Handyfilme

"Handyfilme in der Medienpädagogik"MobileMovie liefert den Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge neun bis 13 einen Anreiz, sich kritisch und kreativ mit dem Thema „Urbane Mobilität“ auseinanderzusetzen. Es geht insbesondere darum, wie Mobilität und die damit verbundenen öffentlichen Räume von jungen Menschen wahrgenommen, erlebt und mit filmischen Mitteln dargestellt werden.

Die Ergebnisse werden in einem Kino und auf öffentlichen Projektionsflächen präsentiert. MobileMovie trägt zur Medienkompetenzförderung und Wahrnehmungsschulung von Jugendlichen bei. Dabei wird das technische Potenzial des Alltagsmediums Handy filmkreativ eingesetzt. Ohne große finanzielle Investitionen kann die Ausrüstung der Schülerinnen und Schüler (Handy, kostenloses Filmschnittprogramm auf dem heimischen PC oder Softwareprogramme in den Schulen) genutzt werden.

Das Prinzip von Mobile Movie basiert darauf, auf dem Wissen und den Erfahrungen von Kunstlehrerinnen und -lehrern aufzubauen. Die medienpraktische Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern findet im Unterricht, betreut und eingebettet von den Fachlehrerinnen und -lehrern statt. Medienpädagoginnen und Medienpädagogen begleiten diese und helfen bei der Umsetzung. Die Besonderheit des Projekts ist es, dass die Expertisen zusammengeführt werden und ein wichtiger Beitrag zur Integration von praktischer Medienarbeit in die Schule geleistet wird. Die Inhalte der gesamten Lehrerinnenund Lehrerfortbildung sind:

  • sich hinsichtlich der künstlerischen Anwendung der Handyfilmtechnik fortzubilden
  • diese kreativ in den Kunstunterricht zu integrieren und an die Schüler weiterzugeben
  • einen Beitrag zur Film- und Medienbildung in der Schule zu leisten
  • die Verbindung von Medienpädagogik und kreativer Medienarbeit kennen zu lernen.

Die Praxis
Der erste Teil des Projekts ist ein praxisorientierter Tagesworkshop für die Lehrerinnen und Lehrer in dem die historischen, methodischen, didaktischen, technischen und inhaltlichen Grundlagen vermittelt und erprobt werden. Dabei durchlaufen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die gleichen Schritte wie später die Schülerinnen und Schüler (im Schnelldurchlauf). Danach gehen die Lehrerinnen und Lehrer zusammen mit den begleitenden Medienpädagoginnen und Medienpädagogen in ihre Kurse/Klassen in der Schule. Die medienpädagogische Begleitung ermöglicht es den Lehrerinnen und Lehrern sich mit der Methode von MobileMovie zu befassen und sich zugleich Unterstützung bei der praktischen Umsetzung zu holen.

Zu Beginn des in den Unterricht integrierten Produktionsprozesses wird den Schülerinnen und Schülern in Gruppen zu dritt oder viert Zeit gegeben mit den Aufnahmemöglichkeiten zu experimentieren und insbesondere ungewöhnliche Perspektiven auszuprobieren. Hierzu suchen sie ungewöhnliche Möglichkeiten das Handy während der Aufnahme zu befestigen. Besenstile, Flaschen, Füße, Hüte sind dabei nur ein Ausschnitt der Möglichkeiten. Gemeinsam werden die ersten Aufnahmen analysiert und die Besonderheiten von Rhythmus, Farben, Bildkomposition und Perspektiven besprochen und die spezifische Ästhetik des Handyfilms herausgearbeitet.

Parallel werden die Schülerinnen und Schüler gebeten sich mit dem Thema „Chancen und Risiken der mobilen Kommunikation“ zu befassen und dieses Thema im Rahmen des Projekts im Unterricht einzubringen. Dies kann in Form von Kurzinputs erfolgen. Themen können die problematischen Nutzungsweisen des Handys (Happy Slapping), die gesellschaftliche Veränderung der ständigen Erreichbarkeit, die Veränderung von Kommunikationsformen, technische Besonderheiten (Übertragungsstandards) und vieles mehr sein.

Anhand der ersten Aufnahmen und der daraus resultierenden Ergebnisse entwickeln die Schülerinnen und Schüler eigene Konzepte für einen Film der den Vorgaben des Projekts (Mobilität in der Stadt, nicht länger als 60 Sekunden, Verwendung freier Musik oder O-Töne) folgt. Die Aufnahmen anzufertigen und als bearbeitbare Videoclips auf einem Stick mitzubringen wird als Hausaufgabe gegeben, die wöchentlichen Doppelstunden sollten genutzt werden, um Zwischenschritte zu besprechen, sich über den Stand der Dinge auszutauschen und sich gegenseitig Tipps zu geben.

