Studio-Link für Live-Übertagungen nutzen

Liveübertragung mit Studio-Link

Liveübertragung von Radio Tonkuhle bei einer Veranstaltung

Das Medium Radio ist bei Kinder und Jugendlichen trotz der Streaming-Angebote immer noch sehr beliebt. Für mich stand die Frage im Raum, wie kann ich diese Neugier medienpädagogisch nutzen. Ich wollte schon länger eine Möglichkeit finden, um Livesendungen aus einem Klassenzimmer, einer Bibliothek oder anderen Einrichtungen zu ermöglichen. Am Anfang war nur das simulierte Erlebnis mein Ziel, aber als ich selbst zum Podcastproduzenten wurde, entdeckte ich das Tool Studio-Link. Dies ermöglicht mir Audioverbindungen in hoher Qualität. Für die Verbindung selbst benötigt man ein USB-Audiointerface oder Mischpult, sowie Mikrofon, Kopfhörer, Computer und natürlich eine Internetverbindung. Dann steht einer Verbindung mit Studio-Link nicht mehr viel im Wege. 

Studio-Link als Standalone-Version

Studio-Link selbst ist in der Betaphase kostenlos und es werden verschiedene Versionen angeboten. Um eine einfache Verbindung zum Beispiel mit einem Radiostudio eines freien Radios oder Bürgerradios zu realisieren, reicht die Standalone-Version. Diese gibt es für unterschiedliche Betriebssysteme wie Windows, Linux und OS X. Nach dem Download erhält man eine Datei zum Ausführen. Bevor die Verbindung hergestellt werden kann, sollte man das USB-Audio-Interface oder das Mischpult auf 48 000 Hz einstellen. Ansonsten ist keine Verbindung mit dem Gesprächspartner möglich. Auf der Downloadseite von der Standalone-Version wird das auch nochmal unten in einer GIF-Animation gezeigt. Beim Radiostudio des Bürgersenders sollte zusätzlich noch eine n-1 Schaltung realisiert werden, weil man sich sonst beim Gespräch nochmals selbst zeitversetzt hört. Ist dies alles beachtet, kann eine Verbindung zum Studio oder dem Gesprächspartner erfolgen. Dazu startet man Studio-Link und ein Browser-Fenster öffnet sich.

Screenshot Studio-Link

Screenshot Studio-Link

Das Feld Your ID ist die Verbindungsnummer, die man mit dem Gesprächsteilnehmer austauschen kann, um die Verbindung herzustellen. Wenn die Partner ID eingeben wird und man auf die Taste Call klickt, wird eine Verbindung in hoher Qualität hergestellt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit seine eigene Aufnahme mit dem Klick auf Record aufzunehmen. Hierzu wird das FLAC-Formate für die Aufnahme verwendet. Es sind theoretisch dabei 255 Verbindungen gleichzeitig möglich. Zusätzliche Teilnehmende können ebenfalls im Partner ID Feld hinzugefügt werden. Genutzt wurde Studio-Link beim Bürgerradio Radio Tonkuhle in Hildesheim, die damit eine Verbindung nach Indonesien realisierten. Eine Beispielaufnahme kann man unter diesem Link hören.

Studio-Link als Plugin für die Audioschnittsoftware

Eine ähnliche Funktionsweise hat auch das Plugin. Es kann mit der Audioschnittsoftware Reaper bzw. Ultraschall oder Ardour betrieben werden. Bei dieser Variante sind Mehrspuraufnahmen möglich, womit die lokale Aufnahme und die Verbindung mit Studio-Link getrennt voneinander aufgenommen werden. Das kann sinnvoll sein, wenn man Podcasts oder einfach nur Interviews produzieren möchte. Eine genaue Anleitung wie man mit Ultraschall Aufzeichnungen über Entfernungen realisiert, gibt es in den Videos von Ralf Stockmann. In diesen erklärt er genau, wie man die Einstellungen tätigen muss und was zu beachten ist. Ultraschall bietet darüber hinaus die Option, dass ein direkter Livestream per Knopfdruck zur Verbreitung erstellt werden kann. Die Hörerzahl ist hierbei auf 500 Personen begrenzt. Damit kann unabhängig von einem Radiosender Livesendungen ausstrahlen und den Stream-Link teilen. Die n-1 Schaltung wird hier von der Software selbst erstellt.

Weitere Erweiterungen und Einsatzmöglichkeiten von Studio-Link

Live-Radioteststation in einer Schule

Mit Studio-Link sind in einem Klassenzimmer verschiedene Liveradioformen möglich, wie Gesprächsrunden über verschiedenen Themen oder mit Personen. Vorher brauchte man dazu Audio-Codecs, die unbezahlbar waren. Auch Bibliotheken und andere Bildungseinrichtungen können sehr einfach selbst Übertragungen anbieten und mit freien oder Bürgerradios zusammenarbeiten.
Um eine eigene Radioautomation zu realisieren, kann auch noch der Radiobattler genutzt werden, der über einen externen Nummernblock mit Tastenkombinationen gesteuert werden kann. In den Einstellungen habe ich die interne Soundkarte des Notebooks genutzt, um mit Tastendruck Songs und Jingles abspielen zu können. Ich habe das bei der Liveradiostation bei der Kinderstadt Bad Dürrenberg und auch beim Kindermedienfest on Tour des Offenen Kanals Merseburg-Querfurt e.V. eingesetzt.
In Zukunft wird es Studio-Link auch als App geben, um mit dem Smartphone Verbindungen herzustellen. Die n-1 Schaltung soll auf Dauer auch in die Standalone-Version Einzug halten. Damit werden die Hürden noch geringer, um eine hochwertige Audioverbindung zu ermöglich. Ich bin gespannt, wohin sich Studio-Link entwickelt und welche Möglichkeiten uns noch erwarten.

Dennis Kranz Kurzbio
Dennis Kranz ist Medienpädagoge in der Stadtbibliothek Rostock. Er studierte Kultur- und Medienpädagogik an der Hochschule Merseburg und war bei Bürgersendern in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt tätig. Derzeit ist er Experte des Netzwerkes Medienbildung des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv)
Verfasst am 12.03.2019
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