Interkulturelles Kochbuch von und für Frauen

"Interkulturelles Kochbuch von und für Frauen in der Medienpädagogik"Die Leiterinnen erstellen ein Grobkonzept für das Medienprojekt, wobei es von Vorteil ist, eigene Akzente zu setzen sowie regionale Besonderheiten und Schwerpunkte der Einrichtung mit einzubeziehen, damit das Projekt auch intern auf Interesse stößt und eine große Akzeptanz findet. Hauptsächlich jedoch sollte das Feinkonzept von den Vorstellungen und Ideen der Gruppe geprägt sein. Alle Beteiligte sollen sich mit dem späteren Ergebnis identifizieren können.

Für die Gewinnung der Redaktionsgruppe ist es wichtig, zunächst zu recherchieren, welche persönlichen Kontakte zu interessierten Einzelpersonen oder Einrichtungen mit der Zielgruppe Migrantinnen bestehen. Eine Ausschreibung, die sich direkt an Frauen richtet, wird verfasst und über einen Verteiler an Einrichtungen und die lokale Presse geschickt. Adressatinnen sind Frauen mit und ohne Migrationshintergrund, die gerne kochen und lernen wollen, wie sie in einer Redaktionsgruppe ein eigenes Kochbuch produzieren können. Zeitplanung und Meilensteine werden erarbeitet und das erste Treffen vorbereitet. Eine Grafikerin wird gesucht, die in Zusammenarbeit mit der Gruppe ein Konzept für das Buch erstellt.

Auf den Einstieg kommt es an!
Beim ersten Treffen erhalten die Teilnehmerinnen Informationen zum Projektrahmen, zu den Arbeitsschritten von der Idee bis zur Fertigstellung des Buches sowie zu den Lerninhalten, die sie vermittelt bekommen. Sie erfahren, welchen Gestaltungsrahmen sie beim Erstellen des Buches benötigen, aber auch, dass es zeitliche und finanzielle Beschränkungen gibt. Das Projekt ist ein Gruppenprojekt! Ressourcen, Vorerfahrungen und Motivation zur Teilnahme werden erfragt. Zum Einstieg ist es hilfreich, gleich zu fotografieren und damit das Sichtbarmachen als zentrales Element des Medienprojektes einzuführen. Es ist zu klären, ob das Buch einen lokalen Bezug haben und/oder die teilnehmenden Frauen zu sehen sein sollen. Die Gruppe muss außerdem entscheiden, ob ein öffentliches Ergebnis gewünscht ist.

Weitere Treffen werden genutzt, um das Feinkonzept zum Inhalt zu erarbeiten und Vorstellungen zur Grafik zu sammeln. Die Grafikerin stellt sich und ihren Beruf vor, bespricht mit der Gruppe deren Ideen und nimmt den Auftrag für das Layout entgegen. Die gestalteten Entwürfe werden immer wieder gemeinschaftlich besprochen und überarbeitet. An mindestens zwei Vormittagen wird eine kreative Schreibwerkstatt zur Kreation von Textbeiträgen in Form von Gedichten und Geschichten umgesetzt. Der kreative und lustvolle Umgang mit Sprache steht hierbei im Zentrum. Die Gruppe diskutiert, welche weiteren Beiträge ins Kochbuch aufgenommen werden sollen/können und welche Frauen/Einrichtungen hierfür angefragt werden könnten. Ein breites Spektrum von der Hausfrau bis zur Geschäftsfrau sollte vertreten sein.

Veranschaulicht durch eine Beispielseite können die Frauen eigene Beiträge ausprobieren und versuchen in der Folge, Interessierte zu gewinnen. Recherche nach einem Verlag und Finanzierung des Drucks erfolgen außerhalb der Redaktionsgruppe. Nach Bedarf gibt es Einführungen in die benötigten Computer-Programme (Textverarbeitung, Bildbearbeitung, Gestaltungssoftware). Die eingesandten Beiträge werden überarbeitet und von den Frauen in die Layout–Vorlage eingepflegt. Als zusätzliches Angebot kann bei Interesse ein Druckereibesuch organisiert werden. Zum Abschluss der Arbeitsphase feiert das Redaktionsteam zunächst in kleinem Rahmen mit einem Probedruck ihr fertiges Kochbuch. Die Datei in eine druckreife Fassung zu bringen, erfordert noch einige Überarbeitungen. Nachdem die gedruckten Bücher vorliegen, wird ein Fest für alle Beteiligten organisiert. Dies kann als öffentliche Veranstaltung im öffentlichen Raum stattfinden. Im Anschluss können verschiedene Buchhandlungen besucht werden, um das eigene Buch im Handel ausgestellt zu sehen.


