Videotanzperformance
Für ein Step up Projekt ist im Vorfeld wichtig, dass eine Kurzvorstellung des Projekts stattfindet, um die Erwartungen zu klären. Videotanz ist kein abgefilmter Tanz und die Jugendlichen sollten bereit sein, sich auf etwas Neues einzulassen. Es sind keine Vorkenntnisse im Bereich Tanz oder Medien nötig, aber Spaß am Tanzen und daran, Medien zu gestalten!
Die Jugendlichen experimentieren unter dem Motto „Step up and get the key, because it´s me“ vor der Kamera. Sie gestalten Livetänze und produzieren Experimentalclips zum abstrakten Thema Schlüsselkompetenzen. Das Projektteam aus Medien- und Tanzpädagoginnen und -pädagogen unterstützt sie bei der Suche nach ihren Stärken und verdeutlicht, wie und welche Schlüsselkompetenzen für ihre berufliche Zukunft von Nöten sind. Am ersten Projekttag lernen die Jugendlichen Prinzipien des kreativen Tanzes kennen, erfahren sich als Team und kreieren kurze Choreografien, etwa die Silben ihres Namen als Bewegungen. Tempo, Raumwege, Raumebenen und Bewegungsformen werden erlebt und ausprobiert. Der Fokus liegt auf dem Ausdruck der Einzelnen. Teamspiele legen Grundlagen für eine gute Gruppenatmosphäre.
Am zweiten Tag erproben die Jugendlichen die Grundtechniken des Videotanzes. Bei der Methode „In Bildebenen tanzen“ beispielsweise bewegen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor einer festinstallierten Kamera und sehen ihr Abbild an der gegenüberliegenden Wand, somit gestalten die tanzenden Körper aktiv das Kamerabild. Kombinatorik ist dann gefragt (Röll, Franz Josef (2011) in Digital native oder digital naiv? GMK, S. 62). Sich zeitgleich auf die eigenen Bewegungen und damit auf die Veränderung des Gesamtbildes zu konzentrieren, erfordert Sozialkompetenz, eine reflektierte und differenzierte Selbstwahrnehmung. Nach einer Phase für freies Experimentieren wird eine Brainstormingrunde zum Thema Schlüsselkompetenzen eingelegt. Anknüpfend an die gemachten Erfahrungen und Beobachtungen reflektieren die Teilnehmenden, welche Schlüsselkompetenzen bisher gefragt waren. Die Themenwahl ist für die Jugendlichen frei. Die gewählten Begriffe und Stichpunkte gilt es in einer zweiten Experimentierphase vor der Kamera zu verbildlichen. Wie stellt man etwa „Teambildung“ dar?
Der dritte Tag dient der Ausarbeitung und der Aufnahme der Ideen. Zwei bis drei Tanzfilme werden arbeitsteilig produziert. Die Jugendlichen werden je nach Projektzeitrahmen auch in die Postproduktion eingebunden.
Am vierten Tag lernen die Jugendlichen die Topshot-Technik kennen. Die Deckenkamera filmt sich bewegende Körperformationen zum Thema „konform sein – eigenen Weg gehen“.
Am letzten Tag werden alle Elemente zusammengefügt und der Ablauf der Live-Performance eingeübt, hier bestehend aus den Choreografien des Namenstanzes, den Filmen mit den Bildebenen, der Topshotperformance und dem selbstgestalteten filmischen Rahmen (Vor- und Abspann). Die Präsentation am Ende ist sehr wichtig für das Gelingen des Projekts. Der Ernstcharakter und die Wertschätzung des Publikums bewirken einen regelrechten Push-Effekt für die Anstrengungen und Konzentration der Teilnehmenden. Die Verantwortung für die Gemeinschaftsproduktion motiviert und stresst gleichzeitig. Doch gemeinsam und mit dem Spaß der Aufführung lernen die Jugendlichen, damit umzugehen und wertvolle Erfahrungen mitzunehmen in ihr Leben.
