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Der vorgegaukelten Realität auf der Spur
So genannte ScriptedReality-Formate wie «Berlin – Tag und Nacht», «X-Diaries» oder auch Gerichtsshows erfreuen sich unter Kinder und Jugendlichen ebenso großer Beliebtheit wie sie eine Herausforderung für Jugendmedienschutz und Medienpädagogik bleiben. In unserem Blog ist auch schon ein Praxiskonzept zur Auseinandersetzung mit dem Format erschienen.
Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg hat nun in seinem Blog Ergebnisse einer Tagung zum Thema ScriptedReality in der medienpädagogischen Arbeit dokumentiert: Pädagog_innen bekommen damit gleich drei Module, die für den Einsatz im Schulunterricht konzipiert sind, inklusive Begleitmaterialien zum kostenlosen Download; andere Materialien sind bestellbar.
Mit Spaß kritisch fernsehen
Manche Fernsehformate schreien förmlich danach, in ihrer einfachen Machart auseinandergenommen zu werden, andere – etwa DokuSoaps – danach, dass Kinder und Jugendliche genau über sie bescheid wissen. Da wundert es fast, dass es bisher noch keine Produktionen wie „Walulis sieht fern“ gegeben hat.
Die MacherInnen analysieren nicht nur Formate wie ScriptedReality-Dokus, Call-in-Sendungen, Teleshopping und andere – sie persiflieren sie auch sehr gekonnt und lustig, ohne dabei einem verkrampften Aufklärungsgestus zu erliegen. Dass die Beiträge von „Walulis sieht fern“ auch noch frei online verfügbar sind, macht sie zu einem Fundstück ohne gleichen für die Medienpädagogik. Bessere Beiträge (und Inspirationen) für einschlägige Videoprojekte oder Vorträge kann es fast nicht geben.
Ach ja: Und dass die Produktion eigentlich selbst mal ein medienpädagogisches Projekt war und nun nicht nur im Fernsehen angekommen ist, sondern auch mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet, ist fast wie ein wahr gewordenes Märchen.
[Dank an Jo Gather!]
fake reality – „So echt, dass wir selbst darauf reinfallen würden“
Die TV-Erfolgsstory des vergangenen Jahrzehnts waren Formate, die vorgeben, „echte“ Menschen in „echten“ Situationen zu zeigen. In Wirklichkeit überlässt man bei solchen Produktionen selten etwas dem Zufall. Im Englischen hat sich dafür der Begriff „scripted reality“ etabliert.
Wie geht einE TV-ProduzentIn vor, der/die eine Doku-Soap oder Casting Show plant und damit möglichst viel Erfolg haben möchte? Seit 2009 versetzen wir in unseren „fake reality“-Workshops eine Gruppe 13-16jährige Jugendliche in diese Situation. Ihr Auftrag: eine Reality-TV-Inszenierung zu entwickeln und umzusetzen, die möglichst echt wirkt und dabei von Anfang bis Ende durchgeplant ist. Wie solche Workshops ablaufen, das soll dieser Praxisbericht zeigen. Den ganzen Beitrag lesen
Bauer sucht Darsteller
In der Reihe „Eike erweitert seine Medienkompetenz“ ist mir bei Mediaculture online das Phänomen der „Scripted Reality“ über den Mauszeiger gelaufen und hat mich weiter recherchieren lassen [1,2]. Dass sich JugendarbeiterInnen, LehrerInnen und MedienpädagogInnen über das Phänomen „Bauer sucht Frau“ bewusst werden, ist für mich aber nur eine Seite der Medaille. Sicher ist es wichtig, bei Gesprächen an der Jugendhaus-Theke oder in der Schulpause das eigene Wissen um die Konstruiertheit der oft manipulativ „Doku-Soap“ genannten Fernsehserien ins Spiel zu bringen und damit auch Jugendlichen neue Erkenntnisse zu bereiten.
Scripted Reality bietet meiner Meinung nach noch viel mehr Anknüpfungspunkte für die Medienpädagogik. Zum einen lässt sich natürlich rezeptiv mit den TV-Produktionen arbeiten, das Gesehene kann reflektiert, mit Verwertungsinteressen der TV-Sender in Zusammenhang gebracht und so in einen größeren Zusammenhang gestellt werden. Die einfache Machart der Serien ist vor allem aber auch eine grandiose Steilvorlage für Medienproduktionen mit Jugendlichen – und Liebe, Familien, Konflikte und Gewalt sind ohnehin deren Themen.
Kennen Sie entsprechende Projekte? Ergänzen Sie doch einfach mit einem Kommentar.