Buchtrailer erstellen mit Schüler_innen

Die Herstellung eines Buchtrailers verbindet das Lesen eines Jugendbuches lustvoll mit den kreativen Möglichkeiten digitaler Medien. In 3-4er Gruppen wählen Schülerinnen und Schüler ein Buch aus, zu dem sie einen Buchtrailer produzieren wollen. Ziel des Trailers ist, andere zum Lesen dieses Buches zu „verführen“. Alle fertigen Trailer können im Anschluss auch gleich für die Leseanimation genutzt werden. Eine Zusammenarbeit mit der Bibliothek drängt sich daher auf, die dafür die benötigten Bücher zur Verfügung stellen könnte. Gedreht wird mit den eigenen Handys, die Filmbearbeitung erfolgt an den Schüler-PCs in der Schule. Ein Projekt, das über mehrere Wochen oder in einer Projektwoche gelingen kann und sogar wettbewerbsartig an einer ganzen Schule/Schulgemeinde etc. durchgeführt werden könnte.

Ablauf

  • Buchauswahl
  • Buch lesen
  • Ideen entwickeln/Storyboard erstellen
  • Grundwissen Persönlichkeitsrechte/Urheberrechte/filmische Gestaltungsmittel erlangen
  • Dreharbeiten durchführen
  • Daten vorbereiten
  • Film schneiden/bearbeiten/kürzen
  • Musik etc. unterlegen, Abspann herstellen
  • Filme anschauen, sich freuen

1. Buchauswahl

In der Praxis zeigt sich, dass sich besonders spannende Bücher gut eignen, z.B. Krimis, Thriller und Abenteuer. Ihre Umsetzung ist weitaus einfacher als bei stillen Erzählungen oder rührseligen Lovestories. Wählt man die Bücher in einer Schulbibliothek aus, ist die zuständige Bibliothekarin gern bereit, den Schülerinnen und Schülern bei der Auswahl zu helfen.

2. Buch lesen

Idealerweise erhält jedes Gruppenmitglied ein eigenes Buch, um die Geschichte selber ganz zu lesen. Sind nicht mehrere Exemplare des selben Buches verfügbar, kann die Geschichte aufgeteilt werden und jedes Gruppenmitglied liest nur einen Teil und berichtet den anderen darüber. Dies bedingt allerdings eine gute Organisation, damit alle den gesamten Inhalt kennen.

Während des Lesens können bereits erste Notizen erfolgen, zum Beispiel wichtige Schlüsselstellen, geeignete Requisiten, passende Musikstile oder Beschreibung von Szenen, die sich für die Verfilmung eignen könnten.

Besonders zu empfehlen ist, den Schülerinnen und Schülern z.B. während einer Woche täglich eine bestimmte Zeit für das Lesen zur Verfügung zu stellen.
Während der Lesephase hat sich folgende Unterrichtshilfe bewährt:

unterrichtshilfe_lesephase_buchtrailer

3. Ideen entwickeln/Storyboard erstellen

Dieser Schritt entscheidet häufig darüber, wie gut der Trailer am Schluss gelingt und ist daher nicht zu unterschätzen. Es braucht ein Konzept, damit der Trailer keine Zusammenfassung des Buches wird, sondern die Stimmung und das Thema des Buches so rüberbringt, dass Zuschauerinnen und Zuschauer animiert werden, das Buch selber zu lesen.

4. Grundwissen Persönlichkeitsrechte/filmische Gestaltungsmittel erlangen

Dass jeder das Recht am eigenen Bild hat, gilt auch für die beteiligten Jugendlichen. Dieses wichtige Thema, das auch im Alltag der Schülerinnen und Schüler eine grosse Rolle spielt, kann beim Buchtrailer sehr gut thematisiert werden. Deshalb gilt auch beim Filmen: Wer nicht will, muss nicht vor die Kamera. Unbeteiligte dürfen nur mit ihrem Einverständnis gefilmt werden und wer im Film zu sehen ist, muss einverstanden sein. Die Jugendlichen müssen für den Fall, dass tatsächlich niemand der Gruppe vor die Kamera treten will, eine andere Lösung finden. Unscharfe oder von hinten gefilmte Szenen wären mögliche Ideen. Es empfiehlt sich, auch die Eltern einzubeziehen und ein schriftliches Einverständnis einzuholen.