Zielgruppe
- Jugendliche
- Inklusiv
Eingesetzte Medien
- Foto
- Video
- Mobile
Ziele
- Reflexion
- Artikulation
Varianten, Erweiterungen, Modulationen
Im Videotanz müssen Tänzerinnen und Tänzer und Medienexpertinnen und -experten eng zusammen arbeiten und die Verständigung bei den Aufnahmen basiert auf nonverbaler Kommunikation. Bei der Methode ‚physical cinema‘ bewegt sich die Kamera mit den Tanzenden mit, um nahe und interessante Einstellungen zu erhalten. Diese Produktionsweise macht teamfähig und fordert gleichzeitig, individuelle Vorstellungen einzubringen. Tanzfilme und intermediale Performance zu produzieren ermöglicht Veranstaltungstechnik kennen zu lernen. Das Einbinden von interaktiver sowie mobiler Animations- oder VJ-Software (Isadora, App stick draw2) eröffnet weitere Experimentierräume, sich in hybriden Räumen zu erleben. Vor einer Projektionsfläche Tanzende können über einen Bewegungsscanner ihr tanzendes Abbild steuern, eine solche Choreografie könnte die scheinbar simultane Kommunikation im Internet abbilden.
Tipps & Tricks
Videotanz ist eine relativ neue intermediale Kunstform (Rosiny, Claudia (1999). Videotanz. Panorama einer intermedialen Kunstform. Chronos Verlag, S.11-26) und TanzMedia die pädagogische Umsetzungsform für Kinder und Jugendliche. TanzMedia kombiniert Aktive Medienarbeit mit kreativem Tanz/Bewegung und eröffnet neue Blickwinkel und Erzählebenen. Die Videotanztechniken (Evert, Kerstin (2003). DanceLab. Zeitgenössischer Tanz und Neue Technologien. Königshausen&Neumann, Würzburg) lassen etwas Neues entstehen: Das kann ein Film als Bühnenhintergrund sein oder das filmische Einfangen gekippter Perspektiven, die die Tänzerinnen und Tänzer scheinbar an der Decke tanzen lassen.
Ästhetische Medienbildung zeigt Jugendlichen andere Wege zum Kompetenzerwerb auf und gibt motivierende Anreize. Gerade junge Menschen mit mangelnder Förderung profitieren vom Konzept eines anderen ‚Bewerbungstrainings‘. Tanz und Medien dienen als nonverbale Ausdrucksform, um sich zu verstehen und miteinander in Interaktion zu treten. Die Jugendlichen haben die Chance ihr Körperkonzept neu zu erleben, sich im ästhetischen Dialog auseinanderzusetzen und Selbstwirksamkeit zu erfahren.
Schwierigkeiten
Videotanz ist eine Medienkunstform, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer meist nicht kennen. Es erfordert viel Mut und Kreativität, sich selbst und seine Emotionen zu zeigen und sofort der Kritik der Anderen auszusetzen. Die Faszination der Selbstdarstellung lockt die jungen Menschen, sich dieser Herausforderung zu stellen. Die Lust, mit den Medien zu spielen, eigene Ideen umsetzen zu können und der Spaß am Tanzen verbindet die Teilnehmenden zu einem Team, das über sich selbst hinauswächst. Step up als vollständige Projektform wird gemeinsam mit dem Kooperationspartner durchgeführt. Der Partner übernimmt die organisatorischen Aufgaben, lernt Videotanz kennen. Die inhaltliche und methodische Gestaltung übernimmt das TanzMedia Team. Einzelne Methoden und Arbeitsformen können danach weiter Anwendung finden. Die Aufarbeitung in niederschwellige Angebotsformen und kleinschrittige Methoden ist in Planung.
