Let’s Play-Workshop im Jugendzentrum

Junge am Rechner

Foto von pexels.com, Ron Lach, Pexels License

Ein Let´s Play ist ein Video über ein Videospiel, in dem das Gameplay des Videospieles gezeigt, kommentiert und eingeordnet wird. Häufig sind Let’s Plays beispielsweise auf Youtube aufzufinden. Hierbei wird häufig das Videospiel subjektiv bewertet und ein Fazit zum Videospiel gezogen.
Wir haben im Rahmen eines Seminars an der Hochschule München einen medienpädagogischen LetsPlay-Workshop in einem Jugendzentrum durchgeführt und beschreiben in diesem Beitrag unsere Vorgehensweise.

Die Idee

Die Jugendlichen sollen in unserem Workshop ein Videospiel spielen, kommentieren und dabei aufgenommen werden (mit der Software OBS). Nach der Phase des Spielens sollen Ausschnitte des Spielens mit der Schnittsoftware „Shotcut“ geschnitten und editiert werden. Im Idealfall entsteht am Ende ein Endprodukt in Form eines Let’s Plays.
Wir hatten kein konkretes Videospiel von Anfang an geplant, wir wollten mit den Jugendlichen abklären, welches Spiel sie interessant finden und legten dabei Wert darauf, dass sie selbst das Spiel noch nie gespielt hatten. Der Grund hierfür ist, dass sie unvoreingenommen in das für sie neue Spiel eintauchen können und das Let´s Play so authentischer wirkt. Die Jugendlichen fanden alle das Videospiel „Phasmophobia“ interessant. Das Videospiel ist ein Koop-Spiel, was in diesem Fall bedeutet, dass bis zu vier Spieler gleichzeitig und zusammen in dem Videospiel Aufgaben gegen computergesteuerte Gegner erledigen können. In diesem Videospiel ist man ein Geisterjäger, dessen Aufgabe darin besteht, ein verlassenes Gebäude nach Geistern zu untersuchen und diesen Geist dann zu finden, aufzuspüren und Beweise dafür zu finden, um welchen Geist es sich handelt. Das Videospiel hat eine gruselige Atmosphäre und kann dem Genre der Horrorspiele zugeordnet werden. Das Spiel hat keine offizielle Altersfreigabe der USK, da es nur in digitaler Form erschienen ist (z.B. auf Steam). Der Spieleratgeber NRW würde das Videospiel für Personen ab 16 Jahren empfehlen.

Ziel des Projekts

Unser Projektziel war hauptsächlich die Förderung der Medienkompetenz der teilnehmenden Jugendlichen. Unsere Aufgabe ist dabei die aktive Begleitung der Jugendlichen während des Let’s Plays, sodass auch eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Videospiel stattfindet anstelle von ausschließlichen „Spielen“. Auch sollen sich die Jugendlichen reflektiert mit dem Thema Altersfreigabe auseinandersetzen; dies ist gerade bei einem Videospiel ohne offizielle Altersfreigabe sinnvoll und spannend. Hierzu wird zunächst der Begriff der Medienkompetenz mithilfe der Dimensionen der Medienkompetenz nach Dieter Baacke und nach Stefan Aufenanger erklärt. Dabei werden auch Beispiele in Bezug auf das Thema Videospiele gegeben.

Projektablauf

Um die Atmosphäre zu stärken, wurde der Raum verdunkelt. Da das Spiel nicht anfängerfreundlich ist, spielte ein Projektleiter mit und der andere Projektleiter gab Unterstützung, indem er im Raum herum lief und die Jugendlichen Tipps gegeben hat und Fragen beantworten konnte. Die erste Runde zeigte schon, dass das Spiel nicht anfängerfreundlich ist und die Jugendlichen waren leicht konfus was genau sie machen sollten. Diese Runde dauerte ca. 20 Minuten und verlief In-Game mit mäßigen Erfolg. Nichtsdestotrotz hatten die Jugendlichen Spaß. Ab der dritten Runde konnten die Jugendlichen selbstständig und mit wenig Unterstützung eine Runde im Spiel gewinnen. Die letzte und vierte Runde verlief sehr gut.
Anschließend haben die Jugendlichen ein analytisches Feedback zum Spiel gegeben und es bewertet. Im Feedback zeigte sich, dass die Jugendlichen nicht nur „gespielt“ haben, sondern sich auch reflektiert mit dem Spiel auseinander gesetzt haben. Wir als Projektleiter haben auch generelle Fragen gestellt, wie z.B. die Jugendlichen eine USK-Einschätzung des Spiels bewerten würden und ob sie die Kategorien der USK für sinnvoll halten. Die Jugendlichen sind sich einig, dass der Schritt von 12 bis 16 Jahren viel zu groß ist und es eine USK-Freigabe ab 14 Jahren geben sollte, die sie auch für dieses Spiel anwenden würden.

Fazit

Wir als Projektleiter haben uns sehr gefreut, dass ein sehr gutes und reflektiertes Gespräch zustande kam. Zum Schluss haben wir den Videoschnitt begonnen, den die Jugendlichen zum Teil noch begleitet haben. Das finale Ergebnis haben wir später noch fertiggestellt.

Unser Fazit ist, dass das LetsPlay-Projekt im Jugendzentrum großen Spaß gemacht hat und die medienpädagogische Aufgabenstellung erfüllt hat. Wir konnten zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Computerspielen, LetsPlay-Videos und Jugendmedienschutz beigetragen, konnten Aspekte der Mediengestaltung anregen und somit die Medienkompetenz der Jugendlichen fördern. Alle Leser*innen können wir nur ermutigen, eigene Projekte zu „Let’s Play“ umzusetzen.

[Ein Projekt von Christopher Stakelum und Dejan Kostic im Rahmen des Seminars „Handlungsmethoden im Kontext der Mediatisierung“ (Leitung: Astrid Meckl, JFF, und Björn Friedrich, SIN) an der Hochschule München, Master-Studiengang „Soziale Arbeit, Forschung und Digitalisierung“.]

Seminar Hochschule München Kurzbio
Wir veröffentlichen Ergebnisse aus dem Seminar "Handlungsmethoden im Kontext der Mediatisierung" (Leitung: Astrid Meckl, JFF, und Björn Friedrich, SIN), das an der Hochschule München im Master-Studiengang „Soziale Arbeit, Forschung und Digitalisierung“ durchgeführt wird.
Verfasst am 03.02.2022
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