Aktive Medienarbeit mit dem Social Web

von Global X auf flickr.com
Die aktive Medienarbeit ist aus der medienpädagogischen Praxis nicht mehr wegzudenken. Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, selber Medien zu gestalten und zu produzieren ist zentraler Bestandteil handlungsorientierter Projektarbeit.
Wirft man allerdings einen Blick auf die Entwicklungen rund um das Mitmachnetz, stellt sich die Frage, ob es gegenwärtig überhaupt noch eines Ansatzes bedarf, der aus Medienkonsumenten Medienproduzenten machen will. Andererseits weist das Social Web Charakteristika auf, die optimal sind für die Umsetzung der aktiven Medienarbeit. Was bedeutet dies für die Medienpädagogik?
Das Social Web zeichnet sich primär dadurch aus, dass prinzipiell jeder Internetnutzer zum Produzenten von Inhalten werden kann. Social Networking Sites wie schülerVZ, Videoplattformen wie YouTube oder die Onlineenzyklopädie Wikipedia sind bei Jugendlichen längst Teil ihres (Medien-) Alltags. Studien zur Social Web-Nutzung zeigen allerdings, dass Jugendlichen weder die vollständigen (Mitmach-) Möglichkeiten noch alle Risiken des Social Webs bekannt sind. So wenig, wie die bloße Nutzung von Anwendungen automatisch zu Medienkompetenz führt, bedeutet die bloße technische Möglichkeit selber produktiv am World Wide Web teilhaben zu können, dass diese auch genutzt wird. Es besteht demnach nach wie vor ein Bedarf an Projekten der aktiven Medienarbeit, nicht zuletzt deswegen, um allen Jugendlichen eine gleichberechtigte Teilnahme zu ermöglichen.
Gleichzeitig bietet das Social Web aufgrund seines enormen emanzipatorischen und partizipatorischen Potenzials optimale Rahmenbedingungen, um die Ziele der aktiven Medienarbeit umzusetzen. Rein praktisch gesehen, bedarf es zunächst lediglich eines Computers mit Internetzugang, um die vielfältigen praktischen Möglichkeiten des Social Webs produktiv zu nutzen.
Eine Bestandsaufnahme von medienpädagogischen Social Web-Projekten hat gezeigt, dass das Social Web bislang eine marginale Rolle in der handlungsorientierten Medienpädagogik spielt. Bisher wird kaum das Potenzial ausgeschöpft, da Social Web-Anwendungen meist als Präsentationsplattformen genutzt werden, um andere mediale Produktionen wie Videos zu präsentieren. Seltener stehen Social Web-Anwendungen selbst im Mittelpunkt von Projekten und werden als Produktionsmedium genutzt.
Wünschenswert ist deswegen eine stärkere Integration von Social Web-Anwendungen in die handlungsorientierte Medienpädagogik, um zum einen die Potenziale, die es für die Medienpädagogik bereithält, stärker auszuschöpfen und zum anderen der konkreten Mediennutzung Jugendlicher Rechnung zu tragen.
Die ausführlichen Ergebnisse der Bestandsaufnahme sowie zu der Frage, welche Potenziale das Social Web für die Medienpädagogik im Allgemeinen sowie für die aktive Medienarbeit im Speziellen impliziert, sind zu finden in:
Schwinge, Christiane (2009): Potenziale der aktiven Medienarbeit im Paradigma des Social Webs. Wissenschaftliche Hausarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Diplompädagogin am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg. Online hier verfügbar.
Eine kürzere Version zu dieser Thematik gibt es hier:
Schwinge, Christiane (2010): Aktive Medienarbeit 2.0? Bestandsaufnahme der aktiven Medienarbeit im Kontext des Social Web. In: tv diskurs – Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 14., H. 3, S. 20-23.
Dies ist ein Gastbeitrag von Christiane Schwinge. Die Autorin ist Vorstandsmitglied des jaf – Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg e.V., Mitinitiatorin der Initiative Creative Gaming und Mitarbeiterin am Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg.