Onlinemagazin für junge Medienkritik

Onlinemagazin für junge Medienkritik, Medienpädagogik

Kindermedien werden für Kinder gemacht, doch ein „Urteil“ darüber sprechen häufig Erwachsene. Auf der Internetplattform www.spinxx.de allerdings veröffentlichen Kinder und Jugendliche ihre Sicht auf die Medienwelt. Sie verfassen Kritiken zu Filmen, Fernsehsendungen, Computerspielen und Büchern oder veröffentlichen Reportagen, Interviews und Filme rund um’s Mediengeschehen.

Die Beiträge entstehen in festen Redaktionsgruppen, die sich wöchentlich treffen, und von Erwachsenen mit einschlägigen pädagogischen und fachlichen Kenntnissen begleitet werden. Letztere sind in ein Netzwerk eingebunden, in dem sie sich kontinuierlich austauschen und weiterbilden können und in dem auch gemeinsame Aktionen oder thematische Schwerpunkte der Redaktionen geplant werden. Die Redakteurinnen und Redakteure können nicht nur Wortbeiträge verfassen, sondern für spinxx.de auch Audiokritiken, Fotoreportagen oder Videointerviews produzieren.

Jede Redaktion hat eine eigene Unterseite, auf der sie sich in Wort und Bild vorstellen kann, die einzelnen Redakteurinnen und Redakteure haben zudem die Möglichkeit, sich und ihre Arbeiten über ihre persönlichen Steckbriefseite zu präsentieren. Die spinxx Redaktionen arbeiten mit einem Onlineredaktionssystem, das viele Möglichkeiten bietet und zugleich einfach zu handhaben ist. Die Redaktionsleitungen neuer Redaktionen erhalten vom Projektträger ein Passwort, mit dem sie Zugang zum Redaktionssystem erhalten. Über dieses können sie die Beiträge für die Veröffentlichung freigeben, die Jugendautorinnen und –autoren bei Rückfragen kontaktieren oder alle Daten verwalten.

Die Jugendredakteurinnen und –redakteure können ihre Arbeiten online abspeichern und erneut zur weiteren Bearbeitung aufrufen. Sie können Fotos einfügen und ihre Steckbriefseite verwalten. Für die Veröffentlichung der Beiträge benötigen sie allerdings die Freigabe der Redaktionsleitung. Kinder und Jugendliche in und außerhalb der Redaktionen können sich außerdem mit kurzen Stellungnahmen an Umfragen zu aktuellen Themen beteiligen, für ihren Lieblingsfilm voten oder am Kritikerexamen teilnehmen.

Die redaktionelle Arbeit bringt die Jugendredakteurinnen und -redakteure in Kontakt mit grundsätzlichen Fragen der Medienproduktion und -nutzung. Die Pressefreiheit und deren Grenzen, Urheber- und Verwertungsrechte, Recherchetechniken oder journalistische Darstellungsformen kommen ganz automatisch in den Blick und können von den Redaktionsleitungen anhand konkreter Fragestellungen beleuchtet werden. Der Wunsch, bei einem Verlag ein Rezensionsexemplar anzufordern, stellt die Jugendlichen vor die Notwendigkeit einen Geschäftsbrief zu schreiben. Das Hochladen von Fotos erfordert die Auseinandersetzung mit dem Recht am eigenen Bild.

Die Jugendlichen entwickeln in ihrer Arbeit auch bald ein Gespür dafür, dass sie Verantwortung tragen, wenn sie Arbeiten anderer öffentlich bewerten. Damit einher geht die Einsicht, dass eigene Standpunkte begründet und unangemessene Formulierungen vermieden werden müssen. Die Erfahrung mit dem Projekt zeigt, dass die beteiligten Kinder und Jugendlichen insbesondere dann eine hohe Motivation entwickeln, wenn sie ihre Themen selbst wählen können.

