Hidden Codes, ein Mobile Game zu Radikalisierung im Netz


Titelbild Hidden Codes, © Bildungsstätte Anne Frank e.V.

Im Netz werden zahlreiche extremistische Inhalte gepostet, die oftmals nicht sofort als politische Botschaften zu erkennen sind. Auf diesem Weg versuchen zahlreiche Gruppierungen, User*innen gezielt für Rechtsextremismus oder Islamismus zu radikalisieren. Damit junge Menschen für entsprechende Anzeichen sensibilisiert werden, hat die Bildungsstätte Anne Frank das kostenlose Serious Game „Hidden Codes“ veröffentlicht, das an der Schnittstelle von Medienkompetenzvermittlung und politischer Bildung agiert.

Das Spiel simulierte eine Social Media-Umgebung, in der ich als Spieler*in einer Schulblog-Redaktion beitrete. Habe ich mein Online-Profil eingerichtet, kann ich mit den anderen Leuten aus der Redaktion chatten und erhalte so erste Recherche-Aufträge. In der Folge muss ich Websites und -Profile ansehen, Storys und Kommentarspalten durchstöbern und auf Postings reagieren. So kann ich die Strategien und Mechanismen politischer Einflussnahme kennenlernen und dechiffrieren.

Das Spiel richtet sich an Jugendliche ab 14 Jahren und verfolgt das Ziel, die Spielenden für rechtsextreme und islamistische Codes zu sensibilisieren. In unterschiedlichen Kapiteln werden die User*innen dazu befähigt, extremistische Aussagen zu erkennen und kompetent darauf zu reagieren. Dabei werden unterschiedliche Facetten wie Hasskommentare, Verschwörungsmythen, Extremismus und Diskriminierung thematisiert.

Konzipiert wurde „Hidden Codes“ für den Einsatz im Schulunterricht, es ist aber auch in der außerschulischen Bildung und Jugendarbeit einsetzbar. Interessierten Lehrkräften und Multiplikator*innen wird eine Fortbildung empfohlen, die die Bildungsstätte kostenlos anbietet. Im Anschluss sind Materialien zum Spiel erhältlich, denn das Game sollte keinesfalls für sich stehen, sondern begleitet und nachbesprochen werden.

Dieses innovative Konzept für die politischen Bildung war für Deutschen Computerspiel-Preis 2021 in der Kategorie „Serious Game“ nominiert. Der einzige Kritikpunkt ist aus meiner Sicht, dass das Spiel manchmal etwas langatmig ist, etwa wenn ich auf die Antworten meiner Gesprächspartner*innen im Chat warten muss. Inhaltlich ist das Spiel jedoch sehr gelungen und somit aus medienpädagogischer Sicht äußerst empfehlenswert.

„Hidden Codes“ kann als Browser-Game sowie als kostenlose App für Android und iOS gespielt werden. Weitere Informationen und die Anmeldemöglichkeit für Fortbildungen finden sich auf der Projekt-Website.

[Ein Beitrag von Björn Friedrich]

Björn Friedrich Kurzbio
Björn Friedrich arbeitet als Medienpädagoge im SIN - Studio im Netz, München, mit den Schwerpunkten Social Media, Games und Jugendpartizipation. Daneben ist er als Referent für Vorträge und Fortbildungen tätig. Mit Tobias Albers-Heinemann schrieb er mehrere Elternratgeber, zuletzt 2018 "Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co." (O'Reilly Verlag, Köln). Mit Michael Dietrich und Sebastian Ring veröffentlichte er 2020 den Sammelband "Medien bilden Werte. Digitalisierung als pädagogische Aufgabe" (kopaed, München).
Verfasst am 19.10.2021
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