Kampagnen für Jugendliche für Toleranz

"Kampagnen für Jugendliche für Toleranz in der Medienpädagogik"Grundsätzlich beschreibt der Begriff Kampagne eine Aktion mit dem Zweck, in der Öffentlichkeit auf etwas aufmerksam zu machen (auf Plakatwänden, in Fußgängerzonen et cetera). Dabei steht die Form der Inhalte frei, das heißt, es kann sich um einen Film wie auch um eine gedruckte Anzeige handeln. Eine Kampagne ist zeitlich begrenzt und entsteht durch koordiniertes Zusammenarbeiten mehrerer Personen. Ziel ist es, Interessen in der Gesellschaft zu verbreiten und durchzusetzen. Wichtig für den Erfolg einer Kampagne ist eine gut durchdachte Planung, ein klar kommuniziertes Anliegen und zielgruppengerechte Ansprache. Bei medienpädagogischer Kampagnenarbeit steht vor allem das selbständige Arbeiten der Jugendlichen im Vordergrund.

Das heißt, dass sie die Kampagnenplanung selbst in die Hand nehmen, frei entwerfen und gestalten. Zum anderen ist der Fokus auf inhaltlich herausfordernde Themen gerichtet, der Ausgangspunkt für Kampagnen für Toleranz ist beispielsweise stets die eigene Intoleranz. Dadurch wird eine intensive und authentische Auseinandersetzung ermöglicht. Die Verbindung beider Aspekte bezweckt eine Sensibilisierung für die unterschiedlichen Lebensweisen der Menschen in unserer Gesellschaft und eine Förderung von Medienkompetenz. Das Ziel jeder Kampagne ist es, Menschen, sowohl
die Teilnehmenden, als auch die jeweilige Zielgruppe zum Nach- oder Umdenken anzuregen und beispielsweise toleranter zu machen.

Vorbereitung
Obwohl bei allen Kampagnen, die in medienpädagogischen Projekten realisiert werden, ein thematischer Rahmen gesetzt wird, sollte den Jugendlichen bei der Gestaltung ihrer Kampagnenaussage maximaler inhaltlicher Freiraum gegeben werden. Ziel ist es, mit der Kampagne ein Sprachrohr für die Bedürfnisse und Wünsche der Jugendlichen zu schaffen. Die Art des Medienprodukts sollte überdies bereits vor Projektbeginn von der jeweiligen Pädagogin bzw. dem jeweiligen Pädagogen festgelegt werden, um eine kreative Begrenzung und damit einen roten Faden für die Ausgestaltung der Kampagne zu liefern. Die technischen Ansprüche sollten dabei relativ niedrig sein, aber dennoch ein qualitativ hochwertiges Produkt ermöglichen. Ein gutes Beispiel ist hier die Postergestaltung: Technisch ist es relativ leicht möglich, ein qualitativ, inhaltlich und ästhetisch hochwertiges Poster zu produzieren, es bietet aber dennoch viele Möglichkeiten, sich sowohl mit der Kampagnenbotschaft als auch der grafischen und inhaltlichen Umsetzung vertieft auseinander zu setzen.

Ablauf
Zu Beginn der Produktion erarbeiten die Jugendlichen immer ein gemeinsames Ziel und wählen eine Zielgruppe aus. In dieser Phase arbeitet die Gruppe heraus, wer durch die Kampagne angesprochen wird und was dadurch erreicht werden soll; beim Thema ‚Poster für Toleranz‘ beispielsweise

sollten Personen des eigenen Umfeldes dazu angestupst werden, Fremden weniger skeptisch gegenübertreten. Aus diesen grundlegenden Aspekten wird eine Botschaft formuliert, die klar vermittelt werden soll. Es handelt sich hierbei immer um einen Slogan, unter dem das jeweilige Medienprodukt stehen wird und es lohnt sich, der Entwicklung und Diskussion des Slogans in der Gruppe viel Zeit einzuräumen, da er später mit seiner Aussage das Plakat trägt. Für Toleranz wurde etwa der Slogan „anders ist nicht giftig!“ gefunden. Dieser Slogan soll nun auf einem Plakat ansprechend präsentiert werden.

