Fotoprojekte mit Kindern

"Fotoprojekte mit Kindern in der Medienpädagogik" 1. Vorbereitung
Ein Fotoprojekt lässt sich einfach und unkompliziert durchführen. Bereits ab drei Jahren können Kinder mit ein wenig Hilfe mit dem Fotoapparat umgehen. In der Grundschule haben viele Kinder schon mit einer eigenen Kamera oder mit der Kamera der Eltern Erfahrungen gesammelt. Zur Vorbereitung eines Projekts empfiehlt es sich, einige Bilder vorzubereiten um diese später gemeinsam mit der Gruppe zu besprechen. Sinnvoll sind hierfür:

  • Bilder im Hoch- und Querformat
  • Fotos aus Vogel-, Frosch- und Normalperspektive
  • eine scharfe, eine unscharfe Aufnahme
  • eine Detailaufnahme, ein Portrait und eine Aufnahme aus der Ferne

Diese Sammlung von Beispielbildern kann beliebig ergänzt werden, etwa durch Bilder zur Linienführung, zur Farbgestaltung oder zum goldenen Schnitt. Für ein erstes Projekt sollten die Kinder allerdings nicht zu viele Informationen auf einmal bekommen, damit sie nicht zu ‚verkopft‘ zur Sache schreiten und die Lust am Fotografieren im Vordergrund steht. Anhand von Bildern, die zu den oben beschriebenen Beispielen aufgenommen wurden, kann man später mit den Kindern verschiedene Formate, Perspektiven und Bildausschnitte und die damit verbundene Wirkung des jeweiligen Bildes besprechen.

2. Einführung in die Fotografie
Zu Beginn des Projekts sollten die Kinder erst einmal ihre eigenen Erfahrungen einbringen können. Wer hat schon einmal fotografiert? Welche Fotos hängen im Kinderzimmer? Welches ist ihr liebstes Foto? Wie funktioniert der Fotoapparat? Wie heißen die verschiedenen Bestandteile des Fotoapparats? Worauf muss man achten? Dazu können die Kinder sicher schon vieles erzählen. Ergänzt werden die Antworten durch Informationen der begleitenden Pädagoginnen und Pädagogen. Der eigene Körper eignet sich hierbei gut, um Analogien zu schaffen und die verschiedenen technischen Aspekte verständlich zu machen:

  • Speicherkarte = Gehirn
  • Batterien = Nahrungsaufnahme zur Energiegewinnung
  • Objektiv und Linse = Auge
  • Ein-/Ausschalter drücken = morgens Aufwachen/abends Einschlafen

Außerdem wichtig sind:

  • Auslöser, um ein Foto zu machen = Augen auf und gleich wieder zu machen
  • Blitz für dunkle Situationen = Licht anmachen
  • Zoom, um Entferntes nahe heran zu holen = Lupe benutzen
  • LCD-Bildschirm, um sein Motiv zu finden und um sich die Bilder hinterher anzusehen

All diese Informationen sollten immer mal wieder durch ein Fotospiel aufgelockert werden, das diese sinnlich erfahrbar macht und festigt.

3. Fotografieren
Nun geht‘s ans Üben: Die Kinder sollen Bilder in verschiedenen Formaten und Perspektiven fotografieren, um die Informationen aus der Besprechung der vorbereiteten Fotos zu verfestigen. Nach dieser Übung sollen die Kinder sich ein Thema überlegen, zu dem sie fotografieren. Das kann ein ganz alltägliches Thema sein (Spiel, Ernährung, Bewegung) oder ein besonderes, abstraktes (Träume, Liebe, Freundschaft).
Wichtige Fragen beim Fotografieren, die immer präsent sein sollten:

  • Was ist das Wichtigste auf meinem Bild?
  • Sieht man das Wichtigste auch gut?
  • Wie wirkt das Bild?
  • Was ist das Besondere an dem Bild?
  • Wie gestalten die Farben und Linien das Bild?
  • Welche Geschichte erzählt das Bild?

