Lego + Minecraft

"Lego + Minecraft in der Medienpädagogik"Das Projekt richtet sich an Kinder von neun bis 14 Jahren, ist aber auch mit älteren Teilnehmenden problemlos umsetzbar. Die Gruppengröße wird vor allem durch die Ressourcen bestimmt, eine Gruppe von etwa sieben Kindern ist auch ohne große Vorkenntnisse von zwei Pädagoginnen und Pädagogen problemlos zu betreuen. Das Projekt wird in zwei Phasen von jeweils ein bis zwei Stunden durchgeführt.

Phase 1 – Lego®-Phase
Für die erste Phase wird ein Raum mit ausreichend Arbeitsfläche benötigt, so dass alle auf einer Lego®-Grundplatte etwas bauen können. Sollten keine Grundplatten vorhanden sein, bietet sich auch ein DIN A4 Blatt als Grundfläche an. Die Funktion der Grundfläche ist es, das Bauwerk räumlich zu begrenzen, um die Umsetzbarkeit für die zweite Phase zu gewährleisten. Die Einführung inklusive Arbeitsauftrag dauert etwa 15 Minuten. Die Teilnehmenden haben nun eine Stunde Zeit etwas zu bauen. Dies kann thematisch vorgegebenes oder freies Bauen sein. Es gibt immer wieder Kinder die noch nicht in den Kontakt mit Lego® kamen. Sie verstehen jedoch nach einer Erklärung schnell, was zu tun ist. Am Ende der Bauphase dürfen alle ihr Bauwerk vorstellen, dabei wird es fotografisch dokumentiert (Bildrechte beachten, also nur das Bauwerk fotografieren). Im Anschluss an die Vorstellungsrunde der Bauwerke wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Abschluss der ersten Phase Minecraft vorgestellt. Es sollte gefragt werden, wer Minecraft bereits kennt, um mögliche Peer-Potentiale zu nutzen. Sinnvoll ist es, Minecraft (Kreativmodus) zu zeigen und dabei zu erklären.

Phase 2 – Minecraft-Phase
Zu Beginn der Phase sollte für jede Person ein Computer mit bereits laufendem Minecraft bereit stehen. In Minecraft sollte eine neue Welt im Kreativmodus erstellt worden sein. Diese Welt sollte unbedingt mit der Option ‚friedfertig‘ erstellt worden sein, damit keine störenden NPCs (Non Player Charakters, beispielsweise Spinnen) auftauchen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine Kurzanleitung zu Minecraft auf der grafisch dargestellt ist, wie man sich in der Spielwelt bewegt (WASD), umschaut (Maus), etwas hinzufügt oder entfernt (Maustasten), den Baustein wechselt (E) und springt bzw. fliegt (Space). Die Kurzanleitung wird anschließend mit der Gruppe durchgegangen und der Arbeitsauftrag, sein Bauwerk nun nachzukonstruieren gegeben. Die Teilnehmenden haben dafür etwa eine Stunde Zeit und werden regelmäßig angehalten mit der F2 Taste einen Screenshot zu machen, um den Bauprozess zu dokumentieren. In der Regel merken sie schnell, dass eine 1:1 Umsetzung LegoMinecraft kaum möglich ist, hier kann darauf hingewiesen werden das es ihre Entscheidung ist ‚wie‘ etwas umgesetzt wird.

Nach der Bauphase werden die abgeschlossenen Bauwerke per Screenshot (F2) dokumentiert. Die fertigen Minecraft Bauwerke werden nun in einer Collage den Lego®-Bauwerken gegenübergestellt und eventuell ausgedruckt. Dieser Teil kann aus Zeitgründen auch nach dem Projekt gemacht werden. Vorteilhaft ist eine bestehende Netzwerkverbindung der Projektrechner oder der Einsatz eines USB-Sticks. Die in Minecraft erstellten Screenshots findet man im Ordner „Roaming“ auf der jeweiligen Benutzerebene. Dahin gelangt man am einfachsten wenn man bei Start, Ausführen „%appdata%“ eingibt und Enter drückt. Dort findet man den Ordner „.minecraft“, in diesem befinden sich, in dem Unterordner „Screenshots“ die Screenshots. Die Screenshorts sind im „PNG“ Format und werden standardmäßig mit einem Datum und fortlaufender Nummer benannt, es kann also sein, dass die Screenshots verschiedener Projektrechner identische Dateinamen haben. Deshalb sollte man vorsichtig sein und auf dem USB Stick oder Sammelverzeichnis keine Dateien überschreiben.

