Selbstdarstellung auf Online-Landkarten

Vor dem Aufsuchen der Treffpunkte und Aufenthaltsorte Jugendlicher ist es sinnvoll, sich mit Irfanview, Audacity, Ejay/Music Maker, Animoto, YouTube, Google Maps auseinanderzusetzen und mit den Programmen zu experimentieren. Irfanview, Audacity, Ejay und Animoto sind intuitiv erlernbare Programme, für den Einsatz innerhalb medienpädagogischer Projekte sind keine umfangreichen Schulungen notwendig.

Irfanview (Bildbearbeitungsprogramm) sowie Audacity (Tonschnittprogramm) können aus dem Internet heruntergeladen werden. Beide Softwareprodukte ermöglichen grundlegende Arbeitsschritte wie das Verkleinern eines Bildes oder das Zuschneiden einer mp3-Datei.

Animoto ist eine englischsprachige Online-Anwendung, was bedeutet, dass eine Internetverbindung und ein Browser auf dem Laptop benötigt werden. Selbst wenn das Programm in englischer Sprache verwendet wird, sind aufgrund der visuellen Darstellung und der einfachen Wortwahl (‚produce clip’) bereits Kinder in der Lage, damit zu arbeiten. Mit Animoto können aus Fotos, Videoclips und Musik Videos erstellt werden. Nach dem Einloggen können aus einer angebotenen Sammlung Fo- tos bzw. Videoclips ausgesucht werden. Auch das Hochladen selbst erstellter Fotos bzw. Videoclips ist möglich. Danach steht eine Sammlung mit Audiospuren zur Verfügung, alternativ können auch mit Ejay produzierte Stücke verwendet werden. Mit einem abschließenden Mausklick auf einen Button wird der Bilder- bzw. Videoclip produziert. Es sind keine Übergänge oder Blenden selbst einzustellen, die generiert Animoto automatisch.

Ejay oder Music Maker sind erschwingliche Programme, um selbst Musik zu produzieren – ohne Notenlesen. Viele Jugendliche kennen Ejay von ihrem Mobiltelefon. Aus einer Sammlung von Samples für Bass, Stimme und je nach Version auch Gitarre (Rock Ausgabe) können einzelne Elemente mit der Maus in eine Tonspur gezogen werden. Durch das Anklicken einer Schaltfläche können die bausteinartigen Samples als mp3- Dateien exportiert werden.

Für die spätere Projektarbeit sind Accounts bei Google Maps, YouTube und Animoto anzulegen. Abhängig von der Anzahl der Notebooks empfiehlt es sich, die Emailadressen am besten bei Google einzurichten, weil mit dieser Mailadresse alle Online-Anwendungen verknüpft werden können.

Nach dem Anlegen einer Online-Landkarte (nur auf einem Google Maps-Account, da später nur eine Landkarte gemeinsam genutzt wird), ist darauf zu achten, dass die Akkus der Notebooks, der Digitalkameras und Mikrofone aufgeladen sind.

Ausgestattet mit den genannten mobilen Medien kann die Stadtteilbegehung erfolgen. Um zu lange Strecken zu vermeiden, sind Kenntnisse über Aufenthaltsorte Heranwachsender vorteilhaft (evtl. schon vor dem mobilen Medienprojekt eine Stadtteilbegehung durchführen).

Da das Aufsuchen Jugendlicher in ihrem Sozialraum ein im Gegensatz zu institutionsgebundenen Medienprojekten stehendes pädagogisches Vorgehen und Selbstverständnis erfordert, verhält sich die Medienpädagogin und der Medienpädagoge an den Treffpunkten der Jugendlichen wie ein ‚Gast‘. Die Projektdurchführenden sollten sensibel und empathisch auftreten, um eine vertrauensvolle Atmosphäre und Beziehung zu den möglicherweise auch unbekannten Jugendlichen aufzubauen und um sie nicht zu verdrängen.

In der Regel sorgen die mit Medien ausgestatteten Durchführenden für Aufmerksamkeit und die Heranwachsenden erkundigen sich nach dem Vorhaben (wichtig: Auf die Veröffentlichung der Medienproduktionen im Internet und damit verbundene Chancen wie auch Risiken hinweisen!). Zeigen die Jugendlichen kein Interesse können die Pädagoginnen und Pädagogen ihr Anliegen beschreiben und am Notebook (am besten vorher schon hochfahren) die Online-Landkarte, das Bilder-clipprogramm oder die Tonschnittsoftware präsentieren.

Viele Jugendliche werden Interesse zeigen, das Mikrofon in die Hand nehmen und umgehend Breakbeats aufnehmen. Stellen die Heranwachsenden sich nicht ohnehin schon im Rahmen der Sprechgesänge vor, erkundigen sich die Projektdurchführenden, wie sie sich und ihr Leben beschreiben würden oder was sie auszeichnet bzw. typisch für sie ist. Dabei sollte wiederholt auf das Speichern der Dateien hingewiesen werden. Möchten viele Jugendliche an dem Projekt teilnehmen, kann an einem anderen Notebook die Produktion von Videoclips veranschaulicht werden.