Feedback
„Für mich als Lehrerin war es beeindruckend zu sehen, wie schnell die Schüler – die recht skeptisch gegenüber dem Projekt waren – von den beiden Projektleiterinnen für die Sache begeistert werden konnten. Alle arbeiteten sehr motiviert mit und brachten viele gute Ideen ein. Ich konnte die Schüler einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen und auch die Schüler fanden einen ganz neuen Zugang zueinander. Es wurde viel gemeinsam geleistet und oft zusammen gelacht. Alles in allem war das Projekt eine gelungene Sache, die allen Beteiligten viel Spaß gemacht hat und die Klassengemeinschaft enorm gefördert hat.“ (Nicole Allmann, Klassenlehrerin 10. Klasse, Hauptschule Schillerschule/Kaiserslautern, TanzMedia Projekt Step up 2011) Die Lehrerin fasst perfekt zusammen, was auch die Teilnehmenden rückmelden. Der Tanz ist die Eintrittskarte für ein mediales Bewerbungstraining. Dabei gelingt es, die Faszination für die Medien und die Lust an der Selbstdarstellung in kreative Bahnen zu lenken. Somit bleibt kein Wunsch offen, auch wenn die Lernprozesse im Projekt nicht ohne Reibung und Konflikte sind.
Checkliste
Zeit und Raum
- mehrtägiger Workshop möglichst an aufeinander folgenden Tagen
- großer Bewegungsraum mit entsprechendem Boden, den man teilweise verdunkeln kann, außerdem Pausenoder Aufenthaltsraum
Gruppengröße
- Maximal 16 Teilnehmende
Vorkenntnisse
- TanzMedia wird immer im Co-Teaching aus Medien- und Tanzpädagogen durchgeführt. Eine Ausbildung in diesen Bereichen ist Voraussetzung für die Durchführung der Projektform Step up. Einzelne Methoden können nach Durchlauf des Projekts wiederholt und eigenständig weiter entwickelt werden. Teamteaching ist dennoch ein unabdingbares Element.
Hard- und Software
- Projektionsleinwand
- digitale Camcorder
- Aufhängung für Deckenkamera
- Musikanlage/ Laptopboxen
- Laptops für den Videoschnitt
- Licht- und Tontechnik für die Bühnenaufführung
- Lichttechnik für Filmaufnahmen
- Requisiten zum Thema Schlüsselkompetenzen (Bauhelme, Schlüssel, Berufskleider)
- Flipchartpapier, Eddings
- DV-Kassetten, Speicherkarten, DVDRohlinge für die Medienproduktion
- Mikrofone
- Digitale Fotoapparate
- Tanz- bzw. Sportkleidung
- Getränke und Verpflegung für körperliche Erfrischung nach Tanzeinheiten
Links & Material
Auf der Homepage www.medienundbildung.com/tanzmedia/materialien befindet sich zahlreiches Arbeitsmaterial sowie weitere Informationen zu TanzMedia. Filmbeispiele findet man auf www.medien-bilden.de und in YouTube mit dem Stichwort ‚TanzMedia‘.
About
Katja Batzler
medien+bildung.com gGmbH
batzler@medienundbildung.com
www.medienundbildung.com
medien+bildung.com
ist spezialisiert auf Praxisprojekte für Radio, Fernsehen und Multimedia. Unsere Angebote richten sich an Menschen jeden Alters: Kinder, Schülerinnen und Schüler, Jugendliche, Studierende und Erwachsene. Unsere Partner sind Bildungs-, Jugend- und Kultureinrichtungen in Rheinland-Pfalz.
Katja Batzler (Projektleitung)
Dipl. Sozialpädagogin mit Lehramtstudium für Realschulen, Fach Sport. Filmdokumentation Musikszene Rhein-Neckar: Jungle68. Bei medien+bildung.com als Medienpädagogin in den Lernwerkstätten Schule und Erwachsenenbildung tätig. Autorin der Projektreihe Tanz-Media.
Nadja Winterstein (Tanzleitung)
Dipl. Sozial- u. Tanzpädagogin, Tänzerin. Verschiedene Tanzprojekte an Schulen, momentan tätig als Schulsozialarbeiterin und freiberufliche Tanzpädagogin (Ausbildung Tanzimpulse Köln), Mitautorin TanzMedia Multi, Tanzreferentin im Pilotprojekt.