Kreatives App-Design mit dem MIT App Inventor

Kinder und Studierende erstellen mobile Anwendungen Foto: Clara Schlegelmilch

WhatsApp, Spotify, Candy Crush… Jeder benutzt täglich zahlreiche Apps. Doch selbst kreativ zu werden und eine App zu konzipieren und zu entwickeln ist gar nicht so schwer! Der MIT App Inventor macht hier spannende Projekte möglich. Im Projekt „Genial digital“ entwickelten Kinder kleine eigene mobile Anwendungen. Dadurch werden sie für Funktions- und Wirkweisen der Apps sensibilisiert und zu einer aktiven Mediengestaltung angeregt.

Einführung – App Konzeption und Prototyp

Zunächst lohnt sich eine kurze Besprechung des Thema Apps und die Diskussion verschiedener Beispiele. Gegenseitige Interviews können helfen, die eigene Nutzung zu reflektieren und das Thema zu durchdringen. Dann werden die Kinder eigene App-Designer!

In den hier beschriebenen Projekten wurde ein inhaltlicher Rahmen für die App vorgegeben. In einer Kooperation mit der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München sollten die teilnehmenden Kinder kreative Apps zur Sammlung Blauer Reiter gestalten. Überwiegend entstanden dabei spielerische, kreative Apps zum Bildungsbereich – dies kann allerdings in anderen Projekten freigestellt werden.
Anschließend an eine thematische Annäherung im Kunstmuseum durften die Kinder in Kleingruppen eigene Ideen für eine App zum selbstgewählten Thema sammeln. In den Gruppen arbeiteten Kinder mit Studierenden des Instituts für Kunstpädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität München zusammen. Bei einer weniger intensiven Begleitung durch Erwachsene empfiehlt sich vermutlich eine ältere, jugendliche Zielgruppe.

Ein von den Kindern ersteller Papier-Prototyp

Bevor direkt mit dem Programm gearbeitet wird, sollten zunächst Papier-Prototypen erstellt werden. Dies kann bereits mit jüngeren Kindern wunderbar umgesetzt werden – von ersten Skizzen bis hin zu fein illustrierten Screens. Wie auf dem Foto zu sehen ist, kann dazu ein Rahmen aus Pappe helfen, der die Form des Bildschirms eines Smartphones oder Tablets simuliert. Danach können die Bildschirminhalte aufgezeichnet werden. Dabei werden Überlegungen angestellt wie: Welche Elemente sind klickbar? Welche Screens kommen wann und wie gestaltet sich die Navigation? Danach kann in der Gruppe überlegt werden, was die wichtigsten Elemente sind und wie sich diese umsetzen lassen.

Arbeit mit dem MIT App Inventor

Nun sollte sich eine Einführung in den MIT App Inventor anschließen. Hierzu gibt es auch eine ganze Fülle von tollen Tutorials auf der Seite des App Inventors. Englischkenntnisse sind für die Benutzung sehr hilfreich – das Projekt stellt einen App-Baukasten dar, der vom Massachusetts Institute of Technology entwickelt wurde und kostenlos zur Verfügung steht. Mit dem Klick auf „Create Apps“ gelangt man zur Projektübersicht und legt ein neues Projekt an („Start new project“).

Im Designer-Modus werden verschiedene Elemente (Components) direkt auf den Screen („Viewer“) gezogen, so wird die App aufgebaut. Dies können klickbare Buttons, Bilder, Textelemente etc. sein. Die Components sind in der Palette unter verschiedenen Kategorien geordnet. Die verwendeten Elemente werden unter „Components“ aufgelistet. In den Properties können die Elemente bearbeitet und mit Inhalt gefüllt werden. Die Layout-Optionen helfen, die Elemente auf dem Screen anzuordnen. Mit „Add Screen“ können mehrere Seiten angelegt werden, die in den Blocks miteinander verknüpfbar sind.

Im Blocks-Modus findet sich die grafische Programmiersprache. Diese kann nach Drag & Drop System in den Viewer gezogen und dort bearbeitet werden. Unter „Build-In“ gibt es verschiedene allgemeine Posten und je nach Element (Component) erscheinen neue Blocks.
Wenn man nach einem bestimmten Block sucht, kann man den Begriff einfach in den Viewer tippen. Die Vorschläge erscheinen dann als Dropdown.

Eine sehr praktische Funktion ist die live-Verknüpfung mit dem mobile Device. Dazu muss die App „AI Companion“ auf dem Smartphone oder Tablet installiert werden. Via QR Code kann die App direkt auf dem mobilen Endgerät angesehen und parallel bearbeitet werden. Wenn die App fertig ist, kann sie über die „Build“-Funktion direkt auf das Gerät heruntergeladen und offline genutzt oder auf den Google Play Store hochgeladen werden.

Ein Tipp: Das Design des App Inventors sieht auf den ersten Blick nicht so modern aus. Tolle Designs können dennoch entstehen, indem z.B. Hintergründe mit Texten und Bildern vorgestaltet als Bild hochgeladen werden oder Buttons JPEGS gestaltet werden. Auch die Hintergrundfarben können über die Farbwerte verändert werden.

Insgesamt bietet sich dieses Tool für einfache bis sehr komplexe Apps an – für die Kinder und Jugendlichen zum experimentellen Programmieren, zum arbeitsteiligen Vorgehen in Gruppen beim App-Design oder auch in Ansätzen des Co-Designs. Zu Beginn sollte geklärt werden, dass meist nicht alles genau so umsetzbar ist, wie sich das manchmal die Kinder oder Jugendliche erhoffen. Allerdings können sie dabei wertvolle medienpädagogische Erfahrungen hinsichtlich Programmierung, App-Design, Funktionalitäten, Abläufen usw. sammeln. In einer Welt, in der für fast alle Bedürfnisse digitale Lösungen vorliegen erscheint dieser kreative, aktive und selbstreflektierte Ansatz äußerst wertvoll.

 

Das Projekt „Genial digital? Entwicklung und Erprobung digitaler Vermittlungsmethoden im Kunstmuseum“ fand im Rahmen einer Lehrveranstaltung am Institut für Kunstpädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität München statt. Das Seminar wurde im Wintersemester 2017/18 durchgeführt und von Anja Gebauer geleitet. Die städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München sowie die Montessorischule im Olympiapark fungierten dabei als Kooperationspartner. Das Projekt wurde gefördert im Rahmen des Förderprogramms Kooperationsprojekte des Stadtjugendamts der Landeshauptstadt München und des Netzwerks Interaktiv.

Anja Gebauer forscht, lehrt und arbeitet am Institut für Kunstpädagogik als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Im Rahmen ihrer Promotion forscht sie zum Einsatz digitaler Medien in der Kunstvermittlung. Begleitend dazu beschäftigt sie sich im praktischen Feld in der Kunstvermittlung für Museen und außerschulische Träger. Seit 2017 betreibt sie zudem als Mitgründerin und Autorin den Kulturblog „Aktuellkulturell“ (https://aktuellkulturell.wordpress.com/).

 

Anja Gebauer Kurzbio
Anja Gebauer forscht, lehrt und arbeitet am Institut für Kunstpädagogik als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Im Rahmen ihrer Promotion forscht sie zum Einsatz digitaler Medien in der Kunstvermittlung. Begleitend dazu beschäftigt sie sich im praktischen Feld in der Kunstvermittlung für Museen und außerschulische Träger. Seit 2017 betreibt sie zudem als Mitgründerin und Autorin den Kulturblog „Aktuellkulturell“ (https://aktuellkulturell.wordpress.com/).
Verfasst am 28.08.2018
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