Let´s talk about: sinnvolle Kindersicherung oder unnötiger Pseudo-Schutz?

foto (c) Canon-Ben M. / flickr.com

Jugendschutz, Filterprogramme, Kindersicherung: Das sind sehr kontrovers diskutierte Begriffe im Netz. Auf der einen Seite steht eine Industrie, die zweifelsohne mit den Ängsten und Befürchtungen, aber auch mit einer scheinbaren Sicherheit für Kinder Geld verdienen möchte. Programme, die den Computer sicher machen und verhindern, dass sich gefährliche und bösartige nackte Frauen in die Netzhaut unsere Kinder einbrennen gibt es zu genüge. Auf der anderen Seite stehen die Jugendlichen, allesamt technik-affine Nerds, die zwar nicht wissen, wie man bei Facebook die Privatsphäre richtig einstellt aber jeden Filter problemlos umgehen können. Argumente laufen gegeneinander auf und irgendwann kommt man zu dem Schluss, dass eigentlich die Eltern die Aufgabe haben, ihre Kinder zu begleiten.

Diese Schlussfolgerung ist ja auch in erster Linie gar nicht so falsch, den schließlich ist Medienerziehung ein Teil der eigentlichen Erziehung. Allerdings fällt es sehr vielen Eltern schwer, an dieser Stelle eine hilfreiche Unterstützung zu sein, da ganz einfach das notwendige Wissen fehlt, einerseits um die technischen Möglichkeiten, andererseits um den medienpädagogischen Sinn.

Aus diesem Grund möchte ich gerne unser versiertes medienpädagogisches Netzwerk nutzen, und einmal sammeln, welche sinnvollen Tipps und Hilfsmittel wir den rat-suchenden Eltern in die Hand geben können.

Ich persönlich bin der Meinung, dass bestimmte Hilfsmittel vor allem bei Kindern sehr sinnvoll sind, während es lediglich eine gut gemeinte Utopie ist, älteren Jugendlichen das Internet einschränken zu wollen. Viele Eltern möchten gerne ihrem Kind das Internet nahebringen, wollen aber dennoch verhindern, dass aus Versehen eine Seite erscheint, die nicht für das Kind geeignet ist.

Daher mache ich einmal den Anfang mit Hilfsmitteln und Hinweisen die ich kenne und lade Sie und Euch herzlich ein, diese durch Kommentare zu ergänzen…

1) eigenes eingeschränktes Benutzerkonto einrichten

generell solle niemand, auch die Erwachsenen nicht, ständig mit Admin-Rechten im Netz unterwegs sein. Ein eigenes Benutzerkonto erlaubt dem Kind eine separate Browser, Mail- und Desktop-Gestaltung. Die Linkliste sowie die Dateien von Mama und Pappa sind gesichert.

2) betriebssystemeigenen Schutz aktivieren

Während das Apple Betriebssystem eine sehr komfortable und leicht einstellbare Kindersicherung an Bord hat, mit der nicht nur eine Blacklist- und Whitelist Filterung möglich ist, sondern auch die Nutzungszeiten festgelegt werden können, fällt bei Windows 7 der Schutz eher dürftig aus. Die Family Safety wurde in der Grundinstallation komplett weggelassen und muss manuell von der Windows Live Seite heruntergeladen und installiert werden.

3) Browser-Erweiterungen 

Browsererweiterungen als Hilfsmittel haben einen Vorteil, aber auch einen großen Nachteil. Die Beschreibung für die Firefox-Addons verändern sich nicht bei einem Wechsel des Betriebssystems, allerdings wird die Unterstützung hinfällig, sobald ein anderer Browser verwendet wird. Aber gehen wir mal davon aus, dass mit dem Kind abgesprochen wurde, dass nur Firefox benutzt wird und dass die Absprache auch eingehalten wird.

  • WOT – Web of Trust: WOT basiert auf den Erfahrungen von Millionen Anwendern im Netz und zeigt an, wie vertrauensvoll eine Internetseite ist. Wird eine Seite negativ bewertet kommt eine unübersehbare Meldung am Bildschirm mit einem entsprechenden Warnhinweis. Zudem ist WOT für Firefox, IE, Safari, Chrome und Opera erhältlich.
  • Procon Latte Content Filter: ist ein Addon für Firefox, welches zum einen anhand einer erweiterbaren Blacklist, zum anderen nach einem Badword-Filter gewisse Seiten sperrt. Die Einstellungen lassen sich mit einem Passwort sichern, so dass das Addon auch nicht einfach so deaktiviert werden kann. Allerdings fällt auch hier ein gewisses Overblocking auf, d.h. es werden Seiten blockiert, die nichts Gefährdendes an sich haben, so z.B. auch die Google-Suche nach Procon Latte Content Filter…

4) kindgerechte Startseite aussuchen

Einen guten Start (für Kinder) ins Internet bieten z.B. Kindersuchmaschinen. Fragfinn.de, blindekuh.de oder auch klicktipps.net bieten Kindern einen besseren Start als YouTube, Facebook oder Google…

Die vier Methoden sind relativ einfach für technisch unversierte Menschen umsetzbar, bieten zwar keinen 100 prozentigen Schutz aber eine sinnvolle Unterstützung. Aber nun freue ich mich darauf, weitere Ideen und Vorschläge von Ihnen und Euch zu bekommen.

 

Tobias Albers-Heinemann Kurzbio
Hat 2006 mit Eike Rösch das Praxis-Blog gegründet und 10 Jahre lang als Herausgeber gearbeitet. Pressereferent und Medienpädagoge mit den Schwerpunkten: Eltern- und Lehrerbildung, Jugendbeteiligung, Erwachsenenbildung, digitale Kommunikation, Webvideo, Social Media und Öffentlichkeitsarbeit.
Verfasst am 23.08.2012
Kommentare deaktiviert für Let´s talk about: sinnvolle Kindersicherung oder unnötiger Pseudo-Schutz?

Zusatzinfos

Pat-O-Meter

Monats-Archiv