Trickfilm mit Krippenkindern
Im Mittelpunkt des Projekts steht die Frage, wo Medienerziehung in der Krippe ansetzen kann, die Kinder in ihren Kompetenzen fördert und spielerisch eine Auseinandersetzung mit Medien ermöglicht. Das Konzept beinhaltet neben rezeptiven Teilen auch Teile Aktiver Medienarbeit. Das Projekt umfasst einen Medienvormittag von zwei Stunden, der den Kindern Unterhaltung sowie aktive Gestaltungsmöglichkeiten bietet. So können sie nach Sichtung eines Zeichentrickfilmes selbst einen Stopptrickfilm erstellen, sich gegenseitig fotografieren und vieles mehr.
Vorbereitung
Damit das Projekt auch gelingt, muss es gut vorbereitet sein. So sind verschiedene Stationen aufzubauen, Getränke und Obst für die Pausen einzukaufen und der Raum muss mit für Krippenkinder geeigneten Möbeln ausgestattet werden. Insgesamt sind vier Stationen aufzubauen: eine Fotostation, an der sich die Kinder gegenseitig fotografieren können, eine Hörrätselstation, bei der die Kinder Geräusche erraten können, eine Knet- und Malstation, an der mit Plastilin Raupen gebastelt und Hintergründe gezeichnet werden können und eine Trickfilmstation, an der die Raupen animiert werden können. Zusätzlich sollte der Raum eine Kinoatmosphäre für die Projektion des Zeichentrickfilms Die kleine Raupe Nimmersatt haben und es sollten Getränke (Wasser, Apfelsaft) und Obst (Äpfel, Birnen) in mundgerechten Schnipseln zur Verfügung stehen. Insgesamt dauert das Projekt mit Pausen circa zwei Stunden, dabei ist wichtig, viele Pausen einzulegen und die Einheiten kurz zu halten. Das Projekt sollte mit maximal zwölf Kindern und zwei Teamern durchgeführt werden. Die Kinder sollten nicht jünger als drei Jahre und somit im Übergangsalter zum Kindergarten sein.
Durchführung
Nachdem die Kinder im Veranstaltungssaal möglichst auf Kinostühlen Platz genommen haben, werden sie zunächst begrüßt und auf den Vormittag eingestimmt. Es wird ihnen erläutert, wo sie sind und was sie heute Vormittag erwartet. Gestartet wird das Projekt mit einem Hörrätsel. Hier kann man das von medien+bildung.com und der Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest herausgegeben Geräusche-Quiz einsetzen, das gegen Porto-Ersatz unter info@mkfs.de angefordert werden kann. Das Geräuschequiz kann in zwei Gruppen gespielt werden, etwa Buben gegen Mädchen. Für die Kinder dieser Altersstufe eignet sich am besten das Tiergeräuschequiz auf dem einfachsten Level.
Nach dem Geräuschequiz sollte eine erste Pause eingelegt werden. Nach der Pause werden die Kinder zunächst auf den Film vorbereitet. Fragen wie „Wer war schon mal im Kino?“ oder „Welche Sendungen seht ihr euch im Fernsehen an?“ können zur Einstimmung gestellt werden. Darüber hinaus werden die Kinder auf die Kinosituation vorbereitet und ihnen vermittelt, dass das Licht ausgeht, wenn der Film Die kleine Raupe Nimmersatt gezeigt wird. Da viele Kinder das Buch kennen, ist die Geschichte vertraut und lediglich die Animation der Zeichengeschichte neu.
Nach der Vorführung können die Kinder zunächst nacherzählen, was die Raupe alles gegessen hat und wie sie immer dicker wurde, bis sie sich in einen Schmetterling verwandelte. Da die Raupe dazu sehr viel essen musste, ist auch eine Essenspause für die Kinder angesagt.
Der dritte Teil des Medienvormittags ist der Aktiven Medienarbeit vorbehalten, die an drei Stationen stattfindet. An der Fotostation können sich die Kinder gegenseitig fotografieren. Ein schöner Hintergrund (bunter oder goldener Stoff) und eine Beleuchtung mit Diffusor hebt die von den Kindern fotografierten Portraits noch einmal ins rechte Licht. Die Fotos der Kinder sollten wenn möglich gleich ausgedruckt werden und können auf vorbereitete Kartons aufgeklebt und noch mit Farbstiften bemalt werden.
An der zweiten Station können die Kinder ihre Plastilin-Raupen produzieren und mit Wachsmalkreiden Hintergründe für den Film malen. An der Trickfilmstation werden die Raupen schließlich mit Hilfe des Trickfilmprogramms Animator DV oder HeliumFrog zum Leben erweckt. Jedes Kind bewegt seine Raupe über verschiedene Obststücke. Mit einem einfachen Klick auf die Leertaste des Computers wird der Film Stück für Stück aufgezeichnet. Der Vorteil des Trickfilmprogramms Animator DV besteht darin, dass die Kinder das Ergebnis ihrer Animation sofort ansehen können. So können sie direkt nachvollziehen, wie sich die Einzelbilder zu einem Film zusammensetzen. Durch das sog. Onion Skinnig können sie außerdem die Bewegung der Raupe verfolgen, da das letzte Bild der Aufzeichnung jeweils noch als Schatten zu sehen ist. Alle bewegten Raupen werden schließlich zu einem Film montiert und mit Schmatzgeräuschen der Kinder nachträglich unterlegt. Die Premiere des Films bildet den krönenden Abschluss des Medienvormittags.