Beendet wird das Projekt mit einer Feedback Runde der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wie bereits in der Checkliste aufgeführt, lässt sich durch die Auswahl der Lego®-Bausteine das Projekt leicht steuern. Minecraft bietet, gemessen an Lego®, eine relativ kleine Auswahl an Bausteinen. Je mehr Lego®-Sondersteine also vorliegen, je größer ist der Abstraktionsgrad der von den Beteiligten bei der Umsetzung verlangt wird. Selbiges gilt natürlich auch für das Thema der Bauwerke oder Zusatzaufgaben wie zum Beispiel „Baue deine Lego® Villa in Minecraft nach und baue Sie dort mit Pool, Kamin, Tischen, Fenstern, Stühlen et cetera aus.“


Zielgruppe

  • Kinder
  • Jugendliche
  • Inklusiv

Eingesetzte Medien

  • Foto
  • Games

Ziele

  • Exploration
  • Medienanalyse und -kritik

Varianten, Erweiterungen, Modulationen

Eine andere Möglichkeit besteht darin auf Lego® zu verzichten und selbstgemalten Bildern in Minecraft Form und Tiefe zu verleihen oder bekannte Bauwerke nachzubauen. Die Erfahrung zeigt, dass es kaum Grenzen an Möglichkeiten gibt wie man Minecraft mit Kreativität, Gestaltung und verschiedensten Umsetzungen einsetzen kann.

Tipps & Tricks

Lego® hat, nicht zu Unrecht, den Ruf eines der pädagogisch sinnvollsten Spielzeuge für Kinder zu sein, da dort nicht nur haptisches Erleben geboten wird, sondern auch eine kreative Faszination, die sich nicht selten bis in das späte erwachsen Alter hält. Minecraft, ein im Verhältnis zu Lego® recht junges Medium wird, wenn man nach einer Beschreibung fragt, fast immer mit den Worten erklärt „Das ist wie Lego®, nur eben am Computer“. Es liegt also nichts näher, als diese natürlich entstandene Brücke zwischen analoger und digitaler Kreativität für die medienpädagogische Arbeit zu nutzen. In der praktischen Arbeit wird diese Theorie fast immer bestätigt, Lego® und Minecraft werden von fast allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern als beinahe natürliches Mittel angesehen und genutzt. Nicht die Technik oder die Handhabung dieser stehen bei Projekten mit Minecraft oder Lego im Vordergrund, sondern einzig und alleine die Kreativität und der Spaß am Erschaffen.

Schwierigkeiten

Ein sehr pragmatischer Tipp ist es eine Minecraft Welt mit der Option ‚flach‘ zu erstellen. Eine solche Welt ist eine einzige große Grasebene ohne Berge oder sonstige Gegenstände, die ein Bauprojekt stören könnten. Problematisch ist dies unter Umständen im Kreativmodus da „das Ende der Welt“ vier Blöcke unter den Spielern liegt. Wer unaufmerksam nach unten gräbt und aus der Welt fällt wird an einem anderen Ort wiederbelebt – mit schlechten Chancen seinen ursprünglichen Bauplatz wieder zu finden.