Bevor sie sich an die Arbeit machen, besprechen sie ihre Themen aber zunächst in der gemeinsamen Redaktionssitzung. Jugendredakteurinnen und -redakteure können sich hier auch absprechen, Themen gemeinsam zu bearbeiten, oder bei der Themensuche behilflich sein, wenn jemand einmal keine Idee für ein eigenes Projekt hat. Hier kann auch geklärt werden, ob Jugendliche sich für die Umsetzung Hilfe wünschen und wer Unterstützung geben könnte. Einmal im Jahr veranstaltet der Projektträger einen Kritikergipfel: Hier wechseln die Jugendredakteurinnen und -redakteure die Seite und drehen mit professioneller Hilfe selbst: Kurzspielfilme, Werbeclips oder Dokumentationen. Sie testen und entwickeln ihre Fähigkeiten als Drehbuchautor oder Kamerafrau, Schauspieler oder Cutterin. Auch Besuche in Produktionsfirmen, Filmmuseen oder Fernsehsendern stehen bei Kritikergipfeln auf dem Programm.


Zielgruppe

  • Kinder
  • Jugendliche

Eingesetzte Medien

  • Foto
  • Video
  • Audio
  • Web

Ziele

  • Reflexion
  • Exploration
  • Artikulation
  • Medienanalyse und -kritik

Varianten, Erweiterungen, Modulationen

Redaktionen im Rahmen von Schul-AGs: Lehrkräfte können ihren Schülerinnen und Schülern in einer Schul-AG ermöglichen, in ihrem eigenen Rhythmus zu arbeiten, ihre Themen frei zu wählen und über die Medien zu schreiben, die sie im Alltag tatsächlich nutzen, also auch über Internetprotale oder Computerspiele. Dass die Kritiken veröffentlicht werden, ist eine zusätzliche Motivation.

Zeitlich begrenzte Festival-Redaktionen: Im Rahmen von Kinderfilmfestivals oder SchulKinoWochen können die jeweiligen Veranstalter begleitende Festivalredaktionen gründen und Kindern und Jugendlichen damit die Möglichkeit geben, ihre Eindrücke zu reflektieren und in Form von Kritiken, Interviews und Fotoimpressionen zu veröffentlichen.

Veröffentlichung von Kritiken, die im Rahmen des Unterrichts entstanden sind: Filmkritiken sind Gebrauchsliteratur, haben also eine Bestimmung und die sollte auch denjenigen Filmkritiken nicht vorenthalten werden, die im Unterricht entstehen. Mit der Funktion ‚Gastkritik‘ können Filmkritiken, die im Unterricht entstanden sind, auf spinxx.de veröffentlicht werden, ohne dass hierfür zuvor eine Redaktion gegründet werden muss.

Tipps & Tricks

Integration gelingt leicht: Da die Jugendredakteurinnen und -redakteure vor allem bei den Wortbeiträgen individuell arbeiten, können sie auch individuell gefördert werden. Sie können ihr Arbeitstempo individuell bestimmen, was Kindern und Jugendlichen mit Schwächen im sprachlichen Ausdruck ebenso zugutekommt wie Sprachtalenten. Verbindliche Deadlines für die Abgabe ihrer Arbeiten benennen die Redakteurinnen und Redakteure deshalb selbst. Neben Texten sind auch Foto-,Audio- und Videobeiträge möglich. Die Integration von Jugendlichen aus unterschiedlichen Schulformen in den Redaktionen gelingt so überraschend leicht.

Wertschätzung ist wichtig: Im Projekt entdecken Kinder und Jugendliche nicht nur neue Begabungen bei sich und entwickeln vorhandene Fähigkeiten weiter, sie lernen auch, ihre eigenen Fähigkeiten und Arbeitsergebnisse und die anderer wertzuschätzen. Wenn sie ältere mit aktuellen Arbeiten vergleichen, sind sie verblüfft und stolz, welche großen Fortschritte sie inzwischen gemacht haben.

