Bad News – vom Fake zum Chaos

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Foto: getbadnews.de / DROG

„Only bad news are good news“ – diese medienpsychologische Weisheit ist auch in der Medienpädagogik bekannt und stellt uns stets aufs Neue vor die Herausforderung: Wie können wir Kinder und Jugendliche zu kritischen, mündigen User*innen erziehen? Das kostenlose Online-Spiel „Bad News“ hilft dabei.

„Du willst mit Desinformationen das Internet aufmischen, oder?“ Mit dieser konfrontativen Frage beginnt das Spiel, und es lässt auch im weiteren Verlauf wenig Möglichkeiten des Widerspruchs zu. Das erklärte Ziel ist es, „von der Falschmeldung zum Chaos“ zu gelangen. Als Spielende werden wir zu einem Internet-Troll und klicken uns durch ein testbasiertes Rollenspiel, das uns stets verführt, mit emotionalen Falschmeldungen unsere Reichweite zu erhöhen. Wer lieber sachliche und unaufgeregte Informationen postet, wird zunächst verwarnt: „Wenn du Meister der Desinformation werden willst, musst du aufhören, so ein Moralapostel zu sein.“ Wer dann noch immer keine aufwühlenden Fake News postet, hat bald darauf das Spiel verloren. Mit einem Klick lässt sich die Herausforderung jedoch erneut starten…

Der Anspruch des Spiels ist es, über gefälschte Nachrichten und irreführende Online-Meldungen aufzuklären und Jugendliche für eine aufmerksame Mediennutzung zu sensibilisieren. Die niederländische Organisation DROG hat das Online-Game gemeinsam mit der Universität Cambridge entwickelt, die gemeinnützige Initiative Wissenschaft im Dialog gGmbH brachte es nach Deutschland. So besteht nun auch in der deutschsprachigen Version die Gelegenheit, Strategien und Mechanismen der Desinformation kennenzulernen. Die Entwickler empfehlen das Spiel für Jugendliche ab 14 Jahren, für Kinder ab acht Jahren gibt es eine Junior-Variante. Für die Integration in Bildungsprojekte oder den Schulunterricht stehen zudem Begleitmaterialien zur Verfügung.

Wer erfolgreich fälscht und die Gemüter erzhitzt, wird im Lauf des Spiels mit digitalen Abzeichen belohnt: Sie werden für „Identitätsbetrug“, „Emotion“, „Polarisierung“, „Verschwörung“, „Verruf“ und „Trollen“ verliehen. So wird die Aufklärung über Fake News und Emotionalisierung in spielerischer Form mit klassischem Belohnungssystem vermittelt.

Das Online-Spiel ist ein zeitgemäßes Tool zur Medienkompetenzvermittlung, das in Zeiten des weltweit grasierenden Populismus ein wichtiges Thema auf originelle Weise aufgreift.

Björn Friedrich Kurzbio
Björn Friedrich arbeitet als Medienpädagoge im SIN - Studio im Netz, München, mit den Schwerpunkten Social Media, Games und Jugendpartizipation. Daneben ist er als Referent für Vorträge und Fortbildungen tätig. Mit Tobias Albers-Heinemann schrieb er mehrere Elternratgeber, zuletzt 2018 "Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co." (O'Reilly Verlag, Köln). Mit Michael Dietrich und Sebastian Ring veröffentlichte er 2020 den Sammelband "Medien bilden Werte. Digitalisierung als pädagogische Aufgabe" (kopaed, München).
Verfasst am 28.01.2020
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