Animierte Websites erstellen – mit youtube&Co.

Websites mit youtube-Videos als Methode der MedienpädagogikWirklich animierte Websites zu erstellen – egal ob mit Video, Zeichnungen oder anderen Animationen – war bisher auf Techniken wie Flash, Silverlight und Co. beschränkt und erforderte einiges an Training und Geschick. Aber es geht noch viel einfacher: Mit einer Videokamera, Schnittcomputer, einer Internetverbindung – und youtube (!) lassen sich wunderbar animierte Webseiten erstellen. Wir finden, dass das eine schöne, spannende, herausfordernde und lehrreiche Methode für medienpädagogische Projekte mit Jugendlichen ist, haben es ausprobiert und zeigen wie’s geht.

Die Idee

…stammt nicht direkt von uns, sondern von BooneOakley.com, die in der Tat ihre Agentur-Website über mehrere youtube-Videos realisiert haben: Die „Homepage“ ist ein Video, das eigene Inhalte transportiert (die sonst auf der Startseite untergebracht wären), außerdem über die Timeline den direkten Sprung zu einem „Wir über uns“ und einem Best of möglich macht. Der Clou: Das Hauptmenü besteht aus youtube-Kommentarfeldern, die auf weitere Videos verweisen, die entsprechend Submenüs enthalten. So sind die Grundbedienungselemente einer Website abgebildet – und der Content kann und soll beliebig bewegter Videoinhalt sein.

Das Ergebnis

(Wir haben leider erst bei der Veröffentlichung feststellen müssen, dass externe Links aus youtube-Anmerkungen nicht möglich sind. Auch das ist eine wichtige Erkenntnis…)

So geht’s: Konzept und Dreh

Das Konzept besteht in diesem Fall aus mehreren Filmen und einer Website. Bei beidem ist mensch schnell auf eine grundlegende Erkenntnis medienpädagogischer Arbeit zurückgeworfen: Der Inhalt ist zentral! Folgende Fragen sind zu beantworten:

  • Welche Inhalte sollen (können?) transportiert werden?
  • Wie können die Inhalte strukturiert werden?
  • Wie können die Inhalte visuell transportiert werden? Welche Gestaltungsmittel sollen zum Einsatz kommen? Welcher Look soll entstehen?

Auf dieser Basis muss ein herkömmliches Drehbuch/Storyboard entstehen. Die Schwierigkeit ist dabei, drauf zu achten, dass die Anschlüsse zwischen den Filmen stimmen, also die Bedienelemente evtl. hinein-/hinausfliegen etc. Ein guter Plan bzw. ein Drehbuch ist daher hier weitaus wichtiger als bei einem herkömmlichen Videoprojekt. Gleichzeitig erfordert seine Erstellung besondere Konzentration und Vorstellungsvermögen.

Die konkreten Dreh-/Animationsarbeiten entsprechen dann denen eines herkömmlichen Video-/Trickfilmprojekts.

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So geht’s 2: Schnitt und Upload

Auch der Schnitt unterscheidet sich nicht grundlegend von anderen Videoprojekten. Es empfiehlt sich unter Umständen ein Schnittprogramm, was mehrere Videospuren unterstützt, um die „Links“ der Timeline besonders gezielt platzieren zu können. Ohne geht auch – wenn auch mit mehr Gefummel.

Beim Upload bei youtube empfiehlt sich zunächst ein Testupload der Videos ohne Veröffentlichung, um folgendes zu testen:

  • „Funktioniert“ der Webseiteneffekt, wenn die Videos hintereinander aufgerufen werden? Stimmen die Anschlüsse?
  • Sind die Zeitleisten“links“ und evtl. der Volume-Hinweis richtig platziert?
  • Sind die „Tasten“ youtube-Anmerkungen-kompatibel?

Nach einer evtl. Nachbesserung sollten dann die Videos final hochgeladen werden.

Anschließend werden die Links/“Tasten“ im Video mit youtube-Notizen mit den entsprechend anderen Videos oder mit externen Websites verlinkt. Fertig.

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Die Inhalte

Anfangs waren wir ein wenig überfordert als es um die Umsetzung und Visualisierung der Inhalte sowie um die Gestaltungsmittel ging. Jetzt, nach dem ersten Projekt, sprudeln die Ideen – wir haben verstanden, wie der Website-Gedanke in Videos integriert werden kann. Hier sind einige Ansatzpunkte möglicher Gestaltungsmittel:

  • Zeichnungen/Comic-Style/CommonCraft-Style
  • Vogelperspektive wie bei Volkswagen
  • Liegevideos
  • Legetrick etc.

Medienpädagogische Implikationen

  • Der Erfolg des Projekts steht und fällt mit dem Inhalt: Die Methode darf kein Selbstzweck sein, sonst wird das Produkt inhaltsleer. Umgekehrt bietet die Methode aber einen attraktiven und zeitgemäßen Rahmen, um sich einem Thema intensiv anzunähern.
  • Die Methode bietet einen Anlass, sich gleich mit drei Medien auseinanderzusetzen: Websites, ihrer Gestaltung und ihrer Struktur, Video/Trickfilm, sowie youtube als technischer Plattform – und ist damit auch ein Beispiel für die allseits beobachtete Medienkonvergenz.
  • Eine youtube-Website verbindet die Arbeit mit Trickfilm oder mit Video mit der Möglichkeit, sehr künstlerische Websites zu erstellen. Die TeilnehmerInnen können sehr gestaltungsorientiert arbeiten bzw. bild- statt textorientiert.
  • Die Zielgruppe will gut gewählt sein. Einerseits ist eine youtube-Website eine Methode, eine Website auf „griffige“ Art und Weise zu erstellen, andererseits kann die Planung, die Umsetzung und der Schnitt besondere Konzentration und Durchhaltevermögen erfordern.
  • Für die Ideen- und Planungsphase sollte mehr Zeit als gewöhnlich eingeplant werden. Die Wahl der Gestaltungsmittel und das Brainstorming sollten sehr anschaulich gestaltet werden.

Viel Spaß beim Ausprobieren! Was denken Sie über die Methode?

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 13.07.2009
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