Gleichzeitig erhalten die Jugendlichen auch Tipps, mit welchen filmischen Tricks bestimmte Effekte erzielt werden können. Das Filmen aus der Frosch oder Vogelperspektive, die übersichtliche Totale oder der gelungene Detailausschnitt sind gute Beispiele. Hilfreich bei den Grundlagen zum Filmen ist der Videoguide des Schweizer Fernsehen SRF: http://www.srfcdn.ch/VideoGuide/lang_de/loader.php

5. Dreharbeiten durchführen

Zweifelsohne ist dieser Teil der Arbeit am beliebtesten. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Handys beim Dreh quer halten, damit störende schwarze Ränder auf der Seite vermieden werden können. Da sich in der Regel die Drehorte ausserhalb des Schulgeländes befinden, empfiehlt es sich, diesen Teil als Hausaufgabe erstellen zu lassen.

Weitere Tipps: mehrere kurze Clips drehen, Perspektive wechseln, immer auch den Hintergrund beachten, gutes Licht (am besten draussen) wählen, kreative Detailaufnahmen ausprobieren, Stativ verwenden und besser näher an das Motiv gehen als zoomen. Bei der Aufnahme von Dialogen ist darauf zu achten, dass diese in naher Distanz aufgenommen werden. Eventuell lohnt sich der Einsatz eines zusätzlichen Mikrofons oder die Szene wird nachträglich vertont.

6. Daten vorbereiten

Als Vorbereitung sollen die Schülerinnen und Schüler ihre gedrehten Clips in ein zum Programm kompatiblen Format konvertiert auf einem Datenstick mitbringen. Das Gratisprogramm Format Factory leistet dabei gute Dienste. Der wichtigste Tipp für den späteren Filmschnitt ist, dass sämtliche Dateien gut organisiert auf einem Datenstick pro Gruppe abgelegt werden und die Gruppe alle Daten, die sie braucht, ausschliesslich von diesem Stick holt. Ansonsten kann es passieren, dass das Programm am nächsten Tag die Dateien für das Projekt nicht mehr findet und nochmals von vorne begonnen werden muss. Das ist sehr ärgerlich und kann vermieden werden.

7. Film schneiden

Buchtrailer in der Medienpädagogik

Es lohnt sich, für den Filmschnitt ein Gratis-Filmprogramm zu wählen, das die Jugendlichen auch zu Hause installieren können, wie z.B. Windows Movie Maker. Zwar sind die Möglichkeiten dabei nicht unerschöpflich, aber für ein erstes grösseres Filmprojekt reicht es durchaus. Eine ausführliche Schulung zum Programm ist in der Regel unnötig. Es reicht, wenn kurz gezeigt wird, wie die Filmclips ins Programm kommen und wie man eine Szene kürzt, bzw. teilt. Alle weiteren Optionen kommen dann nach und nach dazu. Meistens kennt sich sowieso bereits jemand in der Gruppe bereits aus und gibt das Wissen an die anderen weiter. Dass die Buchtrailer nur zwei Minuten lang sein dürfen, mag zwar für viele Gruppen störend sein, hilft aber, die Qualität der Trailer zu verbessern, denn schnellere Schnitte sind auch ein Gestaltungsmittel und führen zu spannenderen, dynamischeren Trailer. Bei dieser Aufgabe zeigt sich auch, wer hartnäckig ist und dranbleibt, auch wenn mal was schiefgeht oder wer bereit ist, für ein Detail noch extra Zeit zu investieren.

Detailanleitungen für die Trailerherstellung finden sich auf folgendem Link:

Anleitungen Trailerherstellung

8. Musik/Sound unterlegen/Abspann hinzufügen

Auch in diesem Teil kann man wunderbar medienkompetentes Wissen vermitteln und auf das Urheberrecht zu sprechen kommen. Weil die Trailer für die Leseanimation weiterverwendet und auch veröffentlicht werden möchten, dürfen keine urheberrechtlich geschützten Inhalte drin sein. Im ersten Moment sind die Jugendlichen zwar oft enttäuscht, wenn sie erfahren, dass sie für ihren Buchtrailer nicht irgendwelche Musik downloaden, sondern nur Creative-Commons-Quellen nutzen dürfen. Danach stöbern sie aber motiviert durch die Songs und entdecken oftmals neue Hits. Für diesen Teil ist genügend Zeit einzuplanen.

Müssen Szenen nachträglich vertont werden, kann eine einfache Handyaufnahme genügen oder man benutzt dazu ein Gratis-Aufnahmetool wie z.B. Audacity.

Mit dem Abspann und Titel wird der Film professioneller. Auch hier ist darauf zu achten, dass nur diejenigen persönlichen Daten erwähnt werden, mit denen die Personen einverstanden sind. Da die Trailer ja als Leseanimation zum Einsatz kommen, sollten das Cover, der Autor und der Buchtitel auch im Trailer zu sehen sein, zum Beispiel als Schlusspunkt.

