USK vs. PEGI oder: Deutschland allein in Europa

USK vs. PEGI

"Call of Duty 4: Modern Warfare" bie USK und PEGI

Alterskennzeichnungen haben in Deutschland einen festen Platz in der Spiele-, aber auch in der Film- und Fernsehindustrie. Was für das Fernsehen die FSF und für Filme die FSK ist für die Spiele die USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle). Das ist eine rein deutsche Institution um Eltern eine Orientierungsmöglichkeit zu geben was Kinder und Jugendliche ab einem bestimmten Alter spielen dürfen. Darüber hinaus sind die Angaben bindend, d.h. an den 14-jährigen Jugendlichen dürfen keine Spiele mit einer USK 16 oder gar 18 abgegeben werden. Was im Einzelhandel im Großen und Ganzen auch recht souverän zu funktionieren scheint. Etwas anders sieht es aus, wenn mensch in die Kinderzimmer schaut oder sich mit Kindern und Jugendlichen unterhält. Insbesondere MedienpädagogInnen kennen das, wenn Sprößlinge auf sie zu kommen und ein 16’ner oder 18’ner Spiel auf den Einrichtungscomputern spielen möchten (mit dem Hinweis, dass er/sie das zu Hause auch spielen dürfe). Fast alle kennen Spiele und haben sie auch schon mal gespielt die laut USK für sie noch nicht freigegeben sind, sehr viele haben solche Spiele auch zu Hause.

Doch darüber möchte ich mich zumindest in diesem Beitrag nicht im Detail äußern. Wer sich jedoch eine interessante Argumentationslinie zu Alterskennzeichnungen und v.a. Zensur anschauen möchte, dem seien dieser und dieser Artikel von Hans Schmid auf Telepolis empfohlen.

Was die USK für Deutschland, ist PEGI für den Rest Europas. PEGI (Pan-European Game Information) funktioniert ähnlich wie das deutsche Modell, es ist aber nicht bindend sondern in den meisten Staaten lediglich eine Empfehlung. Abgesehen davon ist der Rest Europas wesentlich liberaler, oder Deutschland fährt mit seiner USK einen besonders harten Gang – je nach Standpunkt. Das zeigt sich, wenn mensch einen Titel in die PEGI und die USK Datenbank einträgt und die Ergebnisse vergleicht. Ich habe mir aus aktuellem Anlass „Call of Duty“ vorgenommen, in allen Variationen. Das Ergebnis ist nicht erstaunlich: Bei PEGI sind alle Titel bis auf „World At War“ und „Modern Warfare“ ab 16 spielbar, manche Titel sind in Finnland sogar ab 15 empfohlen. Die USK gibt alle Titel erst ab 18 frei, nur manche Versionen für mobile Spielgeräte sind ab 16. Wer machts nun richtig?

Was PEGI meines Erachtens der USK voraus hat ist eine Kennzeichnung die Inhalte eines Spiels betreffend. So wird beispielsweise gekennzeichnet wenn Gewaltdarstellungen, illegale Drogen, Sex, Diskriminierung, Glückspielelemente enthalten sind oder die Sprache vulgär ist. Online-Spiele werden mit einem Symbol versehen, wobei hier wohl eher keine Jugendschutzkriterien entscheidend sind (es sei denn es geht um Suchtpotentiale) sondern eher ein Genre oder Mehrwert eines Spiels angezeigt werden soll. Außerdem gibt es ein „PEGI OK“ Label, das für Spiele im Internet konzipiert wurde und darauf hindeutet, dass es keinerlei jugendgefährdende Inhalte gibt. Um den freien Spielebereich kümmert sich jedoch keine der beiden Kennzeichnungsstellen, wobei auch das ein wichtiges Feld wäre. Schließlich stehen MedienpädagogInnen immer wieder vor dem selben Problem wenn sie ein spannendes freies Spiel gefunden haben: sie dürfen es eigentlich aufgrund der fehlenden Kennzeichnung nicht einsetzen. Aber dazu bedarf es einer grundlegenden Reform, zumal sich die Finanzierung rund um die Prüfungen als schwierig erweisen dürfte.

Interessant die Frage wie lange die Systeme nebeneinander existieren können! Und: Sind wir zu hart oder die zu sanft im Umgang mit dem Jugendschutz? Wo stehen Sie, liebeR LeserIn? Shooter für alle oder verbieten, das Teufelszeug?

Mario von Wantoch-Rekowski Kurzbio
Mario von Wantoch-Rekowski zog es von Berlin nach Rheinland-Pfalz und er arbeitet hauptberuflich beim Landesfilmdienst RLP e.V.. Er studierte Medienkommunikation und kam über seine Studienschwerpunkte Medienpsychologie und -ethik zur Medienpädagogik. Neben seiner praktischen Arbeit versucht er sich auch immer wieder an neuen medialen Entwicklungen und deren möglichen medienpädagogischen Nutzen. Seine Schwerpunkte im Blog sind Medienpsychologie, Jugendschutz und (freie) Spiele.
Verfasst am 17.12.2009
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