Eine Kochshow mit Jung und Alt

"Kochshow mit Jung und Alt in der Medienpädagogik" Bei Generationenprojekten ist die Akquise der Teilnehmenden ein ziemlich aufwändiges Unterfangen. Dies sollte mitgeplant werden. Es empfiehlt sich, gute Projektpartner vor Ort zu wählen, die mit mindestens einer der Zielgruppen zusammenarbeiten und diese auch für ein solch zeitlich, technisch und inhaltlich intensives Projekt vorbereiten.

Die Potenziale bei diesem Projekt werden aber für die Akquise behilflich sein: Kochen und Essen macht Spaß und regt zum vielschichtigen Austausch über Alters- und Kulturgrenzen hinweg an. Zudem beinhaltet die Produktion einer solchen Show viele unterschiedliche Aufgabenbereiche. Alle Teilnehmenden – ob Jung oder Alt – werden eine Rolle finden, haben die Möglichkeit sich selbst auszuprobieren und werden viel Neues dazu lernen.

Die Aufgabenbereiche sind:

  • Kochen: Gericht auswählen, Gericht vorbereiten, Live-Kochen, Selbstinszenierung als Koch oder Köchin
  • Moderation: Moderation der Kochsendung, Abläufe ansehen und für Publikum aufbereiten, Selbstinszenierung
  • Ausstattung/Bühnenbau: Besorgen der Kochutensilien, Kochkleidung, Entwurf des Styles der Sendung, Saal vorbereiten und schmücken, Bühne vorbereiten
  • Technik: Verantwortlich für die gesamte Film-, Schnitt- und Tontechnik sowie für die Kamera bei den journalistischen und Sendungs-Beiträgen
  • Journalismus: Beiträge sowie Vor- und Abspann für die Kochsendung produzieren.

Der Zeitplan:
Erster Tag
Zum Start dürfen sich die Teilnehmenden kennenlernen und ihre Erwartungen an die Woche äußern. Das Ziel des Projekts, das Format ‚Kochshow‘ und die Inhalte werden vorgestellt und diskutiert: Was haltet ihr von Kochsendungen? Was braucht man für eine Kochsendung? Was würde ich an einer Kochsendung interessant finden? In Kleingruppenarbeit (gemischt Jung und Alt) werden Kochsendungsformate entwickelt und der gesamten Gruppe vorgestellt. Aus den einzelnen Ideen wird ein gemeinsames Kochsendungsformat entwickelt. (Wie viele Köchinnen und Köche, Moderatorinnen und Moderatoren brauchen wir? Was wollen wir zeigen? Wettbewerb, Klassisch, Parodie, … Welches Gericht kochen wir? Welche Themen sind uns wichtig? Interkulturell, traditionell, kulinarisch, medial, Gesundheit, politisch…) Wenn die Arbeitsbereiche klar sind, können sich alle in Arbeitsgruppe aufteilen und sich auf ihren ‚Job‘ bei der Sendung vorbereiten.

Zweiter Tag
Jetzt kann die Vorbereitung der Sendung beginnen: In Workshops lernen die einzelnen Gruppen, was wichtig ist. Übungen und Anleitungen hinsichtlich der Sprache, Aussprache, Körperhaltung, Bühnenpräsenz, Gestik und Mimik für Moderation und Köchinnen und Köche. Die Gruppe der Technikerinnen und Techniker erhält eine Einführung in Bild- und
Tontechnik. Die Journalistinnen und Journalisten erhalten eine Einführung in Videojournalismus und Schnitt sowie die Ausstatterinnen und Ausstatter in Bühnenbau.

Dritter und vierter Tag
Nun werden die Abläufe innerhalb der Arbeitsgruppen geübt: Die Beiträge von den Journalistinnen und Journalisten werden erstellt, die Bühne aufgebaut. Die altersgemischten Gruppen arbeiten jeweils an ihren Aufgaben, müssen sich aber mit den anderen Gruppen absprechen. Zu Beginn und Ende jedes Projekttages findet ein Treffen mit allen Teilnehmenden statt, um den Produktionsstand abzufragen und den Austausch zwischen den Gruppen zu gewährleisten. Am Ende steht die erste Ablaufprobe der Kochsendung

Fünfter Tag
Jetzt wird es spannend: Nach der Generalprobe steht noch einmal eine Reflexion der Woche und ein Abgleich mit den Erwartungen zu Beginn der Woche. Dann steht die Live Aufführung vor dem Publikum und der Dreh der Show an. Und zum Schluss – natürlich – Feiern des Erfolges und Essen des Gekochten. Im Anschluss wird die Show geschnitten und allen Teilnehmenden auf DVD verfügbar gemacht.


