Erzwungene Perspektive

Erzwungene Perspektive in der Medienpädagogik„Objects in the Photo may appear bigger than they are” könnte man in Anlehnung an amerikanische Autorückspiegel das Prinzip von ‚Erzwungener Pespektive‘ (engl. ‚forced perspective‘) zusammenfas- sen: Aufgrund der fehlenden räumlichen Tiefe in Foto und Video lassen sich unterschiedlich große Objekte durch geschickte Platzierung im Bild kombinieren.

Die Ergebnisse können nicht nur lustig oder faszinierend sein wie der festgehaltene Turm von Pisa oder eine untergehende Sonne auf der Hand, sondern vor allem am Ende einer spannenden medienpädagogische Einheit stehen. Je nach Dauer können dann sogar Fotos in Webgalerien (Facebook, Dropbox, Flickr oä.) oder als kleine Print-Ausstellung entstehen (Farblaserdrucker ideal).

Der Einstieg in die Thematik erfolgt nach der Begrüßung, indem die Impulsbilder gezeigt werden. Hierdurch soll den Teilnehmenden das Prinzip der erzwungenen Perspektive verdeutlicht werden. Entwickelt sich kein Aha!-Effekt oder kommt kein Gespräch zustande. können Fragen gestellt werden wie: Was seht ihr? Wie sind diese Fotos entstanden? Würde es euch Spaß machen, solche Fotos selbst zu erstellen?

Danach sollten im Beisein aller mit 2-3 TN Beispiele durchprobiert werden. Ein beliebter Klassiker ist die Person auf der Flasche. Hierfür steht eine Person weiter im Hintergrund, eine Flasche im Vorder- grund. In dieser Perspektive sieht es dann auf dem Foto aus, als wäre die Person so groß wie die Flasche, bzw. als würde die Person auf der Flasche stehen.

Während dieser Übung sollte der Gruppe klar werden, dass Interaktion & Kommunikation nötig sind, um die Positionen der Requisite, der zu fotografierenden Person und des Fotografen zu finden.

Nach der Übung beginnt die Freiarbeitsphase, für die im Vorfeld der Zeitrahmen mit der Gruppe abgestimmt wurde. Die Fotokameras & Requisiten können nach einer kleinen Einführung nun verteilt werden. Es sollten pro Kamera zwischen 3 und 5 Teilnehmer sein. Zu achten ist besonders darauf, dass bei der Kamera entweder der manuelle Fokus oder der Panorama Modus ausgewählt wurde, weil es ansonsten zu einer in diesem Projekt unschönen Tiefenschärfe kommen kann. Als Faustregel sollte gelten, so wenig wie möglich den Zoom der Kamera zu verwenden. Wichtig bei Fotos mit einer erwungenen Perspektive sind zudem gute Lichtverhältnisse.

Nun ist engagiertes Coaching gefragt. Alle Gruppen sollten Abwechselnd Unterstützung bekommen, fragen stellen können, vielleicht benötigen sie weitere Ideen um an Ihr Ziel zu kommen.

Im Anschluss an die Freiarbeitsphase kommen die Gruppen zusammen und kopieren ihre Fotos auf die Computer, um sie den anderen zu zeigen. Alternativ kann hier noch eine Bildbearbeitungsphase angeschlossen werden. Die Teilnehmer können hier Schrift oder Effekte den Fotos hinzufügen, vielleicht ist es möglich, mit Einwilligung der Beteiligten PErsonen sie Fotos in einer Webgalerie, in der Dropbox oder einem sozialen Netzwerk wie Facebook zu veröffentlichen (z.B. als neues Titelbild).

Wichtig ist am Ende solch eines kleinen Medienprojektes immer die Reflektion. Die Gruppe soll besprechen, wie sie an die Aufgabe herangegangen ist, welche Schwierigkeiten sie hatten und ob sie mit den Ergebnissen zufrieden sind.


