Virtuelle Realität zum Selbermachen (Handbuch Making-Aktivitäten)

Aus Pizzakartons werden eigene Virtual-Reality-Brillen gebaut und mit Hilfe einer Kamera-App erste Inhalte erstellt.

Setting Projektarbeit in der Schule, Jugendeinrichtung, Kulturzentrum
Dauer drei bis vier Schulstunden/ drei Zeitstunden
Zielgruppe Kinder ab der 5.Klasse / Jugendliche ab 10 Jahre (für den Bau der Brille: ab 8 Jahren)
Zielsetzung Verständnis für Stereografie, Einführung in das Thema Virtuelle Realität
Notwendige Ausstattung
  • WLAN, Smartphones der Schüler/innen bzw. Teilnehmer/innen (Android bevorzugt), je Gruppe von 2 bis 3 Teilnehmer/innen möglichst ein Handy
  • Pappkarton, Cutter, Schneideunterlage, Tesafilm, evtl. Ausdrucke des Plans, Wäscheklammern, Kleber
  • 2 Linsen je Brille
Aufwand ca. 120 Minuten

icon-vorbereitung

Vorbereitung

Im Vorfeld müssen Kunstofflinsen gekauft werden, diese können unter anderem über mein-guckkasten.de bezogen werden. Außerdem werden Cuttermesser, Stahllineale, Klebstoff, Schneideunterlagen und Pizzakartons benötigt. Die Bastelvorlagen und eine Bauanleitung können unter mein-guckkasten.de heruntergeladen und ausgedruckt werden (vgl. Webquellen am Ende der Beschreibung). Es empfiehlt sich die Bögen vor dem Projekt mit Sprühkleber auf die Pizzakartons zu kleben. Diese Aufgabe kann zwar auch gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern gemacht werden und die Zeit zum Trocknen des Klebers für eine Einführung genutzt werden. Der Sprühkleber sollte allerdings nur im Freien, bzw. in gut belüftete Räumen genutzt werden.

Einmalig sollte zur Vorbereitung auch eine eigene Brille gebaut werden. Dadurch macht man sich nicht nur mit der Bauanleitung vertraut, sondern hat auch ein Exemplar, welches man den Schülerinnen und Schülern zeigen und so das Interesse bei ihnen wecken kann.

icon-ablauf

Ablauf

Zu Beginn empfiehlt es sich, eine generelle Einführung zu dem Thema „Virtual Reality“ zu geben. Um das Interesse der Schüler/innen bzw. Teilnehmer/innen für die bevorstehende Bastelaktion zu wecken, kann mit einer Achterbahn-App (z.B. Dive City Rollercoster) einen kleinen Vorgeschmack gegeben werden. Hierfür sollte mindestens eine, im Vorfeld gebaute Brille zur Verfügung stehen. Die Schüler/innen bzw. Teilnehmer/innen stehen dabei am Besten in einer Reihe an, um nacheinander einen kurzen Blick durch die Brille zu werfen. Das Anstehen in der Reihe ist besser, als eine Aufstellung im Kreis, da es in der App eine vorgegebene Fahrtrichtung gibt.

Im Idealfall geht man dann die Schritte für den Bau der Brille anhand der Bauanleitung gemeinsam durch. Die größte Fehlerquelle ist in aller Regel das Einsetzen der Linsen. Es empfiehlt sich die Linsen erst dann auszuteilen, wenn die Schüler/innen die Brille fast fertig gebaut haben, um das Einsetzen der Linsen nochmals zu besprechen, bevor diese eingeklebt werden. Dabei ist zu beachten: Beide Linsenseiten sind konkav, wobei eine Seite stärker gekrümmt ist als die andere. Die Linsenseite mit der stärkeren Krümmung muss Richtung Smartphonedisplay zeigen. An dieser Stelle bietet sich auch ein theoretischer Input zum Thema konvex und konkav an.

Bevor geklebt wird, sollten alle Teile möglichst präzise mit dem Cuttermesser ausgeschnitten werden. Dazu ist es ratsam, ein Stahllineal und eine Schneideunterlage zu verwenden, außerdem ist es hilfreich Wäscheklammern zu nutzen, um die Klebestellen zusammen zu pressen.

Bildschirmfoto 2016-06-06 um 21.50.54

Für das Erstellen eigener Inhalte bietet die Kamera-App von Google einen guten Einstieg, auch wenn man damit keine 3D-Welten erzeugen kann. Dennoch ist es interessant, sich mit Hilfe der Papp-VR-Brille in einem selbst erstellen Kugelpanorama umzuschauen. Die Schüler/innen bzw. Teilnehmer/innen gehen in Gruppen von zwei bis drei Personen zusammen. Pro Gruppe sollte ein Android-Smartphone mit Kamera-App zur Verfügung stehen. Die Schüler/innen suchen sich einen interessanten Raum bzw. Ort aus, an dem sie ein Kugelpanorama (Photo Sphere) machen.