Nach der Ideenfindung sollten die Kinder genügend Zeit haben, sich fotografisch auszutoben sowie geeignete Blickwinkel und Bildausschnitte zu finden. Dabei ist es hilfreich, die Anzahl der Fotos, die jedes Kind am Ende abliefern darf, auf maximal fünf zu beschränken. Dann können die Bilder zusammen am PC oder über einen Beamer an der Wand angesehen werden. Dabei ist es wichtig, dass die begleitenden pädagogischen Fachkräfte den roten Faden durch die Bildanalyse führen. Dafür eignen sich neben den bereits genannten Fragen beispielsweise folgende Fragen:

  • Würdest du diesem Bild einen Preis geben?
  • Warum? Warum nicht?
  • Meinst du, dass es viele ähnliche Bilder zu diesem Thema gibt, oder ist es ganz besonders?

Schritt 4: Präsentation
Der letzte Schritt ist die Bildpräsentation, zu der sowohl das Finden eines passenden Titels gehört, als auch ein Rahmen, ein Passepartout, ein Plakat oder Ähnliches, mit dem die Bilder arrangiert werden. Besonders motiviert sind die Kinder, wenn das Fotoprojekt in einer Ausstellung mündet, auf der die entstandenen Werke in einem angemessenen Rahmen anderen Schülerinnen und Schülern, Freundinnen und Freunden, Lehrkräften und Eltern präsentiert werden können.


Zielgruppe

  • Kinder
  • Inklusiv

Eingesetzte Medien

  • Foto

Ziele

  • Exploration
  • Medienanalyse und -kritik

Varianten, Erweiterungen, Modulationen

Als Variante ist die Produktion einer Bildergeschichte oder eines Comics möglich. In diesem Falle geht es nach der Einführung in die Fotografie darum, gemeinsam eine Geschichte zu entwickeln, die es dann in Bildern und kleinen Texten umzusetzen gilt. Alternativ können die Kinder auch dazu angeregt werden, kleine Geschichten zu ihren Fotos zu erfinden und diese dann mit einem digitalen Aufnahmegerät samt Mikrofon aufzunehmen.

Tipps & Tricks

Fotoprojekte eröffnen Kindern nicht nur die Möglichkeit, sich mit technischen und ästhetischen Grundlagen der Fotografie auseinander zu setzen, sondern auch, ihre Sicht auf die Welt und die Dinge ganz individuell auszudrücken und zu präsentieren. Diese Voraussetzungen machen jedes Fotoprojekt mit Kindern einzigartig. Darüber hinaus können Kinder fast jedes Unterrichtsthema auch fotografisch bearbeiten, wodurch sich die Verzahnung mit dem Lehrplan anbietet. Es kann sehr spannend sein, eigentlich ‚trockene‘ Themen durch ein Fotoprojekt aufzulockern und den Kindern neue Blickwinkel darauf zu ermöglichen.

Schwierigkeiten

Organisatorisch schwierig ist es, das Projekt mit einer kompletten Grundschulklasse durchzuführen. Zum einen kann man nicht so gut auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen, was bei Medienprojekten sehr wichtig ist, zum anderen dauert das Anschauen und Auswerten der Fotos der Kinder zu lange, da es zu viele sind. Es bietet sich hier an, die Klasse in zwei Gruppen zu teilen, die entweder parallel arbeiten, oder denen noch ein zweites Projekt alternativ angeboten wird. Sofern die Kameras im Projekt eine Schlaufe für das Handgelenk besitzen ist es hilfreich, den Kindern diese zu zeigen und mit dem Spruch ‚Hand durch‘s Band!‘ zu verknüpfen. Vor lauter Aufregung ist es nämlich durchaus schon vorkommen, dass eine der Kamera aus den Händen geglitten ist, was nur unnötigen Ärger und Aufwand verursacht.

Feedback

Sowohl die teilnehmenden Kinder als auch die begleitenden Pädagoginnen und Pädagogen aus den Einrichtungen, in denen Fotoprojekte durchgeführt wurden, waren fast ausschließlich begeistert. Fotoprojekte mit Kindern sind relativ unaufwändig und kompakt, und trotzdem hat man am Ende sehr sehenswerte Ergebnisse, die ihren Rahmen in einer angemessenen Präsentation finden können. Auch, wenn es viele Vorteile hat, medienpädagogisches Fachpersonal hinzuzuziehen, kann ein Fotoprojekt auch ohne große technische Vorkenntnisse durchgeführt werden. Den Kindern ist es immer besonders wichtig, dass es wirklich um ihre Fotos, ihre Blickwinkel und ihre Interessen geht, ohne dass auch die Fotos von Erwachsenen eine Rolle dabei spielen (müssen).

