Richtig vortragen und präsentieren

Gerade MedienpädagogInnen müssen ständig an ihrer eigenen Medienkompetenz arbeiten. Ich denke dabei immer zuallererst an die Medien, die „Objekt“ meiner Arbeit sind, also Audio, Video, Web u.a. Viel zu unkritisch gehe ich dagegen meist mit den Medien um, die „Mittel“ meiner Arbeit im mediendidaktischen Sinn sind – insbesondere Computerpräsentationen mit PowerPoint oder Keynote. Dafür hat mich Mandy Schiefner mit einigen Postings sensibilisiert, in denen sie die eigentliche Zielsetzung der Software, ihre Funktionsweise und daraus resultierende inhaltliche und methodische Einschränkungen verdeutlicht, die ihren Einsatz für die pädagogische Arbeit fragwürdig macht. Ich habe verstanden und viel bei der anschließenden Lektüre gelernt:

„PowerPoint ist ein kommerzielles Tool, entwickelt für Verkaufsgespräche. Dieses Tool eignet sich sehr schlecht zur Vermittlung von höherem analytischen Denken, es verkürzt Aussagen auf Spiegelstriche, sequenziert den Vortrag, lässt Lernende passiv, überfordert durch gleichzeitiges Lesen und Zuhören, usw.“ (Mandy Schiefner)

Dennoch ist Visualisierung wichtig und in diesem Sinne ist es im pädagogischen Kontext wichtig, den eigenen Vortrag mit der Präsentation/Diashow zu begleiten, unterstreichen oder zu ergänzen – aber eben nicht zu strukturieren. Ein Kommentator im genannten Beitrag bringt es gut auf den Punkt: „In dem Moment, wo ich die Präsentation zu meiner eigenen Strukturierung aufbaue, werde ich unweigerlich zu deren Passagier während des Vortrags.“

Wie der Gegenentwurf für zukünftige Präsentationen/Vorträge aussieht, ist schwer zu beschreiben. Ein guter Anfang ist, sich die Keynotes von Steve Jobs zu Gemüte zu führen, der eine gute Mischung aus eigenem Vortrag und Ergänzung durch die Diashow praktiziert. Sehr anschaulich ist auch ein Vortrag von Garr Reynolds, der bei youtube dokumentiert ist. Und schließlich gibt Teemu Arina in einem Blogbeitrag ein paar konkrete Tipps:

  • die Aufzählungen in die Notizen verschieben – und wenn es doch nicht anders geht, die einzelnen Punkte auf verschiedene Folien verteilen.
  • Metaphern auswählen, um die eigenen Inhalte rüberzubringen
  • und wenn das nicht gelingt, ein einfaches Foto (aus dem Web?) auswählen
  • wenn erklärende Worte nötig sind, dann kurze Statements, evtl. Zitate
  • den Text niemals über wichtige Teile des Bildes positionieren
  • nur qualitativ hochwertige Bilder verwenden
  • Foliennummern, Logos und Vortragstitel weglassen und sie auf eigene Folien verschieben (Anfang und/oder Ende)
  • wenn Bewegung notwendig ist, dann nur „sinnvolle“ und passende Folienübergänge nutzen
  • evtl. Vortragsphasen mit einheitlichen Folien einläuten, die ähnlich gestaltet sind
  • die größtmögliche Schriftgröße in einer lesbaren Schriftart auswählen (Helvetica, Verdana,…)
  • eine kontrastreiche und angenehme Schriftfarbe wählen
  • auf einem Mac Apple Keynote für professionelle und schnelle Ergebnisse verwenden
  • stolz darauf sein, die Dinge anders zu machen als die meisten anderen auf der Konferenz

Danke an alle Genannten!

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 29.07.2008
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