaum zu glauben, aber wahr – und auch kein Aprilscherz: Im «Verification Handbook» werden nicht nur alle genannten Fragen beantwortet, es ist außerdem auch kostenlos online zum Download verfügbar! Die Leserinnen und Leser lernen darin nicht nur grundlegende journalistische Prinzipien kennen, sondern finden auch haarkleine Anleitungen und konkrete Anlaufstellen für die Verifikation etwa von Bildern im Netz – selbstredend mit vielen Links für die Überprüfung spezieller Informationen. Das Buch ist von erfahrenen Journalist_innen verfasst.
Einziger Wermutstropfen ist einmal mehr, dass das Handbuch nur auf Englisch verfügbar ist, aber für Medienpädagog_innen sollte es als Grundlage für die Vorbereitung von Seminaren und Workshops genügen – und für Jugendliche ist es vielleicht ein Lernanlass. Bei Konrad Weber findet sich allerdings auch eine Zusammenfassung auf Deutsch – inklusive zumindest einer umfangreichen Linkliste. Viele gute Materialien also für das nächste Projekt.