Vernetzt und sicher

Social Networks in der Medienpädagogik

"Netting" von Oberazzi auf flickr.com (cc by-nc-sa)

Genauso wie zu unserer Gesellschaft gehört das SocialWeb zur Lebenswelt von Jugendlichen und damit auch zu Jugendarbeit, Schule und Medienpädagogik. Dass dabei Daten fließen, ist ein alter Hut – Plattformen, die verantwortungsvoll damit umgehen, dagegen nicht unbedingt.

Während das vielversprechendste Projekt, Diaspora, weiter beständig an der technischen Basis feilt, schießen andere wie Pilze aus dem Boden – und dabei gibt es interessante Entwicklungen. Hier kommt ein kleines Update zu (dezentralen) Sozialen Netzwerken, die für die Arbeit mit Jugendlichen interessant sein können:

Friendica

Friendica ist für mich die aktuell bemerkenswerteste Entwicklung: Das Social Network basiert auf einem Netz (dezentraler) Server (eine Liste öffentlicher Adressen findet sich hier) – ähnlich wie Diaspora. Die Software kann momentan nicht nur relativ leicht auf einem eigenen Webspace installiert werden, sie macht es auch möglich, den eigenen Server mit Facebook und Diaspora zu verbinden (und insbesondere Beiträge von dort zu lesen!). Damit kann Friendica zu einer persönlichen Datenplattform werden. Gleichzeitig kann Friendica je nach Erfordernis auf einfach „nur“ eine lokale Community sein und etwa eine Projektgruppe „sicher“ verbinden.

Zwei Dinge dämpfen die Euphorie etwas: Das Aussehen des Sozialen Netzwerks kann zwar individuell gestaltet werden, die mitgelieferten Templates sind jedoch nicht unbedingt eine Augenweide. Und die Verbindung zu Facebook funktioniert zwar (in meinem Test) ganz gut, ist allerdings etwas launisch und kann so den ein oder anderen Post verschlucken.

Friendica ist also nicht die Lösung überhaupt, kann aber in Einzelfällen bei medienpädagogischen Projekten durchaus eine Überlegung wert sein.

OpenNetworX

Über dieses Angebot haben wir komischerweise noch nicht geschrieben, dabei gibt es die Initiative schon seit mehreren Jahren: OpenNetworX ist ein gemeinnütziges Projekt, das Bildungs- und gemeinnützigen Initiativen und Projekten werbefreie und kostenlose Social Networks anbietet. Auf der Plattform ist auch eine Registrierung mit Pseudonymen möglich.

Zwar befinden sich alle Daten auch hier auf einem Server, sie sind jedoch in keinen kommerziell motivierten Händen.

Pidder

Dieses Angebot ist kommerziell, allerdings wirbt die Plattform mit der Sicherheit der Daten, die jederzeit gelöscht werden können und außerdem verschlüsselt werden; auch eine Nutzung unter Pseudonym ist möglich.

Weitergehender habe ich dieses Angebot nicht getestet; zusätzlich vertrauenswürdig wirken die Versprechungen dadurch, dass es einen kostenpflichtigen Premium-Account gibt; das Monetarisierungsmodell fußt also nicht (primär?) auf dem Interesse an Daten.

Anybeat

Auch diese Plattform ist kommerziell und zentral, bietet allerdings die Nutzung unter Pseudonymen und setzt auf ein anderes Konzept als Facebook&Co.: Hier steht die Vernetzung mit unbekannten Personen mit ähnlichen Interessen im Vordergrund.

Und sonst?

Welche weiteren Angebote und Plattformen kennen Sie noch? Welche Erfahrungen haben Sie mit den genannten Tools gemacht? Ergänzen Sie einfach mit einem Kommentar.

[Dank an Christine Zinn und Benjamin Jörissen]

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 16.04.2012
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