Weiter kann es vorkommen, dass Jugendliche Schwierigkeiten haben, eigene Ideen und Figuren zu entwickeln. Es empfiehlt sich daher ein paar ‚Vorschläge‘ für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereit zu halten. Das größte Problem stellen jedoch Kinder und Jugendliche dar, die bereits sehr viel Erfahrung mit Minecraft haben und das Projekt ‚exploiten‘ (nicht vom Projekt vorgesehene Möglichkeiten nutzen, etwa besondere Bausteine). Es empfiehlt sich die Kompetenzen dieser Personen zu nutzen, indem man sie motiviert, etwas Außergewöhnliches zu leisten und Ihnen nahezulegen anderen unter die Arme zu greifen.

Feedback

Das Projekt wurde in allen Durchführungen sehr positiv aufgenommen. Dabei war ein immer wiederkehrendes Feedback, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer „mehr freies Spielen“ wünschten – unabhängig davon, ob es gar kein freies Spielen oder sehr viel freies Spielen gab. Sollte im Zeitplan kein Raum für freies Spielen sein, ist davon abzuraten sehr kurze freie Spielzeiten ‚erzwingen‘ zu wollen – dies führt meistens vor allem zu Frustrationen. Sollte das Projekt mit einer festen Gruppe mehrfach wiederholt werden können und sollten die Wünsche der Kinder und Jugendlichen die Richtung angeben – ihre Motivation ist der Antrieb.


"Lego + Minecraft in der Medienpädagogik"


Checkliste

  • Pro Person ein Computer mit Minecraft (www.minecraft.net; ggf. wird Java benötigt: www.java.com)
  • Pro Person eine Lego®-Grundplatte oder ein DIN A4 Blatt als Grundfläche)
  • Eine große Auswahl Lego®-Bausteine, darin entweder eine bunte Auswahl mit diversen Sondersteinen (Fenster, Türen, Schläuche) oder nur 2×2 sowie 2×4 Steine in den Grundfarben
  • Gruppengröße je nach Lego®/Computern sowie Betreuungsschlüssel

Motorische Grundvoraussetzungen

  • Projektdurchführende sollten sich mit Lego® auskennen
  • Projektdurchführende sollten die Software Minecraft kennen. Insbesondere das Erstellen einer Welt, Screenshots machen und die Spielfunktionen erklären können
  • Ein Fotoapparat zur Dokumentation der Bauwerke
  • Bildbearbeitungsprogramm für die Gegenüberstellung Lego® – Minecraft
  • Farbdrucker um die Arbeitsergebnisse auszudrucken

Links & Material

Minecraft-Aktion von Spieleratgeber NRW auf der gamescom 2011
Die Kollegen vom Spieleratgeber NRW hatten ein sehr ähnliches Projekt bereits vor uns umsetzen können. Der Spieletest zu Minecraft vom Spieleratgeber NRW auf Spielbar.de www.spielbar.de/neu/2011/08/minecraft


About

Stephan Schölzel
Infocafe Neu-Isenburg
schoelzel@infocafe.org
www.infocafe.org

Das Infocafe Neu-Isenburg ist die medienpädagogische Jugendeinrichtung der Stadt Neu-Isenburg. Ziel unserer Arbeit ist es, Medienkompetenz zu vermitteln. Jugendliche bekommen hier die Gelegenheit Medien und deren Inhalte entsprechend der eigenen Ziele und Bedürfnisse effizient zu nutzen, aktiv zu gestalten und so ein tieferes, verantwortungsbewusstes Verständnis für diese zu entwickeln. Wir bieten sowohl Freizeit als auch Bildungsangebote in vielfältigen Formen an.

Stephan Schölzel gehört zur ersten Generation, die mit modernen Medien aufgewachsen sind. Das so entstandene tiefe Verständnis für Medien, das anders kaum zu erlangen ist, konnte er während Studium und Ausbildung erfolgreich mit wissenschaftlichem Fachwissen verknüpfen. Er versteht es als große Chance, die Möglichkeit zu haben, zwischen Generationen vermitteln zu können und die digitalen Medien, in allen ihren Facetten, weiter erforschen zu können.

Verfasst am 27.11.2012
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