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so geht Medien

Wie überprüfe ich Quellen? Wie drehe ich einen guten Videoclip? Und wie kann ich Verschwörungstheorien entlarven? Der Umgang mit Medien wirft viele Fragen auf, das wissen wir in der Medienpädagogik nur zu gut, und wenn es um Detailfragen zum deutschen Rundfunksystem geht, wird es nicht gerade einfacher. Aus diesem Grund haben die öffentlich-rechtlichen Sender ein Medienkompetenz-Angebot namens „so geht Medien“ gestartet.

Die Seite bietet zahlreiche Videoclips, Texten und Rätsel, um unterschiedliche Fragen rund um die Medienwelt zu beleuchten. In der Kategorie „Basics“ werden Grundlagen erläutert, unter „Stimmt das?“ geht es um Fakten und Falschmeldungen, bei „Selber machen“ finden sich Video-Tutorials und Rätsel. Zudem werden in der Rubrik „ARD & ZDF“ die Hintergründe der öffentlich-rechtlichen Anstalten erklärt. Die Videos sind alle auch bei YouTube zu finden, zudem stehen Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte zum Download bereit.

Das Projekt liefert hilfreiche Materialien zu Medienkritik und Medienkunde und setzt dabei auf eine zeitgemäße Darstellung. Etwas dick aufgetragen wird lediglich, wenn die Vorteile des dualen Rundfunksystems hervorgehoben werden, beispielsweise in einem Video mit dem skurril anmutenden Titel: „Warum jeder Chef bei ARD & ZDF ist“. Angesichts der aktuellen Diskussion um die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien und der anstehenden Novellierung des Rundfunkstaatsvertrags ist ein derartiger Beitrag zur Meinungsbildung jedoch durchaus verständlich und legitim.

Bedauerlich ist, dass die Unterrichtsmaterialien nicht als Open Educational Ressources (OER) veröffentlicht wurden, wie Matthias Andrasch bereits ausführlich beschrieben hat. Dennoch wurde mit diesem Portal ein attraktives Angebot geschaffen, das gut aufbereitete Diskussionsanregungen für Schule, Jugendarbeit und Medienpädagogik liefert. Das Projekt wird fortgesetzt und fortlaufend um neue Beiträge erweitert. Wir dürfen also gespannt sein.

Björn Friedrich Kurzbio
Björn Friedrich arbeitet als Medienpädagoge im SIN - Studio im Netz, München, mit den Schwerpunkten Social Media, Games und Jugendpartizipation. Daneben ist er als Referent für Vorträge und Fortbildungen tätig. Mit Tobias Albers-Heinemann schrieb er mehrere Elternratgeber, zuletzt 2018 "Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co." (O'Reilly Verlag, Köln). Mit Michael Dietrich und Sebastian Ring veröffentlichte er 2020 den Sammelband "Medien bilden Werte. Digitalisierung als pädagogische Aufgabe" (kopaed, München).
Verfasst am 24.10.2017
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Medienkunde ganz praxisnah

Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Das gilt auch für die Bildungsarbeit: Ein brilliantes Beispiel ist die brachial erfolgreiche Intervention der Satirewebsite „Der Postillon“ von letzter Woche: Nachdem erste Meldungen aufgetaucht waren, dass Ronald Pofalla in den DB-Vorstand wechsele, machte der Postillon auf einen Artikel auf der eigenen Website aufmerksam, der scheinbar vor allen anderen Meldungen veröffentlicht war.

Es folgte ein Tohuwabohu, in dem sich scheinbar viele vermeintliche Wahrheiten bestätigten: Die etablierten Medien (und auch Politiker_innen) recherchieren nicht und fallen auf eine Satirewebsite herein – später, als sich die Wahrheit abzeichnete, sollte das Gleiche für die Twitterer_innen gelten.

Nun, nachdem sich der Rauch wieder gelichtet hat, ist klar: Der Postillon hat alle Beteiligten erwischt und mit seiner ersten Realmeldung für Realsatire im Netz und der weiteren Medienlandschaft gesorgt: Die Beteiligten (mich eingeschlossen) haben gezeigt, wie sehr Vorurteile, der Drang zur Schnelligkeit und daher mangelnde Recherche das eigene Handeln bestimmen.

Und was heißt das für die Medienpädagogik? Für mich liefert „#Pofaila“ grandioses Material für die Auseinandersetzung mit Journalismus und auch Social Media in der Bildungsarbeit. Die Zusammenfassung der Rhein-Zeitung lässt die Geschehnisse im Einzelnen Revue passieren – und zeigt gleichzeitig, wie mit journalistischer Recherche eine solche Situation aufgelöst werden kann. Thomas Knüwer analysiert die Geschichte in seinem Blog tiefer und bringt damit sie auf eine Metaebene. Tolles Material, um viel über (soziale) Medien, ihre Macher_innen und die Hintergründe zu lernen, das eigene Handeln zu reflektieren und gute Gründe zu bekommen, um (auch vor einem Retweet) gründlicher zu recherchieren.

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 14.01.2014
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Mit Spaß kritisch fernsehen

TV-Formate in der Medienpädagogik

Still aus "Landwirt sucht Liebe"

Manche Fernsehformate schreien förmlich danach, in ihrer einfachen Machart auseinandergenommen zu werden, andere – etwa DokuSoaps – danach, dass Kinder und Jugendliche genau über sie bescheid wissen. Da wundert es fast, dass es bisher noch keine Produktionen wie „Walulis sieht fern“ gegeben hat.

Die MacherInnen analysieren nicht nur Formate wie ScriptedReality-Dokus, Call-in-Sendungen, Teleshopping und andere – sie persiflieren sie auch sehr gekonnt und lustig, ohne dabei einem verkrampften Aufklärungsgestus zu erliegen. Dass die Beiträge von „Walulis sieht fern“ auch noch frei online verfügbar sind, macht sie zu einem Fundstück ohne gleichen für die Medienpädagogik. Bessere Beiträge (und Inspirationen) für einschlägige Videoprojekte oder Vorträge kann es fast nicht geben.

Ach ja: Und dass die Produktion eigentlich selbst mal ein medienpädagogisches Projekt war und nun nicht nur im Fernsehen angekommen ist, sondern auch mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet, ist fast wie ein wahr gewordenes Märchen.

[Dank an Jo Gather!]

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 29.03.2012
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Hoffotografie im Journalismus

Medienkritik und Medienkunde zu Bildjournalismus in der MedienpädagogikMedienkritik und Medienkunde sind wichtige Teilaufgaben der Medienpädagogik für mehr Medienkompetenz, die umso wichtiger werden, je weiter der Journalismus auf dem Rückzug ist. Meiner Meinung nach gibt es aktuell eine Tendenz im Bildjournalismus, die ein hervorragender Anlass ist, mit Jugendlichen über die Entstehungszusammenhänge zu diskutieren: offensichtlich inszenierte Bilder von PolitikerInnen, die für mich die Grenze zur Hoffotografie ganz klar überschreiten.

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Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.

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