Zielgruppe

  • MigrantInnen
  • Geschlechter

Eingesetzte Medien

  • Foto
  • Web
  • Classic

Ziele

  • Reflexion
  • Exploration
  • Artikulation
  • Medienanalyse und -kritik

Varianten, Erweiterungen, Modulationen

Es ist wichtig, ergebnisoffen zu starten, um nicht falsche Erwartungen zu wecken, die Teilnehmenden zu überfordern oder zu frustrieren. Der Erfolg des Medienprojektes misst sich nicht nur am fertigen Ergebnis, sondern insbesondere an der Zufriedenheit der Teilnehmenden, die im Rahmen des Projekts Lern- und Kommunikationsräume erhalten, sich vernetzen und dadurch gegenseitig stärken. Persönliche Kenntnisse, Austausch und Zusammenarbeit mit anderen Frauen, das Sprechen der deutschen Sprache sowie das Kennenlernen von deutschen Frauen und der deutschen Kultur sind unschätzbare ‚Nebenwirkungen‘ des Projekts. Eine weniger aufwändige Variante wäre ein Kochbuch, das selbst ausgedruckt mit Spiralbindung realisiert wird.

Tipps & Tricks

Das interkulturelle Kochbuch, das mit Frauen aus unterschiedlichen Kulturkreisen erarbeitet wurde, kommt überall sehr gut an; dabei gefällt besonders der Netzwerkcharakter und der lokale Bezug. Der Wiedererkennungseffekt, jemanden im Kochbuch zu kennen, ist eines der Erfolgsrezepte des Suppenkochbuches. Nach dem Projekt kommen immer wieder Frauen auf uns zu mit der Anfrage, ob sie sich an einem zweiten Kochbuch beteiligen könnten. Dieses zweite Kochbuch mit dem Schwerpunkt Mitbringsel fürs Buffet entsteht gerade. Rückmeldungen der Frauen, was das Besondere an dem Projekt ist, sind: „Spaß an neuen Herausforderungen, Motivation, mit anderen in der Gruppe zu arbeiten und zu lernen, fördert gegenseitigen Respekt und Toleranz anderer Kulturen, Kontakte zu knüpfen, Mut, aufeinander zuzugehen, wir sind verschieden aber ein Team, wertvolle Integrationsarbeit, ein Zeichen für Vielfalt in Freiburg.“

Schwierigkeiten

Es ist wichtig, das Konzept des Buches in der Gruppe abzustimmen und Regelungen zu treffen, um arbeitsfähig zu sein. Neben dem Rezept wurde das Portrait der Köchin mit Foto vorgestellt, was auf Widerstand seitens muslimischer Frauen stoßen kann. Falls das Buch publiziert und verkauft wird, sollte kommuniziert werden, wofür die Erlöse verwandt werden. Die Druckkosten können teils durch Spenden und teils über Vorleistung des Trägers erbracht werden. Eine pädagogische Herausforderung kann die Entscheidung für ein grafisches Konzept für den Umschlag darstellen. Der achtsame Umgang mit Grenzen und Vorstellungen einzelner Frauen kann bedeutsam werden. Besonderes Augenmerk bedürfen Frauen mit weniger guten Deutschkenntnissen, damit sie genügend einbezogen werden und keine Missverständnisse entstehen.

Feedback

Redaktionsteam: „Die Mitarbeit am Suppenkochbuch hat mir erlaubt, wieder in die Vergangenheit einzutauchen. Ich whabe darüber viele interessante Bekanntschaften gemacht, Neues am PC gelernt und mein Deutsch verbessert.“ „Ich freue mich, dass ich ein Teil dieses Teams bin.“ „Über das Projekt habe ich erfahren, wie viele Beratungsangebote es für Frauen in Freiburg gibt.“ „Beim gemeinsamen Essen hat sich für mich der Unterschied von Kultur- und Länderzugehörigkeit völlig aufgehoben. Wir waren einfach nur noch Menschen, essend am Tisch.“ Frauen mit Rezeptbeitrag: „Ich war immer nur zu Hause. Das nächste Mal wäre ich auch gerne im Redaktionsteam dabei.“ „Bei der Schreibwerkstatt mitzumachen wäre mein Traum.“

