Willkommen in der Post-Pfeiffer-Ära

Kind bei der Lektüre eines grimmschen Märchens (Dank an schandmaennchen.de)

Kind bei der Lektüre eines grimmschen Märchens (Dank an schandmaennchen.de)

Einige Zeit ist vergangen seit dem letzten Amoklauf, die breite öffentliche Empörung hat sich gelegt, die Politik hat, wie sie glaubt, präventive Maßnahmen beschlossen und die Auseinandersetzung mit der Wirkung von Computerspielen geht in die nächste Runde.

Entgegen dem eingespielten Diskussionsmuster scheinen wir jetzt aber endlich in der „Post-Pfeiffer-Ära“ angekommen zu sein, denn selbst Spiegel-online setzt sich fast schon kritisch mit dem Thema auseinander. Dort werden jetzt keine aufmerksamkeitswirksamen Parolen mehr kommuniziert. Im Gegenteil, jetzt wird in einem wie ich finde guten Video von selbsternannten Experten gesprochen. Die Idee ist nicht neu, aber SpielBar hat das ganze in großem Rahmen durchgezogen. Es geht darum Eltern und LehrerInnen bei einem sogenannten Eltern-LAN die Möglichkeit zu geben mit medienpädagogischer Unterstützung Computerspiele zu spielen, um so einen Einblick in die jugendlichen virtuellen Realitäten zu erlangen. Dabei werden nicht nur Simulationen sondern auch streitbare Genre wie Ego-Shooter (also Titel wie Counter Strike etc.) gespielt.

Ich musste mir den Beitrag nach dem ersten Durchlauf gleich noch einmal anschauen, weil ich es fast nicht glauben konnte: Wo bleibt bitteschön die aufgeregte Hetze?! Alles schon vergessen oder was ist passiert? Also, ein dickes Lob an die sonst nicht so zimperlichen (was das Einsteigen oder Hervorrufen von breiten öffentlichen Empördiskussions-Kampagnen betrifft) Redakteure von SpiegelOnline. Ich hoffe wir haben den Entwicklungsschritt wirklich gemacht und es war nicht nur ein Ausrutscher. Vermisst werden wird der Prof. Dr. Christian Pfeiffer aber wohl eher nicht (sowieso nicht), denn der ist ein Allroundgenie und widmet sich schon den nächsten Themen. Er macht jetzt in jugendlichen Drogenkonsum und scheint (zumindest für die EMMA) ein unentbehrlicher Gesprächspartner zu sein, wenn es um Frauenbilder in der Fenseh- und Spielelandschaft und um Gleichberechtigung geht. Er wird also nicht durch Abwesenheit in der Medienlandschaft glänzen.

P.S.: Für alle die mit dem Namen Pfeiffer auf die Schnelle nichts anfangen können. Das ist ein selbsternannter (und von einschlägigen Medienangeboten hochstilisierter) Experte, der beispielweise Zusammenhänge zwischen dem in der DDR praktizierten frühkindlichen Topfzwang und dem Hang zu fremdenfeindlichen und gewalttätigen Verhalten im Jugend- und Erwachsenenalter konstruiert. (Leider habe ich im Netz keine Quelle dazu gefunden, wer etwas findet bitte melden.)

Weitere Beiträge finden Sie u.a. hier, hier und hier.

[vielen Dank an Albert]

Mario von Wantoch-Rekowski Kurzbio
Mario von Wantoch-Rekowski zog es von Berlin nach Rheinland-Pfalz und er arbeitet hauptberuflich beim Landesfilmdienst RLP e.V.. Er studierte Medienkommunikation und kam über seine Studienschwerpunkte Medienpsychologie und -ethik zur Medienpädagogik. Neben seiner praktischen Arbeit versucht er sich auch immer wieder an neuen medialen Entwicklungen und deren möglichen medienpädagogischen Nutzen. Seine Schwerpunkte im Blog sind Medienpsychologie, Jugendschutz und (freie) Spiele.
Verfasst am 21.05.2009
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