iTunes und der Kinderschutz

itunesDurch die Netzsperren-Diskussion wurde bei manchen NetzaktivistInnen der Jugendschutzbegriff diskreditiert. Aber es muss eine Unterscheidung getroffen werden zwischen nötigem Jugendmedienschutz und der Zensur von Inhalten. Die Netzsperren-Idee ist da sicher übers Ziel hinaus geschossen, dadurch dürfen aber andere Maßnahmen nicht in Frage gestellt werden.

Aus diesem Grund muss, unabhängig der Vermittlung von Medienkompetenz, die Schutzfunktion vor allem gegenüber Kindern berücksichtigt werden. Kinder gehen weniger sorgsam mit Inhalten um, klicken mal einfach drauf los und werden dann mit Inhalten konfrontiert, mit denen der kindliche Geist überfordert ist. Eine mediendidaktische Erziehung, eine Förderung der Medienkompetenz, wie sie bei Jugendlichen praktiziert wird, findet bei Kindern keinen Nährboden. Daher benötigen Kinder einen besonderen Schutz.

Aber unabhängig der Diskussion um Schutzmaßnahmen im Internet möchte Ich heute auf die Schwachstelle der sehr bekannten Software iTunes von Apple aufmerksam machen.

Seit einiger Zeit ist es dort möglich, im Store Filme anzusehen und auszuleihen, z.T. auch Filme, die eine Altersfreigabe FSK 18 haben. Laut Jugendmedienschutzstaatsvertrag (JMStV) dürfen Inhalte, die für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sind, nur Erwachsenen zugänglich gemacht werden.

Um im Store einkaufen zu können, muss sich der Benutzer mit einer Kreditkartennummer anmelden. Die Schwachstelle des Systems liegt nun in der Möglichkeit, dauerhaft das Passwort zu speichern, denn diese Zugansdaten bilden zudem die Altersverifikation für die nicht jugendfreien Inhalte.

Wird das Passwort also aus Bequemlichkeit gespeichert, bleibt der Benutzer, sogar nach einem Neustart des Computers, eingeloggt und authentifiziert.

Sitzt nun nach dem Neustart des Computers ein Kind davor, um sich neue Musik auf den iPod zu laden, kann es nicht nur ungehindert auf Papas Kreditkarte einkaufen, sondern auch Medien konsumieren, die erst ab 18 Jahre freigegeben sind.

Nutzen Kinder iTunes? Wenn wir uns betrachten, wie viele Kinder einen iPod haben und hierfür zwangsweise iTunes benötigen, wird klar, wie weit die Software verbreitet ist und verwendet wird.

Das Programm besitzt zwar einen Jugendschutzfilter, der sich (erstmal gefunden und dann richtig eingestellt) allerdings nur auf den Store bezieht, nicht aber auf die bereits heruntergeladenen Medien. Auch ist es möglich, verschiedene Medientypen ein- oder auszublenden, jedoch sind die Dateien für alle Benutzer vorhanden oder verschwunden. Nichts desto trotz wären die Filme über einen Dateimanager im iTunes Ordner zu finden.

Die einzige Möglichkeit, einem Kind ein „sichereres“ iTunes zu bieten (neben der Entwicklung eines Kinder-iTunes) ist die Einrichtung eines eingeschränkten Benutzerkontos unter Windows oder MacOS. Über diesen Weg muss auch der iTunes Benutzer neu angelegt werden, der Jugendschutzfilter kann arbeiten und ungeeignete Inhalte sowie Papas oder Mamas Kreditkartennummer bleiben unendeckt.

Tobias Albers-Heinemann Kurzbio
Hat 2006 mit Eike Rösch das Praxis-Blog gegründet und 10 Jahre lang als Herausgeber gearbeitet. Pressereferent und Medienpädagoge mit den Schwerpunkten: Eltern- und Lehrerbildung, Jugendbeteiligung, Erwachsenenbildung, digitale Kommunikation, Webvideo, Social Media und Öffentlichkeitsarbeit.
Verfasst am 23.11.2009
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