Tagungs-Dokumentation: „Ein Netz für alle. Potentiale einer inklusiven Medienbildung“
Inklusion ist heutzutage ein gern genutztes Buzzword geworden: Viele reden darüber, alle halten sie für selbstverständlich – doch wann und wo wird sie eigentlich konkret umgesetzt? Wie schwer die Inklusion im alltäglichen Reden und Handeln fällt zeigt beispielsweise das vielzitierte Rollstuhlfahrer-Bullshit-Bingo plakativ auf.
Auch wir in der (Medien-)Bildung und Jugendarbeit müssen uns der Frage nach Inklusion selbstkritisch stellen, da leider nur wenige Anbieter und Angebote wirklich inklusiv gestaltet sind. Das zeigt sich nicht nur an Schulen oder Jugendzentren ohne Aufzug, sondern auch an nicht-barrierefreien Websites und Ausschreibungen, die nicht in einfacher Sprache verfasst sind.
Die jährliche Fachtagung „Gautinger Internettreffen“ widmete sich daher diesmal dem Thema „Inklusion in der Medienbildung“. Am 17. und 18. März 2015 kamen rund 90 Fachkräfte aus Schule, Medienpädagogik und Jugendarbeit in Gauting zusammen, um unter dem Titel „Ein Netz für alle“ die Potentiale und Chancen einer inklusiven Medienbildung zu erörtern.
Eine ausführliche Online-Dokumentation der Fachtagung hält nun Videos, Fotos, Präsentationen und Materialien bereit, die Videoaufzeichnungen der Vorträge sind auch in Gebärdensprache verfügbar.
Die Tagungsinhalte im Detail
Die Referentinnen und Referenten des Internettreffens haben ihre Inhalte für die Tagungs-Dokumentation bereitgestellt. Hier die Direktlinks zu den Aufzeichnungen und Materialien der Vorträge:
- Prof. Dr. Isabel Zorn von der FH Köln fragte, ob inklusive Bildung eine „mission to mars“ sei und lieferte einen Überblick über Forschungs- und Praxisansätze.
- Anne Haage von der TU Dortmund referierte unter dem provokanten Titel: „Keine Inklusion ohne Medien“.
- Silke Niemann und Katrin Rosenthal von der Aktion Mensch stellten die JAM!-Webshow als eine neue Form inklusiver Jugendkommunikation vor.
- Die Autorin und Bloggerin Ninia LaGrande beschäftigte sich mit ihrem Alltag mit 140 cm Lebensgröße und der Darstellung von Menschen mit Behinderung in Medien und Gesellschaft.
- Der YouTuber Jan Karres präsentierte seinen Webvideo-Kanal „SoBehindert“, in dem er sich auf unterhaltsame und humorvolle Weise mit Behinderungen auseinandersetzt.
- Mit dem Einsatz unterstützender Technologien und der Gestaltung barrierearmer Webseiten beschäftigte sich Stefan Rinshofer (Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft – tjfbg und Trixar.de, Berlin).
- Zu Bedienungshilfen für die barrierefreie Nutzung von iPad & Co referierte Sandra Ricker (edulektra, Berlin).
Konkrete Anregungen für die pädagogische Praxis lieferten folgende Impulse:
- Eine Definition der Frage Inklusion – was ist das? lieferten Anja Rosengart, Stefanie Lehmann und Marion Jurgovsky von PARTicipation München.
- Den Aktionsplan “München wird inklusiv” stellte Thomas Bannasch vor (Sozialreferat der Stadt München)
- Mit inklusiver Medienpädagogik in der offenen Jugendarbeit beschäftigt sich Fabian Heller vom MOP (Integrativer Jugendtreff München).
- Zur Gestaltung von Texten in Alltags-, einfacher und leichter Sprache wurde von Silke Schetelig, Kultur & Spielraum e.V., und Verena Reinhard, Einfach verstehen, ein Workshop angeboten.
- iz art – die Jugendkunstschule vor Ort und für alle präsentierten Michael Dietrich (PA/SPIELkultur e.V.) und und Helmut Obst (Stiftung Pfennigparade).
- Das inklusive Projekt „JuMP NRW“ zur politischen Jugendmedienbildung stellte Julia Behr vom Haus Neuland, Bielefeld, vor.
- Zum Netcomp@ass-Inklusions-Modul und zu Geocaching mit Handicap referierten Said Köse und Cornelia Walter vom Café Netzwerk des Kreisjugendring München-Stadt.
- Hilfsmittel zur Mediennutzung für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen wurden von Markus Zimmermann, Marianne Beer und Marc Koel gezeigt (Bayer. Landesschule für Körperbehinderte).
- Im Filmgespräch zur Dokumentation“Alle gleich um welchen Preis” stellte sich Elke Hardegger (Autorin Bayerischer Rundfunk) den Fragen der Zuschauerinnen und Zuschauer.
Ein letzter Link führt zu einer Videoreportage zur Tagung, die Schülerinnen und Schüler aus der Mittelschule in Thalmässing produziert haben.
Das 16. Internettreffen war eine Kooperationsveranstaltung von Institut für Jugendarbeit Gauting, SIN – Studio im Netz e.V., Kulturreferat der Landeshauptstadt München und Referat für Bildung und Sport der LH München/Pädagogisches Institut.
Das nächste Internettreffen wird am 15./16. März 2016 stattfinden, Detailinfos dazu gibt es ab Herbst unter gautinger-internettreffen.de.