Git und die Medienpädagogik

git in der Medienpädagogik

CC BY Jason Long

Git ist fast allen MedienpädagogInnen sicher schon einmal begegnet – meist auf Entwicklungsplattformen für freie Software wie github.

Dennoch spielt es etwa in der aktiven Medienarbeit kaum eine Rolle und das durchaus nicht unberechtigt. Denn schließlich ist es vor allem ein EntwicklerInnenwerkzeug, recht komplex und damit nicht unbedingt leicht zu erlernen.

Ich habe es dennoch getan 🙂 und bin seitdem mehr denn je der Überzeugung, dass Git einen Platz in bestimmten Bereichen der Medienpädagogik haben sollte. Die Motivationen und Zielvorstellungen können ganz verschieden sein:

  • Wer Websites und Programme in medienpädagogischen Projekten entwickelt, der/die sollte sich dabei an Tools und Workflows der Profis orientieren. Genauso wie Jugendliche Grundkenntnisse im Programmieren haben sollten, sollten sie auch Tools kennen, die rund um die Entwicklungsarbeit eingesetzt werden.
  • Für die Beurteilung von OpenSource-Software (für Jugendliche ebenso wie für MedienpädagogInnen) ist die Funktionsweise von Git essenziell. Nur so kann beurteilt werden, wie breit die EntwicklerInnenbasis ist oder wie dynamisch die Entwicklung ist.
  • Und schließlich kann es für manche Projekte einfach sehr hilfreich sein, eine Software wie Git einzusetzen, um unkompliziert und effizient zusammenzuarbeiten.

Zugegebenermaßen ist Git schon ein bisschen nerdy. Die Auseinandersetzung damit ist jedoch medienpädagogisch geboten und macht an manchen Stellen das Leben leichter. In diesem Artikel möchte ich mögliche Anwendungsgebiete skizzieren und Quellen auflisten, um Git zu lernen und zu lehren.

Was macht Git eigentlich?

Git versioniert die Dateien eines bestimmten Verzeichnisses. Dazu werden, wenn der/die NutzerIn das will, „Schnappschüsse“ (snapshots) der Dateien gemacht und gespeichert. Veränderungen von Textdateien (also insbesondere Texte, HTML oder Programmcode) werden so registriert und angezeigt. So lässt sich genau kontrollieren, wer wo welche Änderungen vornimmt – und jederzeit alle in der Vergangenheit gespeicherten Szenarien wiederherstellen (!).

Anwendungsgebiete (in der Medienpädagogik)

Die Einsatzmöglichkeiten in der medienpädagogischen Projektarbeit sind recht naheliegend:

  • Website-Projekte, bei denen per Hand HTML, CSS & Co. erstellt werden, können so die Sicherung und auch die Übertragung auf den Webserver organisieren.
  • Wer noch sportlicher unterwegs sein will, kann auch die Zusammenarbeit am Code und an Texten über Git organisieren.
  • Auch kollaborative Arbeit an Texten, die eher formal geprägt ist wie etwa bei der Erarbeitung gemeinsamer Positionen in Jugendverbänden und anderen Organisationen, kann per Git realisiert werden. Ein Beispiel hierfür ist das Bundes-Git.
  • Unabhängig von konkreten Umsetzungen sind aber auch Gruppenspiele denkbar, wo zentrale Dateien über das Netz anhand von Aufgabenstellungen manipuliert werden.

Angesichts des Einarbeitungsaufwands sind es sicher eher längerfristige Projekte mit einschlägig interessierten Jugendlichen, die in Frage kommen.

Darüber hinaus können aber auch MedienpädagogInnen und ihre Institutionen im Office-Bereich von Git profitieren:

  • Bei der Sicherung und Versionierung von Dokumenten(sammlungen). Ich versioniere und sichere bspw. meine Dissertation mit Git.

Auch hier können sicher Texte gemeinsam erstellt und gepflegt werden, aber das gehört eher in den sportlichen Bereich, etwa wenn es darum geht, Git zu lernen.

Lernen und Lehren

Es gibt viele Quellen und Angebote um Git zu lernen:

  • Stefan Imhoff bietet eine umfangreiche Übersicht zu Lernangeboten, Videos, Referenzen, teilweise auch in Deutsch.
  • Im Git-Begriffsdschungel kann anfangs das offizielle Glossar hilfreich sein.
  • Die offizielle Website wartet mit zahlreichen Materialien auf,
  • darunter das exzellente und sehr anschaulich und verständlich erklärende Handbuch
  • sowie ein interaktives Lerntool, in dem sich Git Schritt für Schritt ausprobieren lässt, ohne es selbst installieren zu müssen.

Git wird sicher nicht das Everyday-Tool in medienpädagogischen Projekten und Büroalltag, aber hat einen sinnvollen Platz in bestimmten Bereichen. Setzen Sie Git in der Medienpädagogik ein? Wie sind Ihre Erfahrungen damit? Ergänzen Sie einfach mit einem Kommentar.

[Dank an Bernd Dörr!]

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 21.01.2013
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