Die Jugendlichen setzen sich dazu zunächst mit den Präsentationsmöglichkeiten auf einem Poster (Fotos, Grafiken, Typografie, Farbeinsatz et cetera) auseinander. Dann entwickeln sie gemeinsam Ideen, wie das Plakat aussehen soll. Während dieser Phase der Strategieentwicklung wird an einem genauen Plan gearbeitet. In der Konzeptausarbeitung wird der Entwurf verfeinert und Details werden festgelegt. Die Jugendlichen überlegen sich hierfür: Was ist zu tun? Bis wann sind die Sachen zu tun? Wer ist wofür zuständig?

Unterstützt von Medienpädagoginnen und -pädagogen wird die Idee von den Heranwachsenden anschließend selbst umgesetzt. Je nach Medienprodukt ist diese Produktionsphase unterschiedlich strukturiert und unterschiedlich zeitintensiv (Produkt-Anregungen: www.kajuto.de). Im letzten Schritt gilt es, die fertige Kampagne öffentlichkeitswirksam zu verbreiten und dabei die Rolle eines Sprachrohrs einzunehmen. Dafür sind Ausstellungen, Abschlusspräsentationen, die Verbreitung über Soziale Netzwerkdienste et cetera denkbar. Überdies sollte nach jedem einzelnen Kampagnenprojekt genügend Raum für eine Abschlussreflexion eingeplant werden.



"Kampagnen von Jugendlichen für Toleranz in der Medienpädagogik"


Zielgruppe

  • Jugendliche

Eingesetzte Medien

  • Foto
  • Video
  • Audio
  • Web
  • Mobile
  • Classic

Ziele

  • Reflexion
  • Exploration
  • Artikulation

Varianten, Erweiterungen, Modulation

Grundlegend ist Kampagnenarbeit als Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe zu nutzen; Im Kontext von KAJUTO mit dem Fokus auf die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Toleranz. Letztendlich lässt sich das Prinzip der Kampagnenarbeit jedoch auf verschiedenartige Themen übertragen. Auch die jeweiligen Medienprodukte können flexibel entsprechend dem Knowhow der durchführenden Medienpädagoginnen und -pädagogen sowie im Hinblick auf die Teilnehmenden gewählt werden. Unter www.kajuto.de/kampagnen finden sich unterschiedliche Projektideen, die mit verschiedensten Zielgruppen und Medien erprobt wurden.

Tipps & Tricks

Die Fokussierung auf eine eigene Medienkampagne ermöglicht eine intensive und differenzierte inhaltliche Auseinandersetzung. Bei KAJUTO konnten die Grenzen der eigenen Toleranz im Gespräch erkundet und kritisch hinterfragt sowie in einem Medienprodukt abstrahiert werden. Mit Hilfe der Aktiven Medienarbeit können sich Jugendliche über eine selbst gestaltete Kampagne Themen inhaltlich erschließen. Sie werden überdies angeregt, sich zu
Sachverhalten zu positionieren und darauf aufbauend eigene Forderungen zu stellen um andere zum Nachdenken zu aktivieren. Insbesondere der Aspekt der freien Meinungsäußerung gegenüber einer als relevant empfundenen (Teil-)Öffentlichkeit stößt bei der Zielgruppe auf immenses Interesse.

Schwierigkeiten

„Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“ (Rosa Luxemburg). Eine Kampagne in diesem Stil hat den Anspruch, den Teilnehmenden ein Sprachrohr für ihre Bedürfnisse zu geben. Schwierig wird es für die begleitende Pädagogin bzw. den begleitenden Pädagogen, wenn es sich dabei um Meinungen oder Forderungen handelt, die er oder sie aus ethisch-moralischen, rechtlichen oder institutionsbedingten Gründen nicht vertreten kann. Dies gilt es in einer Diskussion mit den Teilnehmenden zu klären und eine Kampagne möglicherweise letztendlich auch nicht zu unterstützen. Aus diesem Grund sollten hierfür die Grenzen, zumindest innerhalb des Teams von Pädagoginnen und Pädagogen, vorab definiert werden. Keinesfalls müssen gegenüber den Jugendlichen vor Projektbeginn explizit Verbote ausgesprochen werden, doch sollten Grenzüberschreitungen frühzeitig erkannt werden.