Zielgruppe

  • Kinder
  • Jugendliche
  • Fachkäfte
  • Geschlechter

Eingesetzte Medien

  • Foto
  • Web
  • Mobile

Ziele

  • Reflexion
  • Exploration
  • Medienanalyse und -kritik

Varianten, Erweiterungen, Modulationen

  • Am Anfang mehr Zeit nehmen um Beispielfotos zu machen
  • Ausflug in die Thematik: Recht am eigenen Bild & Urheberrechte
  • Fotos nachträglich bearbeiten
  • Print Ausstellung organisieren
  • Webgalerie erstellen (Dropbox, Flickr…)
  • Aktion wiederholen, Thema suchen!
  • Facebook Seite/ Gruppe dazu erstellen

Besonders spannend: Mit alten Schallplattenhüllen experimentieren: Sleeveface! http://www.youtube. com/watch?v=kgfh0ahj7sg

Schwierigkeiten

  • Die ablaufenden Kommunikationsprozesse sind fantastisch zu beobachten, erfordern aber Unterstützung.
  • Geduld ist immer wieder erforderlich.
  • Rollenverteilung kann vorher vom Pädagogen bzw. von der Pädagogin gemacht werden oder kann entstehen (Rollen sind: Fotografin, Statist, Regisseurin, jemand der/die den anderen z.B. die Arme bewegt, Ideenfinderin…
  • Tiefenschärfe kann ein Problem sein. Bei Spiegelreflex-Kameras auf die richtige Einstellung achten, da sonst nicht alles scharf dargestellt wird (Blende). Bei Kompaktkameras nicht den „Blume-Modus“ verwenden.

Feedback

  • Macht Spass.
  • auch mal draußen sein mit Geräten (nicht nur im Computerraum).
  • Freiraum in der Gestaltung.
  • Kreativität und Ideen stehen im Vordergrund, nicht der komplizierte Umgang mit der Technik!

Checkliste

Raum

  • Schule/Jugendhaus oder im Freien Gruppengröße
  • Pro Kamera drei bis fünf Personen

Anforderungen an die Durchführenden

  • Kamerachip formatieren können
  • Daten auf PC holen
  • Bilder in Software öffnen (evtl. Bildbearbeitung, aber nicht zwingend nötig)
  • Drucker bedienen können
  • Papier und Toner/Tinte vorbereiten

Hard- und Software

  • PC pro Kamera-Gruppe
  • Vorschau oder Explorer zum drucken
  • Evtl. Bildbearbeitungssoftware
  • Fünf bis zehn Beispielfotos aus dem Netz

Links & Material


About

Thorsten Belzer, Eike Rösch, Tobias Albers-Heinemann
mail@belzer.de, eike@medienpaedagogik-praxis.de, tobias@medienpaedagogik-praxis.de
www.blog.belzer.de, www.medienpaedagogik-praxis.de

Thorsten Belzer

ist als Medienpädagoge in verschiedenen Medienbildungsprojekten des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg tätig & freier Workshopreferent des Zentrums für Kunst & Medientechnologie Karlsruhe (ZKM).

Seine Stärken entfaltet er dann in besonderem Maße, wenn seine besonderen Interessen wie Kunst & Outdoor in Verbindung mit Medienprojekten zusammen kommen. So entstanden in den letzten Jahren besondere Workshopformate wie die „Outdoor Sound-Safari“, das Netzwerkspiel „Digitaler Fußabdruck in der Realität“ und die mobilen iPad-LAB Workshops in den Ausstellungen des ZKM.

Eike Rösch

ist Diplom-Pädagoge, lebt in Mainz und ist seit 2003 als Medienpädagoge beim Institut für Medienpädagogik im Landesfilmdienst Rheinland-Pfalz e.V. beschäftigt. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit im Social Web. In seiner Freizeit engagiert er sich unter anderem im Bundesvorstand der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikations- kultur (GMK) und ist Mitinitiator und Autor des Medienpädagogik Praxis-Blog.

Tobias Albers-Heinemann

Dipl. Sozialarbeiter und Dipl. Medienberater, arbeitet als Referent für Medienbildung der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau mit den Schwerpunkten Fort- und Weiterbildung, Social Media, Online-Kommunikation und aktive Medienarbeit.

Verfasst am 13.12.2012
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