Sehr schnell werden die Heranwachsenden sich selbst und ihre Kompetenzen bzw. die Tätigkeit, denen sie an diesem Treffpunkt nachgehen, darstellen. Während der Medienproduktionen erzählen die Jugendlichen von ihren Erlebnissen und Erfahrungen an diesem Ort und es bedarf lediglich der Aufmerksamkeit bzw. gelegentlicher Nachfragen der Projektdurchführenden, um Ideen, Vorschläge oder Wünsche der jungen Stadtteilbewohnerinnen und -bewohner wahrzunehmen. Steht noch Zeit zur Verfügung, stellen die Projektteilnehmenden ihre Medienproduktionen nacheinander auf die zuvor angelegte Online-Karte. Dazu speichern sie die Tonaufnahmen als mp3-Dateien im dafür vorgesehenen Webspace und setzen auf der Google Map einen Pin. (Per Klick auf das ‚Pin-Icon’ kann eine Stecknadel gesetzt und mit der URL-Adresse der mp3-Datei versehen werden)

Für die Animoto-Bilderclips sind die Fotos auf den Computer zu übertragen, zu verkleinern (eine Größe von 640 x 480 Pixel ist für Animoto völlig ausreichend). Nach dem Hochladen der Fotos zu Animoto, können die Jugendlichen entweder selbst produzierte oder in einer Sammlung vorhandene Musik auswählen. Möchten die Heranwachsenden eigene Lieder erstellen (mit Ejay/Music Maker) kann auch nachträglich noch am nächsten Projekttag die Musik geändert werden. Um die Videoclips auf Google Maps zu setzen, müssen diese zu YouTube exportiert werden (die von Animoto erzeugten Codes werden leider nicht von Google Maps erkannt, daher der Lösung über YouTube). Abschließend kopieren die Jugendlichen den eingebettete Code aus YouTube und fügen ihn in einen neu gesetzten Pin ein.

Um die multimedialen Eigenproduktionen auf der Online-Landkarte als direkte und authentische Beteiligungsmethode zu nutzen, ist eine Abschlusspräsentation mit Entscheidungsträgern für die Sozialraumentwicklung bzw. -planung oder die Präsentation in einem Ausschuss (z.B. Ortsbeirat, Stadtteilkonferenz) sinnvoll. Zur Anerkennung des jugendlichen Engagements und der Methode der mobilen Jugendmedienarbeit ist der Austausch und das Aufsuchen der Jugendlichen durch die Vertreterinnen und Vertreter der Ausschüsse und Entscheidungsträger anzustreben.


Zielgruppe

  • Jugendliche

Eingesetzte Medien

  • Foto
  • Video
  • Audio
  • Web
  • Mobile
  • Games

Ziele

  • Reflexion
  • Exploration
  • Artikulation

Varianten, Erweiterungen, Modulationen

Im Rahmen des Projektes WI4YOU  haben die medienpädagogischen Fachkräfte die Jugendlichen nicht an ihren Treffpunkten aufgesucht. Um ihre Aufenthaltsorte zu zeigen, haben die Projektteilnehmenden ihre Plätze fotografiert. Mit dem gesammelten Datenmaterial kehrten sie zurück in die Einrichtung und stellten die Fotos, Tonaufnahmen und Bilderclips auf eine Online-Landkarte.

Darüber hinaus können Jugendliche mit einer Online-Landkarte auch andere für sie interessante Orte wie Beratungsstellen aufsuchen und diese auf einer Google Map festhalten.

Die Mobilfunktechnologie hat sich inzwischen weiter entwickelt, so dass mittlerweile vielfältige Applikationen zur Verfügung stehen, die auch Notebooks ersetzen können (etwa mobile Anwendungen, die ein direktes Hochladen von einem Foto auf eine Karte ermöglichen).

Tipps & Tricks

Durch das Aufsuchen der Jugendlichen an ihren Treffpunkten werden Heranwachsende erreicht, die in die Jugendeinrichtung nicht oder nur selten gehen. Zudem zeigten sich die Projektteilnehmenden gegenüber dem medienpädagogischen Angebot offen, nur vereinzelt wurde eine Teilnahme abgelehnt. Die Mehrheit der Heranwachsenden hatte Zeit sowie Lust, multimediale Selbstnarrationen zu produzieren und nahmen an allen ‚Angebotstagen‘ teil. Die Medienproduktion an unkonventionellen Orten wie der Straßenecke oder der Parkbank sorgte für Aufmerksamkeit im Stadtteil. Passantinnen und Passanten sowie Anwohnerinnen und Anwohner gingen auf die Jugendlichen und die pädagogischen Mitarbeitenden zu. Auf diese Weise entwickelten sich Gespräche und ein Austausch zwischen Jugendlichen und Erwachsenen entstand.