"Fotoprojekte mit Kindern in der Medienpädagogik"


Checkliste

  • Ein Raum, in dem genügend Platz für Fotospiele ist
  • Mindestens zwei Termine à zwei bis drei Stunden oder ein Projekttag, wobei das Projekt auch zeitlich ausgedehnt werden kann
  • Alle Gruppengrößen sind möglich, aber: Je kleiner die Gruppe, desto intensiver und effektiver das Arbeiten; ab einer Gruppengröße von mehr als zehn Kindern sollten mindestens drei Pädagoginnen und Pädagogen dabei sein
  • Vorkenntnisse bei den Kindern sind nicht nötig, viele Kinder bringen aber ‚Fotoerfahrung‘ mit, die aufgegriffen, einbezogen und reflektiert werden sollte
  • Fotokameras (eine Kamera für ca. drei bis fünf Kinder), Laptop, USB-Kabel zum Übertragen der Fotos, Beamer
  • Fotos zur Anschauung (siehe Ablauf)
  • Im Folgenden wird von digitalen Kameras ausgegangen, es kann aber auch reizvoll sein, mit analogen Modellen oder selbstgebastelten Lochkameras zu arbeiten. Die Entstehung der Fotos wird so auf noch sinnlichere Art erfahrbar gemacht, besonders, wenn die Bilder dann auch noch selbst in der Dunkelkammer entwickelt werden.

Links & Material

www.kinderfotopreis.de
Der Kinderfotopreis ist ein Netzwerk medienpädagogischer Einrichtungen in Deutschland und Österreich. Jede Einrichtung organisiert einen eigenen Fotowettbewerb für Kinder – gemeinsam sind jedoch die Zielgruppe (Kinder von vier bis zwölf Jahren) und das Thema. Auf der Internetseite kann man sich über die einzelnen Wettbewerbe informieren, die eingereichten Fotos der letzen Jahre betrachten und Informationen zu laufenden Ausschreibungen bekommen.

www.knipsclub.de
Die erste Fotocommunity für Kinder von acht bis zwölf Jahren – kostenlos, sicher und werbefrei. Organisiert vom JFF – Institut für Medienpädagogik und gefördert von der Initiative der Bundesregierung Ein Netz für Kinder, stellt der Knipsclub eine sichere Alternative zu kommerziellen Communitys dar. Hier können Kinder in einem sicheren Rahmen Erfahrungen mit schwierigen Themen wie Urherber- und Persönlichkeitsrecht oder Datenschutz sammeln und dabei jede Menge über Fotografie lernen. Auch der Austausch mit anderen fotobegeisterten Kindern macht den Knipsclub zu einer Plattform, auf der Kinder viel entdecken, ausprobieren und lernen können.


About

Kati Struckmeyer
JFF – Institut für Medienpädagogik
Kati.Struckmeyer@jff.de
www.jff.de

Das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis wurde 1949 gegründet und befasst sich seither in Forschung und pädagogischer Praxis mit dem Medienumgang der heranwachsenden Generation. Ein Spezifikum des JFF ist die Verknüpfung von Forschung und Praxis: Die Ergebnisse der Forschung sind Grundlage für pädagogische Modelle in der Erziehungs-, Bildungs- und Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Aus der pädagogischen Praxis wiederum erhält der wissenschaftliche Bereich wichtige Impulse.

Kati Struckmeyer
(Jahrgang 1980) Dipl.-Kulturpädagogin. Studium der Diplom-Kultur- und Medienpädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik an der Fachhochschule Merseburg, Diplom 2003. Danach Tätigkeit als freiberufliche Medienpädagogin und Volontariat im kopaed-Verlag, München. Seit 2007 medienpädagogische Referentin am JFF – Institut für Medienpädagogik. Schwerpunkte: Medienprojekte mit Kindern, Sprachkompetenzförderung durch Aktive Medienarbeit

Verfasst am 15.12.2012
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