Zielgruppe
- Kinder
Eingesetzte Medien
- Foto
- Video
- Audio
Ziele
- Reflexion
Varianten, Erweiterungen, Modulationen
Das Projekt kann natürlich auch mit weniger oder mehr Stationen durchgeführt werden, je nach Gruppengröße und pädagogischer Betreuung. So können die Fotostation und das Geräuschequiz weggelassen werden, wenn man weniger Zeit hat oder sich nur auf den Trickfilm konzentrieren möchte. Bei älteren Kindern empfiehlt es sich auch, einen anderen Film zu zeigen, da Die kleine Raupe Nimmersatt für sie nicht mehr interessant genug ist. Statt einen Knettrick- kann man mit den Kindern auch einen Legetrickfilm machen. So kann man mit Fingerfarben die Handabdrücke der Kinder zu Papier bringen, diese ausschneiden und dann unter dem Motto „Die Welt ist bunt“ animieren. Hier sollte vorher mit den Erzieherinnen und Erziehern über die Medienvorlieben der Kinder gesprochen werden und anhand der Bedürfnisse und Interessen der Schwerpunkt des Medienvormittags festgelegt werden.
Tipps & Tricks
Das Projekt hat den Kindern sehr viel Spaß gemacht. Durch die Mischung des Angebots und den vielen Ess- und Trinkpausen war der Vormittag für die Kinder sehr abwechslungsreich und spannend. Die Kinder erzählten den Eltern am Abend, dass sie in einem dunklen Raum waren, an dem vorne Lichter waren. Und sie waren sehr stolz auf ihr Produkt, das sie als Film und Foto mit nach Hause nehmen durften.
Schwierigkeiten
Das Projekt ist technisch und inhaltlich sehr aufwändig. Um den reibungslosen Ablauf zu garantieren, sollten mindestens zwei Medienpädagoginnen und -pädagogen dabei sein sowie zwei Betreuungspersonen. Beim Ausdruck der Fotos gerät man schnell in Zeitverzug, da der Drucker nicht schnell genug ist. Auch ist für die Vorführung des Films die Lizenz für die nichtgewerbliche Filmarbeit zu erwerben. Da Kauf- oder Leih-DVDs auch in geschlossenen Gruppen in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendarbeit nicht einfach aufgeführt werden dürfen, müssen Filmaufführungen vorher bei MPLC (früher VIDEMA) angemeldet werden (www.mplc-gmbh.de). Hier gibt es eine Jahreslizenz und eine Single-Lizenz. Glück hat man, wenn man den Film bei einer Medienstelle oder einem Landesfilmdienst ausleihen kann, da hier die Rechte für die nichtgewerbliche Filmarbeit bereits geklärt sind.
Feedback
Die Erzieherinnen und Erzieher waren erstaunt und begeistert über die Medienkompetenz der Krippenkinder. Die Kinder erzählten in den anschließenden Gruppenstunden in der Krippe noch sehr viel über den Medienvormittag und hatten erstaunlich viele Eindrücke behalten.
Checkliste
- Zeitlicher Rahmen: Vormittag, etwa zwei Stunden mit vielen Pausen
- Gruppengröße: acht bis zehn Kinder
Vorkenntnisse der Durchführenden
- Erfahrung im Umgang mit Krippenund Kindergartenkindern
- Umgang mit diversen Programmen Hard- und Software
- Videokamera + Stativ
- Audioaufnahmegerät nach Wahl
- Trickfilm-, Animationsprogramm; Videoschnittprogramm nach Wahl
About
Günther Anfang
Medienzentrum München des JFF
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Das Medienzentrum München des JFF
steht allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kinder- und Jugendarbeit sowie Jugendmediengruppen in München zur Verfügung. Eingerichtet wurde es vom JFF in Kooperation mit dem Stadtjugendamt München im Jahr 1982. Seitdem unterstützen wir Medienprojekte von Kindern und Jugendlichen. Ziel der Arbeit des Medienzentrums München des JFF ist es, Kinder und Jugendliche zum aktiven und kreativen Umgang mit den Medien anzuregen und die Entwicklung von Medienkompetenz zu fördern. Zur Unterstützung von Medienprojekten werden vor allem Angebote gemacht, die Modellcharakter besitzen und Impulse für die praktische Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen setzen.
Günther Anfang
ist als Medienpädagoge seit 1980 am Institut Jugend Film Fernsehen tätig. Er ist Leiter des Medienzentrums München seit 1982, ab 1994 Leiter der Abteilung Praxis am JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, außerdem Redaktionsmitglied der Zeitschrift merz | medien + erziehung.