Schwierigkeiten

Im Rahmen der mobilen Jugendmedienarbeit ist das Dilemma des Freiraums der Jugendlichen zur Selbstentfaltung und pädagogischer Impulse besonders ausgeprägt. So ist die Balance zwischen der Zurückhaltung und dem Zugehen auf die Jugendlichen entscheidend, da sich die Projektdurchführenden in den Sozialraum der Jugendlichen begeben. Diesen Ort haben die Heranwachsenden möglicherweise gewählt, um unter sich zu sein und nicht auch noch von Erwachsenen, insbesondere von Pädagoginnen und Pädagogen, gestört zu werden.

Zu bedenken ist darüber hinaus, dass Google Maps ein kommerzieller Anbieter ist. Doch kann mit der Nutzung kommerzieller Applikationen eine lebenswelt-orientierte Auseinandersetzung erfolgen und die Heranwachsenden können ihre Lebenswelt und ihre Mediennutzung kritisch reflektieren (das Mediensystem Google hinterfragen und den Umgang mit persönlichen Informationen überdenken).

Wie bei allen Outdoor-Aktivitäten spielt auch bei der mobilen Jugendmedienarbeit das Wetter eine wichtige Rolle. Zum einen halten sich Jugendliche bei heißem, kaltem oder regnerischem Wetter selten draußen auf. Zum anderen sind die technischen Geräte empfindlich bzw. ist bei zu starker Sonneneinstrahlung das Displaybild kaum zu erkennen.

Feedback

Die Jugendlichen begrüßten das Aufsuchen der sozialen Fachkräfte an ihren Treffpunkten und das ausschließlich ihnen angebotene medienpädagogische Projekt. Um Beteiligungsprojekte mit Wirkung zu initiieren, sind im Vorfeld Entscheidungsträger sowie Ausschüsse anzufragen und die Heranwachsenden zu informieren.

Wie bereits erwähnt hat sich die Mobiltechnologie weiter entwickelt und begünstigt eine mobile Jugendmedienbildung (vor allem geringere und leichtere Medienausstattung).


Checkliste

  • Ein bis zwei Stunden
  • Outdoor-Kleidung, ‚gutes‘ Schuhwerk
  • vorteilhaft sind Ortskenntnisse über die Aufenthaltsorte Jugendlicher im Stadtteil (zwei Projektdurchführende)
  • Umhängetaschen oder kleiner Handwagen für den Medientransport
  • Irfanview, Audacity, Ejay/Music Maker, Animoto, YouTube zur Produktion der audiovisuellen Selbstnarrationen, Google Maps zum Präsentieren der Eigenproduktionen auf einer Online-Landkarte und Webspace zum Speichern von Fotos oder Tondateien, da Google Maps nur ein Referenzsystem ist, also keinen Speicherplatz ‚direkt‘ zur Verfügung stellt

Links & Material

Unter www.sozialraum.de/mobile-jugendmedienbildung-im-stadtteil.php wird die mobile Jugendmedienbildung im Stadtteil als eine Methode virealer Sozialraumaneignung beschrieben.


About

Name Verena Ketter
Institution 
Amt für Soziale Arbeit Wiesbaden, Jugendabteilung wi&you
E-Mail medienpaedagogik@wiesbaden.de

Homepage www.wiandyou.de

wi&you

Die Jugendabteilung im Amt für Soziale Arbeit ist in drei Sachgebiete aufgeteilt: (1) Schöne Ferien, (2) Bilden, Beteiligen, Kinder- und Jugendkultur (3) Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentren. Das Sachgebiet ‚Bilden, Beteiligen, Kinder- und Jugendkultur’ hat keine eigenen Räume und auch keine Besucherinnen und Besucher. Infolgedessen finden Kooperation mit den Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentren, der Schulsozialarbeit, den Kindertagesstätten, Schulen und freien Trägern statt. Die Hauptzielgruppe sind Kinder und Jugendliche aus strukturell benachteiligten Lebenslagen.

Verena Ketter

ist seit 1999 als Medienpädagogin in der Kinder- und Jugendarbeit tätig (Dipl.-Sozialpädagogin (FH), Master of Arts in Media Education). In der Jugendabteilung wi&you im Amt für Soziale Arbeit Wiesbaden führt sie seit 2008 handlungsorientierte Medienprojekte mit Kindern und Jugendlichen durch. Darüber hinaus qualifiziert sie soziale Fachkräfte. Hauptinteresse: Exploration und Erproben von Medientechnologien für die Jugendarbeit (Autorenprogramme wie Mediator, Social Web, Mobiltechnologie).

 

Verfasst am 10.12.2012
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