Thema PolitikerInnen »
Wie meinen?
Auch wenn GamerInnen eine nicht mehr ganz so steife Brise ins Gesicht weht, ist die Auseinandersetzung um den Umgang mit Computerspielen weiterhin ein gesellschaftliches Thema und damit auch eins für die Medienpädagogik. Wer sich in diese Diskussion begibt, ist glücklich über Daten, Fakten – und Positionen.
Aussagen von PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und anderen AkteurInnen sowie wichtige Ereignisse stellt Matthias Dittmayer schon seit Anfang des Jahres in einer grandiosen Zitatedatenbank zur Verfügung, die allerdings zunächst nur mit einem gesonderten Programm abzufragen war (und damit bspw. nicht unter OSX). Seit ein paar Monaten nun gibt es auch eine Onlineversion, die einfach in jedem Browser aufgerufen werden kann. Nun steht dem erfolgreichen Argumentieren nichts mehr im Wege.
Hoffotografie im Journalismus
Medienkritik und Medienkunde sind wichtige Teilaufgaben der Medienpädagogik für mehr Medienkompetenz, die umso wichtiger werden, je weiter der Journalismus auf dem Rückzug ist. Meiner Meinung nach gibt es aktuell eine Tendenz im Bildjournalismus, die ein hervorragender Anlass ist, mit Jugendlichen über die Entstehungszusammenhänge zu diskutieren: offensichtlich inszenierte Bilder von PolitikerInnen, die für mich die Grenze zur Hoffotografie ganz klar überschreiten.
Medienkompetenz von PolitikerInnen
In diesen Tagen wird einmal mehr deutlich, dass es ein neues Arbeitsfeld für MedienpädagogInnen gibt: Arbeit mit PolitikerInnen. Die Bundesregierung, allen voran Frau von der Leyen und Herr zu Guttenberg, hat sich in den Kopf gesetzt, per DNS-Sperrung kinderpornografische Webseiten weniger leicht zugänglich zu machen.
Die Beharrlichkeit, mit der von Regierungsseite zum Teil aggressiv gegen die KritikerInnen argumentiert wird, macht mich immer stutziger und empörter. Denn die Äußerungen zeugen nicht nur von mangelnder Medienkompetenz der PolitikerInnen (die erwarte ich nicht unbedingt – nicht jedeR kann sich überall auskennen), sondern vor allem von der schlechten Beratung der Politik. Wer sich länger als fünf Minuten mit der Materie befasst, merkt schnell, wie wenig geeignet das Mittel ist, um Pädophilen das Leben schwerzumachen – und wie gut, schnell auch andere Inhalte für den/die Normal-InternetnutzerIn unsichtbar zu machen.
Hier kann auch die Medienpädagogik gefragt sein. Wieso nicht – analog zu Veranstaltungen mit MultiplikatorInnen und Eltern – Workshops und Infoveranstaltungen auch mal in Parlamenten und MinisterInnenkonferenzen machen? Wir stehen bereit. 🙂 Und bis Frau von der Leyen und Herr zu Guttenberg mit uns den ersten DNS- und Webworkshop machen, sei allen LeserInnen die Unterzeichnung der Online-Petition ans Herz gelegt. Das haben allein in der Zeit, in der dieser Artikel entstand, über 100 Personen getan. Weiter so.
Manipulative Wortschöpfungen in der Politik
Wer mit Medien und in der Medienpädagogik arbeitet, muss sich zwangsläufig auch mit (seiner/ihrer) Sprache beschäftigen. Einen beachtenswerten Beitrag zur (Selbst)Erkenntnis und zu Inputs bei medienpädagogischen Projekten liefert Prof. Martin Haase von der Uni Bamberg mit seinem Vortrag „Neusprech im Überwachungsstaat – Politiker zwischen Orwell und Online“. Der Sprachwissenschaftler zeigt in überzeugender Weise Muster auf, die sich in PolitikerInnensprache etabliert haben, um unpopuläre politische Projekte zu verschleiern und die öffentliche Meinung zu manipulieren. Martin Haase untermauert seine Argumentation kompetent mit (sprach)wissenschaftlichen und historischen Fakten, die den Text doppelt lesenswert machen. Der Vortrag ist beim CCC online als PDF verfügbar.