Bildschirmfoto 2016-06-06 um 21.51.01

Für das Betrachten der Inhalte muss die Cardboard-App von Google auf den Handys, mit denen die Kugelpanorama Bilder gemacht wurden, installiert sein. In der App wird „Cardboard Demos“ gewählt. Die Bedienung der Cardboard-App ist eigentlich für einen Magnetschalter ausgelegt, der nicht beim Guckkasten vorhanden ist (kann nachgerüstet werden), die App lässt sich aber auch durch Berühren des Displays bedienen. Das Handy muss dazu so bewegt werden, dass die Photo-Sphere-Anwendung nach vorne kommt, danach doppelt und dann einfach darauf tippen.
Die Gruppen tauschen untereinander ihre Smartphones und zeigen den anderen Gruppen, die Photo Sphere, die sie erstellt haben.

icon-variante

Mögliche Varianten und Ergänzungen

Eigene 3D-Welten für das Handy zu erstellen, z.B. eine eigene VR-App, ist noch relativ kompliziert. Einfacher ist es, eine Welt mit einem Computerspiel, wie zum Beispiel Minecraft zu erstellen und anschließend die Brille mittels Trinus VR mit dem Computer zu verbinden.

icon_tipps

Tipps und Tricks

Beim Bau der Brille kann ein Nahtmarkierer hilfreich sein, damit lassen sich die Falze perforieren und anschließend besser falten. Um die Klebestellen zu fixieren, kann man auch sogenannte Foldback-Klammer nutzen. Diese halten sehr fest und eignen sich daher besser als Wäscheklammern.

Icon_kreativitaet

Raum für kreatives Gestalten

Allein durch die Wahl des Kartons, lassen sich die Brillen schon gestalten. Klebt man bei einem Pizzakarton die Bastelvorlage auf die weiße Seite und nicht auf die bunte ergeben sich interessante Muster. Damit die Brille nicht ständig in den Händen gehalten werden muss, können außerdem Gummibänder (breiter Hosengummi) angebracht werden. Außerdem kann auch ein „Magnetschalter“ eingebaut werden (siehe http://medienundbildung.com/mein-guckkasten/anregungen-modifikationen/). Auch bei der Wahl und Anfertigung der Kugelpanoramen gibt es kreativen Spielraum und Überraschungsmomente, was und wie die Kinder aufnehmen. Zum Beispiel kann man wie bei einem Wimmelbild einen zuvor vereinbarten Gegenstand im Bild verstecken. Dieser kann dann von den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gesucht werden. Alternativ kann man auch einen Gegenstand im Raum platzieren, der hier überhaupt nicht hingehört und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gefunden werden muss. Eine weitere Alternative besteht darin, eine Szene an einem Ort „nach zu stellen“. Hier können die Teilnehmer/innen raten, was passiert ist. Die Kunst besteht darin, sich aussagekräftige Posen zu überlegen und während die Aufnahmen gemacht werden, in dieser Pose still zu verharren.

icon_webtipps

Weitere Materialien dazu


cover_handbuch_klein Dieser Beitrag ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Making-Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen. Handbuch zum kreativen digitalen Gestalten“ (herausgegeben von Sandra Schön, Martin Ebner und Kristin Narr, März 2016). Das Buch steht seit 1.3.16 komplett als PDF offen lizenziert zur Verfügung (http://bit.do/handbuch) und ist auch als Printausgabe im Buchhandel erhältlich (ISBN 9783739236582). Das Handbuch entstand im Rahmen einer Kooperation des BIMS e.V., der Technischen Universität Graz, von Kristin-Narr.de, des Medienpädagogik Praxisblog, des fsm e.V. und seinem Projekt „Medien in die Schule“ sowie mit Unterstützung der HIT-Stiftung.

Steffen Griesinger Kurzbio
Seit 2007 arbeite ich als Medienpädagoge bei medien+bildung.com und leite seit 2015 das Haus der Medienbildung in Ludwigshafen. Ich interessiere mich schon lange für Medien und Technik. Vor meinem Studium der Sozialen Arbeit in Freiburg machte ich eine Ausbildung zum Industrieelektroniker. Während des Studiums arbeitete ich im Bereich Medienpädagogik des wissenschaftliche Institut des Jugendhilfswerks Freiburg e.v. (wi-jhw) als Studentische Hilfskraft.
Verfasst am 20.07.2016
Kommentare deaktiviert für Virtuelle Realität zum Selbermachen (Handbuch Making-Aktivitäten)

Zusatzinfos

Pat-O-Meter

Monats-Archiv