Möglichkeiten der Sicherung beim ‚Distanzlernen‘ – ein Überblick

Lehrer/in unterrichtet online

Foto: Teachers Teaching - CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/) von Phil Roeder, URL: https://flic.kr/p/2kfbdVS

Bedingt durch die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Schulschließungen gehören ‚Homeschooling‘ und Distanzunterricht zeitweise zum Alltag von Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern: Die einen erstellen Aufgaben, laden Arbeitsblätter hoch, erstellen Erklärvideos oder bearbeiten Online-Tools und Lern-Apps, mit welchen die anderen lernen und welche sie zum Erarbeiten neuer Inhalte, zum Üben, Wiederholen, Festigen und Vertiefen nutzen.

Dass dabei die klassische Phasenstruktur von Unterricht nicht mehr vollends eingehalten werden kann, liegt auf der Hand. Doch wie kann das, was man im Präsenzunterricht „Sicherungs- oder Auswertungsphase“ nennt und eine Präsentation, Kontrolle und Korrektur der Arbeitsergebnisse ermöglicht, im Distanzunterricht erfolgen? – Moritz Raab schaut sich das genauer an.

Eine ‚Matrix‘ zu Sicherungsmöglichkeiten im Distanzunterricht

Folgende Übersicht sammelt und strukturiert die zentralen Sicherungsmöglichkeiten im Distanzunterricht. Dazu können wir einerseits alle verfügbaren Medienarten und ‚Kommunikationsmöglichkeiten‘ nutzen, also Text, Audio, Video oder face-to-face-Dialoge in Echtzeit (virtuell oder real). Andererseits können wir neben Lehrkräften auch Schülerinnen und Schüler selbst oder gar den Computer, das digitale Endgerät, als Lernhelfer und ‚Korrektoren‘ einbeziehen.

Kontrolle/ Korrektur

Medium / Kommunikationsform

durch Computer (automatische Kontrolle und Lösungsanzeige) durch Schüler/innen (eigenständiger Abgleich) durch Lehrer/innen (‚Lehrer-Feedback‘) (regelmäßig und unbedingt notwendig)
Text Online-Übungen, z.B. www.LearningApps.org

Quizze, z.B. Kahoot

Selbstkontrolle:
Lösungsblatt / -seite, Erwartungshorizont, Lückentext mit Lösungswort, Rätsel usw., Bereitstellung einer Schülerlösung (nach Kontrolle durch Lehrer* und nach Absprache)

Gegenseitige (kollaborative) Kontrolle: Collaborative Writing Pads, z.B. YoPad, ZumPad

Schriftliches Feedback: Feedbackfunktion der Lernplattformen Schul-E-Mail Messenger-Dienste
Audio Musterlösung als Audio, z.B. Sprachmemo oder Sprachnachricht Individuelles Audiofeedback, z.B. Sprachmemo oder Sprachnachricht, Telefonat
Video Erklärvideos mit eingebauten Quiz-Fragen generelles Lösungsvideo individuelles Lösungsvideo
Virtueller Dialog Gespräch in Live-Videokonferenz Gespräch in Live-Videokonferenz
Realer Dialog Unterrichtsgespräch/Schülerpräsentation Unterrichtsgespräch/Schülerpräsentation
Sicherungsmöglichkeiten im Distanzunterricht

Wer kontrolliert wie?

Lehrkräfte geben den Schülerinnen und Schülern individuelles Feedback (‚Lehrer-Feedback‘), von dem wir bereits wissen, dass es besonders lernförderlich ist (nach der ‚Hattie-Studie‘ hat es eine Effektstärke von 0,73!). Das kann nicht nur in Textform, sondern auch als Audio oder Video erfolgen.

Bei einfachen Aufgaben oder Übungen können die Schülerinnen und Schüler selbst in verschiedenen Varianten ihre Ergebnisse abgleichen (‚Selbstkontrolle‘) – oder sie nutzen kollaborative Formen der Lösungskontrolle und setzen auf die Hilfe ihrer Mitschüler, natürlich begleitet von der Lehrkraft. Alternativ können sie Musterlösungen als Audio hören oder sie sehen sich Lösungsvideos an, die die Lehrkraft produziert hat.

Wie sich im Begriff ‚Musterlösung‘ schon andeutet, werden hierbei individuelle Fehler (oder auch Stärken) nicht zurückgemeldet. Dies könnten dagegen digitale Medien insofern leisten, als sie etwa bei Online-Übungen oder Quizzen richtige und falsche Antworten unmittelbar anzeigen. Die Schülerinnen und Schüler können dadurch feststellen – übrigens interaktiv –, ob sie alles verstanden haben.

Natürlich reicht nichts davon an einen echtes Gespräch zwischen Lehrenden und Lernenden über Ergebnisse und Fehler, Leistungsstand und Kompetenzen, Potenziale und Fördermöglichkeiten heran, das sich höchstens durch Videokonferenzen ersetzen lässt.

Verschiedene Tools sind möglich

Mit welchem Tool Lehrende arbeiten, bleibt ihnen selbst überlassen und hängt ja auch von persönlichen Erfahrungen und Präferenzen, schulischen Vorschlägen und Konzepten sowie datenschutzrechtlichen Bestimmungen ab. So gibt es verschiedene Lernplattform-Anbieter (Moodle, IServ, Niedersächsische Bildungscloud usw.) mit eigenen Feedback-Funktionen, Online-Übungen bieten ja nicht nur LearningApps.org an und auch bei Online-Quizzen oder Collaborative Writing Pads gibt es eine große Auswahl im Internet. Das heißt nicht, dass man sich in alle möglichen Tools einarbeiten muss. Wichtig wäre wohl, wenige Tools zu nutzen, dafür aber richtig – und im Wechsel.

Vielleicht lädt also diese Übersicht ein, verschiedene Möglichkeiten der Sicherung auszuprobieren und abzuwechseln. Denn nichts ist doch langweiliger, als immer nur in der gleichen Art und Weise vorzugehen. Zentrales Ziel ist und bleibt jedoch, dass die Schülerinnen und Schüler den Unterrichtsgegenstand verstanden haben und einen Kompetenzzuwachs verzeichnen, was in der ‚Sicherungsphase‘ auch in digitaler Form offenzulegen ist.

Literatur

Hattie, John A. C. (2009): Visible Learning. A synthesis of over 800 meta-analyses relating to achievement. London & New York: Routledge.

Moritz Raab Kurzbio
Moritz Raab (M. Ed.) ist Lehrer für Latein und Politik-Wirtschaft an einem Gymnasium. Seit seinem Studium beschäftigt er sich mit digitalen Medien im Unterricht, wobei sein besonderes Augenmerk auf der Digitalisierung im Lateinunterricht liegt. Neben der Durchführung von Unterrichtsprojekten mit digitalen Medien gewinnt er vor allem durch die alltägliche, tabletgestützte Unterrichtspraxis an einer iPad-Pilot-Schule Erkenntnisse zu medienpädagogischen Fragestellungen.
Verfasst am 21.09.2021
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