Eine zweite Auflage des Kochbuches musste schon kurz nach Fertigstellung gedruckt werden. Es bestand großes Interesse an der Begegnung mit Frauen aus unterschiedlichen Kulturen und deren kulinarischen ‚Mitbringseln‘. Beim nächsten Kochbuch sollten öffentliche Präsentationen, etwa mehrsprachige Lesungen eingeplant werden. Durch das direkte Feedback zu ihrem Kochbuch erfuhren die Teilnehmerinnen Wertschätzung und großes Interesse. Sie identifizieren sich seither stärker mit ihrer Wahlheimat, haben gelernt, ihre Kompetenzen wertzuschätzen und ihr Selbstbewusstsein wurde enorm gestärkt.


Checkliste

Zeitliche Rahmenbedingungen:

  • Sechs Monate mit regelmäßigen Treffen(je circa vier Stunden)
  • Vormittagstermine wegen der Betreuungszeiten von Kindern bevorzugt

Räumliche Rahmenbedingungen:

  •  Konzeptionsphase: ein Gruppenraum mit PC und Digitalkamera. Umsetzungsphase: ein zusätzlicher PC Raum mit mindestens fünf PCs.
  • Sieben bis zehn Frauen mit und ohne Migrationshintergrund. Je nach Vorerfahrungen am PC und sprachlicher Kompetenz zwei Projektleiterinnen.

Anforderungen an Durchführende

  • Erfahrungen mit der aktiven handlungsorientierten Medienarbeit
  • Spezifische Kenntnisse der interkulturellen Arbeit
  • Erfahrung in der Moderation von Gruppenprozessen
  • Konfliktmanagement
  • Kenntnisse in der Methode des kreativen Schreibens
  • Ressourcenorientierte Arbeitsweise
  • Flexibilität und Achtsamkeit
  • Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich Fotografie, Textverarbeitung, Bildbearbeitung, Layout sowie Präsentationstechniken
  •  Fremdsprachenkenntnisse
  • Das Kochbuchprojekt eignet sich besonders für Bildungseinrichtungen, die bereits mit Migrantinnen arbeiten oder diese gut erreichen können Hard- und Software
  • Hardware: Mindestens fünf vernetzte PCs, Internetzugang, Beamer, Laserdrucker, Scanner, Digitalkameras, externe Festplatte
  • Software: Open Office bzw. Microsoft Word, Adobe Photoshop bzw. gimp, Adobe InDesign bzw. scribus, Open Impress bzw. Microsoft Powerpoint

Links & Material

www.tabble.de ist ein geeignetes Onlinetool, um kollaborativ eine gemeinsame Liste von Rezepten zu erstellen (dieses Tool nutzen wir im Folgeprojekt). Jede Frau konnte ihr Rezept einstellen und Doppelungen von Rezepten konnten vermieden werden.

Googledocs ist ebenfalls geeignet, jedoch etwas komplexer.


About

Irene Schumacher
Kommunikation und Medien e.V.
ischumacher@arcor.de

KuM
Anliegen des Vereins Kommunikation und Medien e.V./KuM ist die Förderung von Medienkompetenz. Der Verein setzt Projekte und Veranstaltungen an der Schnittstelle Medienbildung, Kunst, Kultur und Integration für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Familien und Fachkräfte um. Beispielhafte längerfristige Medienprojekte sind das audiovisuelle Projekt und der Freiburger Jugendfotopreis. Kommunikation und Medien e.V. ist Teil des regionalen Netzwerks Medienbildung und Migration, das sich für Projekte zur kulturellen Vielfalt, Chancengleichheit und Teilhabe engagiert.

Irene Schumacher arbeitet seit 1991 in der medienpädagogischen Praxis, Fortbildung, Praxisentwicklung, als Lehrbeauftragte an Hochschulen sowie als Fachbuchautorin. Seit 2005 ist sie für Kommunikation und Medien e.V. Freiburg in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig. Sie verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Medienbildung im Bereich Print, Radio, Film, Computerspiele, Machinima, Internet/Soziale Netzwerke sowie Web 2.0. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen derzeit bei interkulturellen als auch geschlechtsspezifischen Projekten mit Frauen, Kindern und Jugendlichen.

Verfasst am 28.11.2012
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