Spielfilme und Serien zum Thema Flucht und Migration
Eine Familie aus Mannheim befindet sich im Sommerurlaub in Griechenland am Strand. Der Vater hat gerade für alle Eis geholt. Auf einmal kommt ein Gummiboot mit Geflüchteten auf den Stand zu. Der Sohn im Teenageralter holt erst einmal sein Handy heraus und hält die Szene fest. So beginnt die 6-teilige Arte-Serie „Eden“.
Das Thema Flucht und Migration ist noch immer hochaktuell. Eine spannende Möglichkeit für die Thematisierung mit Jugendlichen und Erwachsenen besteht in der gemeinsamen Betrachtung von Spielfilmen oder Serien. Im Folgenden werden einige Möglichkeiten vorgestellt. Zum Thema Methoden der Filmbildung s. Link („Interkulturelle Filmbildung“).
Serien
Eden (Frankreich/Deutschland 2019, 6 Teile): Eine Familie aus Mannheim hat einen Gast aus Syrien aufgenommen, zwei Angestellte in einem Flüchtlingscamp in Athen kämpfen mit ihrem schlechten Gewissen, ein Junge aus Nigeria versucht, sich nach Großbritannien durchzuschlagen und eine Familie aus Syrien, die sich ein neues Leben in Paris aufbaut, wird vom Bürgerkriegsgeschehen eingeholt. Die Leiterin eines Flüchtlingscamps in Athen agiert und leidet im Spannungsfeld von humanitären Interessen und kapitalistischen Zwängen.
Stateless (Sheila Jayadev, Paul Ranford, Australien 2020, 6 Teile, Netflix): In einem australischen Gefängnis für Geflüchtete kommen die Schicksale von Asylsuchenden, Gefängnisangestellten und Funktionären zusammen. Die einen leiden an Perspektivlosigkeit und an der Trennung von geliebten Menschen, die anderen an einem schlechten Gewissen und an der Frage ob die Durchsetzung von Recht auch Gerechtigkeit bedeuten kann.
Spielfilme
Adú (Salvador Calvo, Spanien 2020): Adú ist ein kleiner Junge aus Kamerun, der mit seiner Schwester eine gefährliche Flucht nach Europa wagt. Mateo ist ein Mann aus Spanien, der den stacheldrahtüberzogenen Grenzzaun zwischen Marokko und der spanischen Enklave Melilla schützen soll, als ein Mann aus Afrika zu Tode kommt. Gonzalo aus Spanien möchte Elefanten in Kamerun vor Wilderen beschützen und seine Tochter vor Drogen.
Eden ist West (Constantin Costas-Gavras, Frankreich/Griechenland/Italien 2009): Der Film erzählt die Odysee eines jungen Mannes, der vom Boot springen muss und in einem touristischen All-inclusive-Paradies angespült wird. Sein Ziel ist ein besseres Leben in Paris. Auf seiner Reise begegnet er vielen Menschen, die ihm helfen, ihn aber auch ausnutzen.
Aufbruch ins Ungewisse (Kai Wessel, Deutschland/Südafrika 2017): Ein dystopisches Europa Ende der 2020er Jahre wird von rechten Regierungen dominiert. Südafrika ist das einzige Land, das noch Europäische Geflüchtete aufnimmt. Eine Familie, die aus politische Gründen fliehen muss, bricht auf ins Ungewisse.
Zwei Rezensionen zum Film:
Haeming, Anne (2018): Deutschland, das unsichere Herkunftsland. Spiegel Online, 14.2.2018. http://www.spiegel.de/kultur/tv/aufbruch-ins-ungewisse-mit-maria-simon-in-der-ard-sowas-kommt-von-sowas-a-1192983.html (Abruf: 3.8.2020).
Martens, René (2018): Bootsflüchtlinge aus Deutschland. Die Zeit, 14.2.2018. https://www.zeit.de/kultur/film/2018-02/aufbruch-ins-ungewisse-ard-fluechtlinge-europa (Abruf: 3.8.2020)
Die Besonderheit bei Eden, Stateless und Adú besteht darin, dass die Perspektiven der verschiedenen Akteure verbunden werden. Man erfährt das Phänomen Flucht nicht nur aus der Perspektive der betroffenen Geflüchteten, sondern auch aus der Sicht der Menschen, die ihr Geld damit verdienen, die Grenzen zu verteidigen. Auch das Leiden dieser Menschen an ihrer Arbeit und an den ethischen Dilemmata wird deutlich.
Aufbruch ins Ungewisse stellt die bekannten Bilder in Frage: Plötzlich kentern weisse Menschen in Gummibooten. Sie werden von Menschen mit schwarzer Hautfarbe gerettet befragt und interniert.
Es ist zu bedenken, dass die genannten Filme und Serien den Zuschauenden unter Umständen einiges an emotionaler Verarbeitung zumuten (z. B. Tod, Gewalt, sexuelle Ausbeutung, Prostitution auf der Flucht). Auch sich bewusst zu machen, dass das Leben jenseits der Zäune ein Privileg ist, kann schmerzvoll sein.
Weitere Filme zum Thema s. Link
Zum Thema Methoden der Filmbildung s. Link („Interkulturelle Filmbildung“)