Fotos zum Leben erwecken mit Blender

So genannte Parallax-Animationen von Fotos in Filmen und Videos werden immer populärer. Gerade bei historischen Dokumentationen sind sie auch ein sehr ästhetisches Mittel, um angesichts wenigem Bewegtbild zu einem Film zu kommen – solche „2.5D-Animationen“ lassen viel mehr als der KenBurns-Effekt die Illusion entstehen, „dabei zu sein“ und „richtige Filmaufnahmen“ zu sehen. Sehr gelungene Beispiele zeigt etwa dieses Video:

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Auch Jugendliche stoßen bei Videoprojekten in Schule und Jugendarbeit, die sich mit (lokaler) Geschichte auseinandersetzen, häufig an den Punkt, u.a. aus Fotos einen gelungenen Film produzieren zu müssen. Aktuell huscht eine (gute) Anleitung durchs Netz, wie sich mit AfterEffects der Parallax-Effekt herstellen lässt.

Für die Medienpädagogik ist das aber in den meisten Fällen wenig brauchbar, weil die Software Geld kostet. Es geht aber auch anders: Mit Hilfe von der kostenlosen Alternativen GIMP und Blender lassen sich relativ leicht Parallax- bzw. 2.5D-Animationen von Fotos produzieren. Ich habe es ausprobiert und erkläre hier, wie das geht.

Die generellen Arbeitsschritte

Das genannte Tutorial zeigt eigentlich grundsätzlich alle erforderlichen Schritte:

  • Die Gegenstände/Personen aus dem Foto, die herausstechen sollen, also eher im Vordergrund stehen, werden mit einem Bildbearbeitungsprogramm freigestellt und die entstehenden Leerräume durch Klonen aus dem bestehenden Fotomaterial aufgefüllt.
  • Anschließend werden die enstehenden Bilder (Hintergrund plus die freigestellten Elemente) in das Animationsprogramm in verschiedene Ebenen importiert.
  • Nun kann eine virtuelle Kamera durch das entstehende Setting fahren und das bewegte Bild entstehen lassen.
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Voraussetzungen

Wer eine Parallax-Animation von einem Foto erstellen will, muss also

  • in GIMP Objekte freistellen und den Hintergrund ausfüllen können. Hierzu gibt es zahlreiche Tutorials im Netz, mir hat etwa dieses hier weitergeholfen.
  • Blender grundsätzlich bedienen können. Ich empfehle hier den Grundkurs, der auf der Blender-Website verlinkt ist.

Die Fotos an sich sollten zumindest anfangs einen einfachen Hintergrund haben (meiner Meinung nach sind generell manche Bilder (viele Gesichter, komplexer Hintergrund) nicht Parallax-geeignet).

Und los gehts!

Ich habe mir für den Einstieg ein maximal einfaches Foto selbst gemacht: klare Objekte, klarer Hintergrund (und nein, ich bekomme weder Geld noch Tonnen von Brotaufstrich für die Auswahl der Gegenstände :)).

Anschließend ist Freistellen angesagt, was hier nicht weiter erläutert werden muss.

Die freigestellten Elemente sowie der Hintergrund (alles als PNG) werden nun als „Planes“ in Blender importiert. Dieses Tutorial zeigt am Anfang (!) wie das geht. Achtung: Die Animationstechnik beim Vulkanfoto an sich ist grundlegend anders, der Einstieg (Bilder importieren) aber gleich – daher das Tutorial nur bis Minute 4:00 beachten und insbesondere die Kamera nicht auf „orthographic“ schalten!

Die Elemente werden parallel übereinander (auf einer Achse) platziert, so dass der ursprüngliche Bildeindruck erreicht wird. Darüber wird eine Kamera eingefügt. Damit ist eigentlich fast alles getan – nun kann mit diversen Kamerafahrten experimentiert werden, um die Bildwirkung optimal zu machen. Ich habe zwei Kamerabewegungen ausprobiert, die zweite bringt meiner Meinung nach den besseren Effekt:

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Fazit

Auch mit kostenloser Software lassen sich also Fotos einfach mit dem Parallax- bzw. 2.5D-Effekt animieren. Der Einstieg ist nicht ganz trivial und braucht insbesondere bei Blender einen gewissen Lernaufwand. Der dürfte aber auf keinen Fall umsonst sein, denn Blender ist meiner Meinung nach ohnehin die meistunterschätzte Software für die Medienpädagogik und birgt noch einige Schätze für die Videoproduktion.

Ein realistisches Szenario für Jugendarbeit und Schule können Workshops bzw. Unterrichtsphasen sein, die sich zunächst mit Parallax-Animationen an sich beschäftigen und die Animation von persönlichen Fotos zum Ziel haben. Das liefert wichtiges Handwerkszeug für aufwändigere Produktionen, etwa geschichtliche Dokus. Solche Filmprojekte können allerdings auch für sich schon genügend Motivation liefern, Parallax-Animationen produzieren zu lernen.

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 28.01.2014
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