Schwierigkeiten

Die Arbeitsumgebung muss stimmen, die Technik funktionieren. Deswegen sollte es verlässliche Ansprechpartnerinnen und -partner geben, falls die Technik doch einmal streikt. Optimal sollte für alle Kinder ein Computerarbeitsplatz zur Verfügung stehen. Die Werbung für eine Redaktion gestaltet sich nicht immer leicht. Kinder und Jugendliche können sich unter einem Medienmagazin selten etwas vorstellen, die Aussicht Texte schreiben zu müssen erscheint auch nur speziell Begabten spontan verlockend. Daher ist es ratsam das Projekt nicht als Schreibwerkstatt zu bewerben, sondern als ein Projekt, in dem Kinder und Jugendliche ihre Meinung veröffentlichen, gemeinsam Filme schauen und hier und da auch selbst produzieren können.

Feedback

Die Jugendredakteurinnen und -redaktuere benannten als positive Aspekte insbesondere

  • dass sie ihre Themen selbst wählen können.
  • dass ihre eigene Meinung wertgeschätzt wird.
  • dass sie mit anderen Jugendlichen zusammensein können.
  • dass sie umsonst ins Kino gehen dürfen.
  • dass sie stets eigene Ideen in das Projekt einbringen können.
  • dass sie Filme und andere Medien inzwischen mit anderen Augen sehen.
  • dass es ihnen zunehmend leichter fällt, Kritiken zu verfassen.
  • dass sie gelernt haben, Fehler in ihren Texten zu entdecken.
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Checkliste

Notwendige äußere Voraussetzungen

  • Computer mit Internetanschluss
  • Digitale Fotokamera
  • Großer Tisch für Redaktionskonferenz
  • Optional: Drucker
  • Optional: Digitales Tonaufnahmegerät für Audiointerviews und Software für den Schnitt.
  • Optional: Digitale Videokamera für
  • Videoreportagen und Software für den Schnitt.

Notwendige Vorkenntnisse

  • Mut zu Learning by Doing
  • Grundkenntnisse im Umgang mit Computersoft- und hardware
  • Eigenes vertieftes Interesse an zumindest einer Medienart (Literatur, Film, Spiele)
  • Grundkenntnisse (Internet-)Recherche
  • Grundkenntnisse journalistische Darstellungsformen (Kritik, Reportage, Bericht, Interview)
  • Optional: Grundkenntnisse in der Ton- und Videobearbeitung.

Links & Material

spinxx.de stellt online viele hilfreiche Infos für die Arbeit als Jugendredakteur/in und umfangreiches pädagogisches Material für die Redaktionsleitungen zur Verfügung.


About

Sabine Sonnenschein,
Claudia Ferda
jfc Medienzentrum
info@jfc.info
www.spinxx.de
www.jfc.de

Das jfc Medienzentrum
ist eine Fachstelle für Kinder- und Jugendmedienarbeit in Köln und Nordrhein- Westfalen. 1976 als Jugendfilmclub (jfc) gegründet, bieten wir pädagogische Aktionen, Beratung, Qualifizierung und Dienstleistungen im Schnittfeld von Medien, Kultur und Pädagogik an. In vielen Angeboten werden Kinder, Jugendliche und Familien direkt angesprochen. Darüber hinaus wenden wir uns an Multiplikator/-innen bei Trägern im Sozial-, Bildungs- und Kulturbereich, die Medien aktiv einsetzen. Die Schwerpunkte der Arbeit des jfc Medienzentrums liegen seit vielen Jahren in den Bereichen Film, Internet, Multimedia, Video und Radio.

Sabine Sonnenschein
leitet den Fachbereich „Medien reflektieren“im jfc Medienzentrum und koordiniert dort seit sechs Jahren das Projekt spinxx.de.

Claudia Ferda
arbeitet als freie Journalistin, Filmpädagogin und Filmmacherin in Gelsenkirchen. Seit 2005 ist sie als Redaktionsleiterin, seit 2012 in der Leitung des Projekts tätig.

Verfasst am 12.12.2012
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