Social Media in P2P-Projekten der Jugendverbandsarbeit

Social Media in Jugendverbandsarbeit und MedienpädagogikKinder und Jugendliche wachsen heute mit digitalen Medien auf. Fast die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen haben einen eigenen Internetanschluss, 3/4 einen eigenen PC. Kinder & Jugendliche sind zu 88% in sozialen Communitys vernetzt, mobile Datennutzung nimmt rapide zu (JIM-Studie 2011).

Jugendarbeit als wichtige Sozialisationsinstanz begleitet diese Entwicklung, hinterfragt sie kritisch, kombiniert Werkzeuge zu jugendgerechten Beteiligungsformen und spricht digital. Denn Jugendarbeit ist die Selbstorganisation von Jugendlichen und daher die Heimat von Peer-to-Peer-Konzepten.

In diesem Artikel möchten wir an vier Beispielen zeigen, wie Jugendverbandsarbeit mit Social Media kombiniert werden kann und welcher Themen- und Aktionsradius damit erreicht werden kann.

„VCP Vogelserver“

In diesem Projekt haben Jugendliche des VCP Kleefeld-Buchholz Vogelhäuser mit integrierter Kamera gebaut, damit man das Verhalten der Vögel in der Brut- und Nistphase nicht nur vor Ort, durch eine Glasrückseite oder Livebilder, sondern auch zu Hause via Internet weiterverfolgen konnte. Damit verfolgt der VCP die Idee, Stadtkinder mit moderner Technik an die Natur heranzuführen. Ausgangsgedanke für das Projekt war, dass Stadtkinder zunehmend geringeren Bezug zur Natur haben und in die Kinderzimmer die multimedialen Geräte Einzug erhalten und die Erkenntnis, dass sich Erwachsene nur für die Natur einsetzen, wenn sie es selber in ihrer Jugend kennengelernt haben. Für das Projekt setzten sich die Jugendlichen mit dem Brut- und Nistverhalten von Vögeln auseinander und welche Technikarten es zum Übertragen der Kamerabilder gibt.

„Du entscheidest“

Das Projekt von smiley e.V. probiert aus, was passiert, wenn man ohne vorgefertigte Meinung in die Diskussion um Ethik, Respekt und Menschlichkeit einsteigt. Jugendliche produzieren kurze pointierte Videoclips, die sich mit ihren eigenen Mediennutzungsgewohnheiten auseinandersetzen. Vor der Clip-Erstellung wird bereits mit den Jugendlichen diskutiert, denn die Clips sollen nah an der Lebenswelt von Jugendlichen agieren und am Ende keinen pädagogischen Zeigefinger heben. Es soll darüber nachgedacht werden, wie moderne Medien derzeit den Alltag verändern und wie Missstände überwunden werden können.

„Partizipation 2.0“

In diesem Projekt werden derzeit in einer Testphase Anforderungen an die quelloffene Software Adhocracy für ihren jugendverbandliche Einsatz formuliert und weiterentwickelt. Die Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend in Niedersachen e.V. beschäftigt sich so mit der Frage, wie Partizipation lebensweltorientiert im digitalen Zeitalter aussehen muss. Dabei liegt z.B. Mobilität im Fokus: Mit Blick auf zunehmend beschränkte Ressourcen in der Lebenswirklichkeit von Jugendlichen (Zeit, Geld) vereinfachen digitale Werkzeuge das persönliche Engagement im Jugendverband und befördern Partizipation in verbandlichen Strukturen. Daneben müssen auch verbandliche Strukturen an transparente Prozesse für Beteiligung geleitet werden.

„Schnappschuss reloaded“

Mit diesem Projekt setzt die Schreberjugend Niedersachsen eine innovative Spielesammlung um: Jugendgruppenleiter-innen dokumentieren mit Fotos (Schnappschüssen) und Videos Spielabläufe, die auch für den viralen Einsatz geeignet sein können. Neben dem Aufbau einer Fotosammlung stehen auch die Produktion selbstgedrehter Handyvideos und die methodische Umsetzung im Storyboard im Vordergrund. Herkömmliche Spielebücher können nämlich häufig kein umfassendes Bild vermitteln, wie Ideen und Abläufe in der Praxis umgesetzt werden sollen. Hier setzt das Projekt an.

About

Mit dem niedersächsischen Förderprogramm Generation 2.0 werden derzeit 280 Projekte in der Jugendarbeit in den Themenschwerpunkten Engagement & Experimentelles, Bildung, Integration und Visionen gefördert. Das Förderprogramm wendet sich ausdrücklich an ehrenamtlich engagierte Jugendliche in der Jugendarbeit, die Projektregie liegt beim Landesjugendring Niedersachsen.Mehr Information zum Förderprogramm und weiteren Projekten gibt es unter www.generationzweinull.de

Dies ist ein Gastbeitrag von Wencke Breyer und Sonja Reichmann. Wencke Breyer arbeitet als Programmreferentin im Förderprogramm Generation 2.0 und ist Ansprechpartnerin für Finanzen, Antragstellung und Projekt-Coaching im Förderzeitraum.

Sonja Reichmann ist zuständig für Digitale Medien und Netzwerk Jugendserver Niedersachsen im Landesjugendring Niedersachsen e.V. Sie vertritt den Landesjugendring auf Bundesebene in der Konferenz Jugendarbeit Online und beteiligt sich in verschiedenen Publikationen und Podien im aktuellen Medien-Diskurs.

Foto: Mark Mühlhaus

Verfasst am 03.04.2012
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