9. Filme anschauen, sich freuen 

Ev. besteht die Möglichkeit, die fertigen Filme in einer Bibliothek in Endlosschlaufe an einem PC laufen zu lassen und die Bücher daneben auszustellen. Ist das Ganze als Schulhauswettbewerb aufgezogen worden, dann könnten die „Siegestrailer“ an einer grossen Aufführung für alle in der Aula gezeigt werden. Im Anschluss besteht ausserdem die Möglichkeit, die gelungenen Trailer auf einem YouTube-Kanal zu veröffentlichen.

Varianten/Ergänzungen

Die Trailer können auch unter Zuhilfenahme einer App mit einem Tablet hergestellt werden. Die App (z.B. iMovie) unterstützt die Trailerherstellung durch eine Vorlage und ist eine starke Vereinfachung.

Die Schülerinnen und Schüler können auch einen Trailer zu einem Buch herstellen, das es gar nicht gibt. In diesem Fall schreiben sie zunächst in der Gruppe eine kurze Zusammenfassung ihres fiktiven Buches und beziehen sich bei der Trailerherstellung darauf. Zusätzlich können sie ein eigenes Cover entwerfen, das am Schluss des Trailers eingeblendet wird.

Stammen die Autorinnen/Autoren aus dem deutschsprachigen Raum, können diese auch auf den Trailer aufmerksam gemacht werden. Der Kontakt der Gruppe mit dem Autor/der Autorin ist eine weitere Möglichkeit, das Projekt auszudehnen. Nicht selten, verweisen dann die Autoren auf ihrer Webseite auf den Trailer, was für die Schülerinnen und Schüler einer grossen Anerkennung entspricht.

Technische Challenges

Unpassende Datenformate
Die meisten Schwierigkeiten ergeben sich dadurch, dass nicht alle Dateiformate kompatibel sind, wenn mit Movie Maker gearbeitet wird. Je nach Version muss die Datei zunächst in ein anderes Format umgewandelt werden, damit der Computer die Datei erkennen kann. Ein Gratis-Tool dazu ist Format Factory.

Der Computer findet die Datei nicht
Solange man noch an der Herstellung/Bearbeitung mit Movie Maker ist, speichert das Programm die Datei als Projekt ab (Projekt speichern) und verlinkt bloss die einzelnen Teile, wie z.B. Filmschnippsel. Dafür bleibt die Datei sehr klein. Allerdings funktioniert diese Verlinkung nur, wenn alle Quellen wieder gleich vorhanden sind. Am einfachsten löst man diese Herausforderung, indem man alle benötigten Dateien zunächst auf einem Projektstick ablegt und ausschliesslich damit arbeitet. Erst ganz am Schluss wird der Film im Movie Maker fertiggestellt (Film speichern) und z.B. in ein mp4-Format umgewandelt.

Datenverlust nach Programmabsturz
Gleich zu Beginn der Arbeit werden die Schülerinnen und Schüler darauf hingewiesen, in kurzen Abständen ihr Projekt immer wieder zu speichern, um bei einem Programmabsturz keinen grösseren Datenverlust hinnehmen zu müssen.

Checkliste

Material

  • Bücher (Bibliothek)
  • Handy, ev. Stativ (selber machen)
  • Requisiten, Kostüme
  • 1 USB-Datenstick pro Gruppe
  • PC mit Filmschnitt-Programm, z.B. Windows Movie Maker
  • storyboard
  • checkliste_buchtrailer

Organisation

Gruppenarbeit (3-4)

Zeit

  • eine ganze Projektwoche oder ab ca. 10 Lektionen über mehrere Wochen verteilt (fächerübergreifend)
  • Buch lesen: 1 Woche, teilweise zu Hause
  • Planung: mind. 2 Lektionen
  • Dreh: 3 Lektionen oder einen halben Tag, ev. als Hausaufgabe
  • Filmschnitt: mind. 2 Doppellektionen
  • Feinschliff: Musik/Geräusche/Abspann: mind. 2 Lektionen

Vorkenntnisse

  • Kamerafunktion am eigenen Handy kennen
  • Dateimanagement: Filmdatei vom Handy auf PC bringen können

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Ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt, bei dem intensiv mit Bibliotheken zusammengearbeitet wurde, kann als Inspiration gelten:

Bibliotheks-Buchtrailer-Projekt

Claudia Bucheli Kurzbio
arbeitet als Leiterin der Mediothek Sternmatt 2 in Baar, Schweiz. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen die Durchführung von Medienprojekten und Workshops mit den Oberstufenklassen sowie die Beratung und Unterstützung der Lehrpersonen in Medienfragen.
Verfasst am 25.10.2016
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