Zielgruppe

  • Jugendliche
  • SeniorInnen
  • Intergenerativ

Eingesetzte Medien

  • Foto
  • Video

Ziele

  • Reflexion
  • Exploration
  • Artikulation
  • Medienanalyse und -kritik

Varianten, Erweiterungen, Modulationen

Es gibt diverse Möglichkeiten, diese Kochsendung zu modifizieren. So kann die Komplexität den eigenen Möglichkeiten angepasst werden, beispielsweise muss die Show nicht live präsentiert werden. Außerdem muss es nicht zwingend eine Kochsendung sein, sondern könnte auch eine Casting- oder Wetten dass?-, Werbe- oder Politshow werden. Auch die Zielgruppen könnten andere sein (etwa interkultureller Austausch).

Tipps & Tricks

Über ‚Geschmack lässt sich nicht streiten‘, das ist ein oft zitiertes Sprichwort. Die Erfahrung hat jedoch gelehrt, das man sich sehr wohl über Geschmack austauschen und auseinandersetzen kann. So gesehen fördert Geschmack den Dialog. Die Verbindung aus Kochen und der Inszenierung einer Kochsendung bietet die Möglichkeit, die eigene Mediennutzung zu hinterfragen und selbst ein Medienprodukt/eine eigene TV-Show/Sendung zu produzieren. Über das Thema Kochen hinaus werden weitere Aspekte aus der eigenen Lebenswelt und dem interkulturellen Austausch (wie Essgewohnheiten, Esskultur aus anderen Ländern, Familienstruktur, Bräuche) im gemeinsamen Dialog erfahren und für ein breites Publikum erlebbar.

Das Konzept Kochen hat sich sowohl in der interkulturellen als auch in der generationenübergreifenden Projektarbeit bewährt, um Gruppen- und Sozialkompetenz über vermeintliche Grenzen hinweg zu fördern und damit Vorurteile, Ängste und Scheu abzubauen. Dieses Projekt geht durch die Aktive Medienarbeit noch einen Schritt weiter. Die Medien werden hier genutzt, um eigene Erfahrungen, Geschichten und Anliegen über die Medien einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Jung und Alt produzieren gemeinsam eine multimediale Live-Kochsendung, inszenieren, filmen und schneiden diese. Jede und jeder findet einen Platz in dieser Show.

Schwierigkeiten

Das Projekt findet mit zwei unterschiedlichen Zielgruppen statt, deren Teilnahmemotivation verschieden ist. So treffen eventuell Schülerinnen und Schüler (im Schulkontext unfreiwillig) und ältere Menschen (freiwillig) zusammen. Die Gruppen kennen sich nicht und zudem ist die Ansprache der Gruppen unterschiedlich. Die Aufgabe der Teamerinnen und Teamer ist daher neben der technischen Herausforderung, die Gruppe zusammenzuhalten und eine angenehme Atmosphäre für alle zu schaffen. Die Produktion einer Kochshow bietet dafür sehr gute Voraussetzungen. Vor der Aufteilung der Arbeitsgruppen sollte den Teilnehmenden klar sein, was in der jeweiligen Gruppe gemacht wird, da sonst eventuell Unzufriedenheit über die gestellte Aufgabe besteht. Zudem müssen die Gruppen gut zusammenarbeiten, weil vieles parallel laufen muss. Hierfür braucht es feste Kommunikationsstrukturen. Eine Live-Präsentation der Kochsendung ist technisch sehr anspruchsvoll. Wenn die Kochsendung jedoch ausschließlich aufgezeichnet und im Anschluss geschnitten präsentiert wird, gestaltet sich die Produktion weitaus unkomplizierter.

