Kreatives digitales Gestalten mit Scratch

Editiertes Scratchlogo - CC BY-SA Scratch, "heute schon gescratcht?" von Sandra Schön | Scratch wird von der Lifelong-Kindergarten-Group am MIT-Media-Lab entwickelt. Siehe http://scratch.mit.edu

Die webbasierte Entwicklungsumgebung für Kinder  „Scratch“ gibt es nun schon fünf Jahre. Was man mit ihr machen kann und was es Neues gibt, darum dreht sich dieser Beitrag.

Scratch“ heißt auf Deutsch „Gekritzel“ und ist eine kostenfreie webbasierte Entwicklungsumgebung für interaktive Geschichten und Spiele für Kinder und Jugendliche zwischen etwa  8 und 16 Jahren. Nach einfacher Registrierung (ohne E-Mail-Adresse) können in eigenen Projekte einfache Programmierbefehle dazu verwendet werden, Zeichnungen zu bewegen, Musik abzuspielen und andere Effekte auzulösen. Ohne Einführung und Unterstützung durch Erwachsene entstanden so beispielsweise innerhalb von nur 2 Stunden das interaktive Buch für die jüngste Schwester einer fast Dreizehnjährigen oder das Bananen-Sammeln-Spiel einer Elfjährigen. Wie dann das Programm bzw. der Editor hinter dem Bananen-Sammel-Spiel aussieht, zeigt folgender Screenshot und Link:

Screenshot Bananen-Sammel-Spiel Editoransicht Scratch

Editoransicht des Scratch-Projekts „Banenen-Sammeln“ von sunshine9876 bei Scratch. – CC BY-SA sunshine9876 und Scratch | Scratch wird von der Lifelong-Kindergarten-Group am MIT-Media-Lab entwickelt. Siehe http://scratch.mit.edu

Scratch zeichnet sich nicht nur durch einfache Handbarkeit aus, sondern ist eine echte weltweite Community von tausenden jungen Scratchern geworden. Dabei unterstützen vor allem folgende Funktionen:

  • Man muss nichts installieren, benötigt nur einen Rechner mit Browser und Internetzugang, auch die Registrierung ist einfach – und alles kostenlos.
  • Projekte und ihre Bestandteile werden unter einer CC BY-SA Lizenz zur Verfügung gestellt. Das Übernehmen von Materialien und Programmabschnitten erfolgt per Kopie und automatisch wird beim Projekt ergänzt, von wem ggf. die Originalbausteine („attribution“) stammen.
  • Eine reger Austausch, viele nette Kommentare und Zusammenschlüsse von Kindern zeigen, dass es Spaß macht und anregend ist, voneinander zu lernen oder gemeinsam zu gestalten.
  • Eine Moderation (derzeit zwei Vollzeitkräfte und weitere Hilfskräfte für die weltweite Community) sorgen für einen freundlichen Umgang miteinander, denn natürlich dürfen auch Kommentare unter den Projekten hinterlassen werden und werden manchmal Dinge veröffentlicht, die nicht den Nutzungsbedingungen entsprechen.

Hinter Scratch steckt Prof. Mitchel Resnick vom MIT mit einem immer größer werdenen Team. In einem Vortrag an der TU Graz (19.8.2014) stellte er vor, welche Weiterentwicklungen es in den letzten Monaten gab.

  • Kostenfrei ist nun seit einigen Wochen eine App für iPads und jüngere Kinder erhältlich, die noch stärker mit Symbolen und wenig Text und Ziffern arbeiten (ScratchJr).
  • Dann gibt es schon länger die Möglichkeit, Kamera, Mirkofon und andere Sensoren als Eingabegeräte für Scratch zu benutzen. Wenn man beim Spiel „Kamera-Ball-Fangen“ die eigene Webcam aktiviert, kann man sich beispielsweise wie ich (siehe Abbildung unten) daran versuchen, Bälle zu fangen, oder per freigeschaltem Mikrofon die Stimme zum Steuern benutzen, beispielsweise beim Jump-And-Run eine Katze hüpfen zu lassen.
Screenshot beim Spielen von "Kamera-Ball-Fang-Spiel" von Sandro318 bei Scratch. - CC BY-SA Sandro318, Scratch und Sandra Schön | Scratch wird von der Lifelong-Kindergarten-Group am MIT-Media-Lab entwickelt. Siehe http://scratch.mit.edu"

Screenshot beim Spielen von „Kamera-Ball-Fang-Spiel“ von Sandro318 bei Scratch. – CC BY-SA Sandro318, Scratch und Sandra Schön | Scratch wird von der Lifelong-Kindergarten-Group am MIT-Media-Lab entwickelt. Siehe http://scratch.mit.edu

Scratch soll nicht zu allerst Programmieren schulen, es soll nach Resnick  vor allem eine Möglichkeit für Kinder sein, ihre Welt zu gestalten. Während das kleine Kinder mit Sand, Knete, Farbe machen, gehören für größere eben Werkzeuge dazu – reale wie auch digitale wie Scratch. So wie man halt lernt zu lesen und zu schreiben, ohne dass man Schriftsteller/in werden muss, könne man mit Stratch eben auch nebenbei Programmiergrundlagen erwerben, ohne gleich Softwareentwickler werden zu müssen. Einen inspierenden TED-Talk von ihm gibt es natürlich auch schon im Web zu finden.

Medienpädagogen, Erzieher/innen und Lehrer/innen – oder auch Eltern – finden unter folgenden Links weiterführende Informationen zum Einsatz von Scratch, Tutorials und Unterrichtserfahrungen:

  • ScratchEd heißt das Community-Angebot von Harvard für Scratch-Lehrende mit vielen Unterrichtserfahrungen und -beispielen.

Und nun viel Spaß beim Stöbern und Scratchen! Über Ergänzungen, Links und eigene Erfahrungen freuen wir uns!

Sandra Schön Kurzbio
ist Senior Researcher bei Salzburg Research (Abt. InnovationLab), leitet regelmäßige Praxisprojekte beim BIMS e.V., studierte Pädagogik, Psychologie und Informatik an der LMU München (M.A./Dr. phil.). Interessensschwerpunkte: Offene Bildungsressourcen (OER), Lernvideos, Videoarbeit, Maker Movement, Partizipation. Mehr im Weblog: http://sandra-schoen.de.
Verfasst am 26.08.2014
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