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Islam-Comedy zur politischen Bildung

Kann Humor die Welt verbessern? Dürfen wir über Kopftücher lachen? Sind Terror-Gags nicht geschmacklos? In Zeiten zunehmender Islamfeindlichkeit sind dies heikle Fragen. Um mit Jugendlichen über Vorurteile, Diskriminierung und Radikalisierung ins Gespräch zu kommen, wurden Videos und Arbeitsmaterialien erstellt, die zum Nachdenken anregen.

Bei der Webvideo- und Smartphone-Generation sind Comedy-Clips äußerst populär, diesen Trend hat auch die politische Bildung erkannt und bereits in mehreren Projekten aufgegriffen. Der Verein ufuq.de beschäftigt sich seit Jahren mit den Themen Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus und präsentierte nun ein neues Projekt: „Comedy über Vorurteile, Diskriminierung und den IS“. Hier kommen Comedians mit Migrationshintergrund zu Wort, die ihre subjektiven Erfahrungen humorvoll aufgreifen und Einblick in ihre Arbeit geben. Anhand dieser Videointerviews werden Jugendliche dazu angeregt, über eigene Erfahrungen von Diskriminierung und Ausgrenzung, Religion oder Radikalisierung zu diskutieren. Auf der Projekt-Website wird betont, die Materialien liefern „keine einfachen Antworten, sondern zeigen eine Vielfalt von Sichtweisen auf. Im Mittelpunkt von Filmen und Übungen stehen Anregungen für Jugendliche, eigene Positionen und Handlungsoptionen zu Themen zu entwickeln, die ihnen wichtig sind.“

Als Gesprächspartner für die Videos standen Ususmango von „Rebell Comedy“, die „Ghettobraut“ Jilet Ay?e und Younes Al-Amayra von den „Datteltätern“ zur Verfügung, die Clips entstanden in Kooperation mit der HAW Hamburg. Die dazugehörigen Übungen und Arbeitsmaterialien setzen sich mit Biografien, Vorbildern und der eigenen Lebenswelt auseinander. So entstand ein umfangreicher Pool an Materialien, der für die Arbeit mit Migrant*innen ebenso geeignet ist wie zur Aufarbeitung von Vorurteilen und Fremdenhass. Im Wahljahr 2017, in dem sich die Spirale der Radikalisierung auf beiden Seiten immer schneller dreht, sind hier wertvolle und wichtige Arbeitsanregungen zu finden.

Diese Materialien sind übrigens ein Modul des ufuq-Projekts „Alternativen aufzeigen!“, in dessen Rahmen auch andere Themen behandelt werden. Ein weiteres verfügbares Modul setzt sich mit der Debatte um Geflüchtete auseinander.

Björn Friedrich Kurzbio
Björn Friedrich arbeitet als Medienpädagoge im SIN - Studio im Netz, München, mit den Schwerpunkten Social Media, Games und Jugendpartizipation. Daneben ist er als Referent für Vorträge und Fortbildungen tätig. Mit Tobias Albers-Heinemann schrieb er mehrere Elternratgeber, zuletzt 2018 "Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co." (O'Reilly Verlag, Köln). Mit Michael Dietrich und Sebastian Ring veröffentlichte er 2020 den Sammelband "Medien bilden Werte. Digitalisierung als pädagogische Aufgabe" (kopaed, München).
Verfasst am 20.06.2017
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