Feedback

Es gab durchweg positives Feedback von den Beteiligten. Auch alle Projektpartner, die bei dem Prozess oder bei der Präsentation dabei waren, zeigten sich begeistert. Eine Kritik von einzelnen Teilnehmenden war, dass sie gerne zusätzlich in anderen Arbeitsgruppen gearbeitet und in deren Aufgabengebieten Erfahrung gesammelt hätten, jedoch war dies durch die Konzeption kaum möglich. Alle Beteiligten waren von ihrem Produkt begeistert und erhielten dafür viel Applaus. Das Projekt hat bereits Nachahmer und weitere Förderer gefunden.

Nun noch einige Aussagen von Projektteilnehmenden: „Hier habe ich verstanden, dass man mit älteren Menschen auch Spaß haben kann.“ „Es sollte eigentlich immer so ein Zusammenleben (mit Kritik und Freude) möglich sein.“ „Schwierig fand ich die Meinungsverschiedenheit von den Älteren.“ Im Alltag hat man selten Gelegenheit mit der jungen Generation in Kontakt zu kommen.“ „Geduld ist sonst nicht meine Stärke, leider.“ „Es ist schön, mit Freunden etwas gemeinsam zu machen – ganz egal ob jung oder alt. Ich hoffe, dass die Senioren ein Verständnis für den Lebensstil der jüngeren Generation erlangten und umgekehrt.“ „Wenn ihr mal wieder ein solches Projekt durchführt und eine ältere Dame braucht, bin ich gerne wieder dabei.“


"Kochen mit Jung und Alt in der Medienpädagogik"

Checkliste

  • Eine Projektwoche
  • 20 jüngere und zehn ältere Menschen
  • Seminarräume und Ort für Präsentation
  • Anforderungen: Filmtechnik, Bühnentechnik, Schnitttechnik, Moderationstechnik, Inszenierung
  • Hardware: Laptops, Film- und Fotokameras, Stative, Mikros, Bühnenbeleuchtung, Bildmischer, Lautsprecher, Tonmischer, Beamer, Drucker, Küchenbedarf (je nach Wahl des Menüs)
  • Mindestens: Laptop, Filmkamera, Kameramikro, Beamer

Links & Material

Kupser, Thomas/Pöttinger Ida (2011). Mediale Brücken. Generationen im Dialog durch aktive Medienarbeit. München: kopaed.
Hier findet man umfangreiche Informationen zu diesem und vergleichbaren Projekten, ein Glossar, theoretische Hintergründe, Interviews und Tipps für weiterführende Literatur zum Thema intergenerative Medienarbeit.

www.GenerationenimDialog.de hier kann die Kochsendung Kochen mit Oma und Ömer angeschaut werden und man findet weitere Projekte, die im Rahmen von Generationen im Dialog durchgeführt wurden.


About

Thomas Kupser
JFF – Institut für Medienpädagogik
Thomas.Kupser@jff.de
www.jff.de

Das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis wurde 1949 gegründet und befasst sich seither in Forschung und pädagogischer Praxis mit dem Medienumgang der heranwachsenden Generation. Ein Spezifikum des JFF ist die Verknüpfung von Forschung und Praxis: Die Ergebnisse der Forschung sind Grundlage für pädagogische Modelle in der Erziehungs-, Bildungs- und Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Aus der pädagogischen Praxis wiederum erhält der wissenschaftliche Bereich wichtige Impulse.

Thomas Kupser
(M.A. Kultur, Ästhetik, Medien/Dipl. Soziale Arbeit) ist als medienpädagogischer Referent beim JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (München) tätig. Seine Schwerpunkte sind: künstlerischer Leiter für die JUFINALE – dem bayerischen Jugendfilmfestival sowie Projektkoordinator für KAJUTO – Kampagnen von Jugendlichen für Toleranz und Handyprojekte. Zudem war er 2010 und 2011 Projektleitung von Generationen im Dialog und erhielt dafür mehrere Auszeichnungen, unter anderem den hochdotierten Europäischen Evens Prize for Media Education und den Dieter Baacke Preis. Er konzeptioniert und realisiert auch aktuell intergenerative Projekte etwa im Rahmen von mix@ges. Ferner initiiert Thomas Kupser als freiberuflich Kulturschaffender erfolgreich verschiedene Kulturveranstaltungen wie stummfilm:dj.

Verfasst am 15.12.2012
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