Feedback

Besonders viel Energie fließt in die Entwicklung des Grundkonzepts und des Slogans. Diese Arbeitsschritte stellen somit häufig die größte Herausforderung dar. Der Austausch über eigene Erfahrungen, der einen wichtigen Teil ausmacht, befriedigt meist das individuelle Bedürfnis der Jugendlichen, sich auf Augenhöhe über Erlebtes auszutauschen. Begrifflichkeiten wie Toleranz müssen sich die Gruppen dagegen erst erschließen; diese tendenziell theoretische Ausrichtung kann Jugendliche mit niedrigem Bildungshintergrund unter Umständen überfordern. Die Motivation und Begeisterung bei der Produktion und Verbreitung einer Kampagne ist stets ausgesprochen hoch. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Kampagnen mit einem professionellen Erscheinungsbild eine breite Öffentlichkeit erreichen. Außerdem erhalten sie häufig positive Resonanz von Politik und ‚wichtigen Menschen‘ aus der Öffentlichkeit. Die Jugendlichen empfinden hierüber Stolz und das Gefühl, selbst etwas bewirken zu können.


Checkliste

Raum und Zeit

  • Drei Stunden bis eine Woche
  • Raum für Kleingruppenarbeit

Gruppengröße

  • Fünf bis 25 Jugendliche

Vorkenntnisse der Projektdurchführenden

  • Hintergrundwissen zu Kampagnenarbeit
  • Das Vermögen, kreative Prozesse und inhaltliche Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema zu moderieren
  • Technische Anforderungen, die das jeweilige Medienprodukt an die Projektdurchführung stellt

Hard- und Software

  • Flipchart, Moderationskoffer für die inhaltliche Arbeit
  • Hard- und Software entsprechend dem Kampagnenprodukt und der Anzahl der Teilnehmenden

Links & Material

www.kajuto.de
Die Website bietet einen Überblick über die verschiedenen Kampagnen bzw. Kampagnenprodukte, Hintergrundwissen und weiterführende Links sowie einen Downloadbereich mit Materialien und Produkten.


About

Mareike Schemmerling, Thomas Kupser
JFF – Institut für Medienpädagogik
Mareike.Schemmerling@jff.de

Das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis wurde 1949 gegründet und befasst sich seither in Forschung und pädagogischer
Praxis mit dem Medienumgang der heranwachsenden Generation. Ein Spezifikum des JFF ist die Verknüpfung von Forschung und Praxis: Die Ergebnisse der Forschung sind Grundlage für pädagogische Modelle in der Erziehungs-, Bildungs- und Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Aus der pädagogischen Praxis wiederum erhält der wissenschaftliche Bereich wichtige Impulse.

Mareike Schemmerling
(* 1985) Studium der Medien und Kommunikation (M. A.), Schwerpunkt Mediendidaktik, an der Universität Augsburg und Hacettepe Üniversitesi, Ankara. Seit Mai 2011 medienpädagogische Referentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am JFF mit dem Forschungsschwerpunkt Jugendliche im Web 2.0 und der Projektkoordination von KAJUTO – Kampagnen von Jugendlichen für Toleranz sowie Ich Wir Ihr im Netz – zur Förderung von Werte- und Medienkompetenz.

Thomas Kupser
(M.A. Kultur, Ästhetik, Medien/Dipl. Soziale Arbeit) ist als medienpädagogischer Referent beim JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (München) tätig. Seine Schwerpunkte sind: künstlerischer Leiter für die JUFI- NALE – dem bayerischen Jugendfilmfestival sowie Projektkoordinator für KAJUTO – Kampagnen von Jugendlichen für Toleranz und Handyprojekte. Zudem war er 2010 und 2011 Projektleitung von Generationen im Dialog und erhielt dafür mehrere Auszeichnungen, unter anderem den hochdotierten Europäischen Evens Prize for Media Education und den Dieter Baacke Preis. Er konzeptioniert und realisiert auch aktuell intergenerative Projekte etwa im Rahmen von mix@ges. Ferner initiiert Thomas Kupser als freiberuflich Kulturschaffender erfolgreich verschiedene Kulturveranstaltungen wie stummfilm:dj.

Verfasst am 30.11.2012
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