Robotik im Jugendzentrum – Testbericht
Roboter und Programmierung hält auch Einzug in die medienpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Nun ist das ein mitunter teurer Spaß. Daher macht es einfach mal Sinn hinzuschauen, was sich da auf dem Markt tummelt und womit man gut arbeiten kann.
Im Projekt Bits&Bytes des Bezirksjugendrings Unterfranken, welches von der „Ich kann was!“ Intitiative der Deutschen Telekomstiftung und dem Bezirk Unterfranken gefördert wurde, haben wir verschiedene Roboter ausprobiert und möchten unsere Erfahrungen hier gerne teilen. Dabei sind wir bewusst in Jugendzentren, um zu schauen, ob dort die Thematik auch einen Platz hat. Hier geht es oft überhaupt mal Zugänge der Kids zur Thematik und der Programmieren zu finden. Unser Werkstätten sind Kurzeinsätze von ein oder zwei Tagen, dann sind wir wieder weg. Es geht also darum schnell einen Einstieg zu finden und Lust auf mehr zu machen. Damit es nachhaltig wird, sollten die Roboter zur Weiterarbeit vor Ort bleiben und Potential für die Weiterarbeit haben.
Voraussetzungen im Bits&Bytes Projekt zusammengefasst:
- die Kinder sind in der Regel Programmier-Anfänger – ab und zu sind auch „Nerds“ dabei.
- Alter 8 – 16 Jahre
- offener Betrieb oder Ferienprogramm
- der Roboter soll nach unserem Besuch im Jugendzentrum verbleiben, damit die Kids damit weiterarbeiten können.
Wir haben drei Roboter getestet:
Um das Ergebnis gleich vorweg zu nehmen: der mBot hat sich für unsere Zwecke als am sinnvollsten herausgestellt. Im Nachgang kurz die Gründe, was für oder gegen einen Einsatz in unserem Setting spricht:
Der mBot
Der mBot kann und muss selber zusammengebaut werden. Es braucht auch später immer ein Mechaniker-Team, das sich um die Hardware kümmern. (Lockere Schrauben, Batteriewechsel, Erweiterungen usw.) Das hat er mit dem Lego Mind Storm gemeinsam. Er sieht „technisch“ aus, ist veränderbar, ergänzbar, relativ stabil (der Alurahmen kann sich bei äußerer Gewalt verbiegen, kaputt bekommen haben wir aber keinen) und hat schon mal mehrere Sensoren.
Vor allem die Möglichkeit ihn mit weiteren Motoren, Sensoren, Rechenleistung oder auch primitiv mit Klebeband und anderen Materialien (auch Lego) erweitern zu können ist gut für den Einstieg, wenn man noch nicht weiß, ob es wirklich Kids gibt, die Interesse haben.
Den mBot gibt es mit Bluetooth oder W-LAN Anbindung, bzw. man überspielt das Programm auf den eingebauten Arduino via Kabel. Für uns waren die drahtlosen Varianten wichtig. Hier ist die W-LAN Variante für uns gut gewesen, denn Tablets gab es in den wenigsten Jugendzentren in denen wir waren. Stand-PCs oder Laptops gab es schon. Smartphones sind fürs Programmieren unbrauchbar, da zu kleiner Bildschirm.
Die Software von makeblock basiert auf Scratch, ist damit übertragbar auf andere Programmieroberflächen, kann (teilweise) den Quellcode anzeigen, und man kann auch im Quellcode arbeiten. Ich kann aber auch jede andere Software nehmen, mit dem ich den Arduino programmieren kann. Nicht jede Software war auf Deutsch, was für jüngere Kinder mitunter schwierig war.
Nicht zuletzt gibt es im Netz gute Anregungen oder auch Literatur, die bei einer Weiterarbeit helfen.
Der Kaufpreis unter 100,- €, seine Möglichkeiten der Erweiterung und der Spaß der Kinder mit dem Gerät haben uns letztendlich überzeugt mit dem mBot zu arbeiten, und ihn in den Jugendzentren zu lassen.
Der OzobotBit
Der einzige Grund warum wir Ozobots haben ist der Weg, wie sie programmiert werden können: Über Stifte und Papier. Man malt Linien und Farbcodes auf, der OzoBit fährt drüber und interpretiert die Codes. die Ozobots können auch mit Scratch und anderen Programmen programmiert werden, aber der simple Zugang über Stift und Farbe fasziniert. Dabei sollte man aber Farbtests machen. Fasermaler wurden manchmal zu dunkel und die Ozobots haben den Code nicht mehr erkannt. Das frustriert. Holzbuntstifte sind da genial.
Andere Aspekte sprachen gegen einen dauerhaften Einsatz: Die Ozobots sind so groß wie ein Kickerball. Sie sind nicht ergänzbar, ausbaubar, reparierbar und der Bit verfügt nur über den Farblesesensor, sonst nichts. Das macht ihn jetzt nicht sehr flexibel. Sein großer Bruder der Ozobot Evo kann mehr, kostet aber mit ca. 90,- € auch das doppelte. Nach ca. 2 Stunden Dauereinsatz geht ihm der Strom aus und er muss so ca. eine halbe Stunde an die USB Buchse zum Laden.
Wir haben die Ozobots dabei, um den Zugang zum Programmieren vor allem jüngeren Kids zu ermöglichen. Im Juz bleiben sie jedoch nicht.
Lego Mindstorm
Der Grund einen Lego Mind Storm in Betracht zu ziehen ist die Legoerfahrung die viele Kinder immer noch mitbringen. Mit Lego zu bauen ist bekannt und macht Spaß. Die kreative Veränderbarkeit der Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten macht die Kombi mit Lego wirklich interessant. Nur nicht zwingend im Jugendzentrum, da dort selten Lego vorhanden ist.
Die eigene Legosoftware war auch eine Eigenkonstruktion, die erst mal nichts mit anderen Formen zu tun hatte, und war deshalb auch nicht so leicht übertragbar. Allerdings kann der Mindstorm auch sehr vielfältig über andere Tools programmiert werden. Damit hat er vieles, was der mBot auch hat.
Leider ist er mit über 250,- € Anschaffungswert recht teuer. Das war auch einer der maßgeblichen Gründe, warum wir uns für den mBot entschieden haben.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Robotern. Habt ihr Alternativen? Schreibt es in die Kommentare!
Anmerkung: Zu dem Artikel ist zu sagen, dass wir mit keiner Firma irgendwelche Vereinbarungen haben, sondern bei der Empfehlung nur die pädagogischen oder praktischen Gesichtspunkte berücksichtigt haben.