Die Ansätze, die die Schülerinnen und Schüler zur Umsetzung wählen sind sehr unterschiedlich. Entweder sie experimentieren weiter und finden etwa Befestigungsmöglichkeiten an Fortbewegungsmitteln in der Stadt, oder sie konzeptionieren, ausgehend von den ersten Übungen und deren ästhetischen Ergebnissen ein Storyboard, welches sie dann in der Produktion umsetzen. Die
begleitenden Medienpädagoginnen und -pädagogen stehen den Lehrkräften während dieser Phase tatkräftig und beratend zur Seite. Sinnvoll ist es nämlich in dieser Phase immer wieder Zwischenergebnisse zu sichten und zu diskutieren. Innerhalb eines Schulhalbjahres produzieren die Schülerinnen und Schüler mit ihren eigenen Geräten. Das hat den Vorteil, dass die Probleme des Überspielens von ihnen selbst gelöst werden. Sie können die fertigen Aufnahmen zu Hause auf einen Datenträger überspielen und fertig in den Unterricht mitbringen.

In der gesamten Produktionszeit ist es wichtig, dass es klare terminliche Absprachen gibt. Der Schnitt findet idealerweise im Unterricht statt. Hierbei können vor allem die unterschiedlichen Formate der Videos, die bei Aufnahmen mit dem Handy entstehen zu Problemen führen. Der beste Weg ist, dass die Schülerinnen und Schüler bereits umformatierte, für das Schnittprogramm lesbare Dateien mitbringen. Beim Schnitt können die Gruppen noch einmal unterteilt werden, so kann eine Vierergruppe in zwei Zweierteams mit dem gleichen Material unterschiedliche Versionen schneiden.

Der Schnitt braucht vor allem eine inhaltliche Betreuung und ausreichend Zeit, Clips zu bearbeiten. Wichtig ist es dass die Schülerinnen und Schüler eigene Datenträger zur Speicherung des Materials haben. Während der Produktionsphase, die sich zeitlich an den Plänen der jeweiligen Lehrkräfte orientiert, findet im Spätherbst ein zweiter Workshop statt. Hier werden die ersten Ergebnisse vorgestellt und diskutiert. Zudem findet ein Austausch über die Integration des Themas in den Unterricht statt und die beteiligten Lehrkräfte können sich untereinander austauschen und Tipps geben. Zugleich können an diesem Workshop weitere Lehrerinnen und Lehrer teilnehmen und so einen Einblick in die Praxis der Handyfilmproduktion in anderen Schulen und Altersstufen bekommen.

Präsentation
Für das Ende des ersten Schulhalbjahres sollte eine Vorpremiere geplant werden. Bei dieser werden alle entstanden Filme gezeigt und diskutiert. Am besten findet dies in einem Kino oder anderen außerschulischen Kontext statt. Nach der Vorpremiere kann die Planung der Premiere beginnen. Diese sollte im öffentlichen Raum stattfinden. Das kann das Fahrgastfernsehen in der Stadt sein. Das können Projektionen im öffentlichen Raum, Museen, Bahnhöfen sein.


Zielgruppe

  • Jugendliche
  • Fachkäfte

Eingesetzte Medien

  • Video
  • Mobile

Ziele

  • Reflexion
  • Exploration
  • Artikulation
  • Medienanalyse und -kritik

"Handyfilme in der Medienpädagogik"

Varianten, Erweiterungen, Modulationen

Das MobileMovie-Prinzip, also einen Alltagsgegenstand als kreatives Produktionsmittel zu nutzen, ist in vielen Kontexten denkbar. Über das oben beschriebene Modell hinaus können Handyfilm-Projekte als Ferienworkshops, zu bestimmten Themen oder Orten realisiert werden. Dazu kommt die Möglichkeit auch andere handyspezifische Anwendungen in ein solches Projekt, besonders auch in den Unterricht, zu integrieren.

Tipps & Tricks

Die positiven Erfahrungen auf Seiten der Lehrkräfte sind die, dass sie für ihren Unterricht eine Möglichkeit erkennen, ein Alltagsmedium der Schülerinnen und Schüler zu integrieren und für den Fachunterricht zu nutzen. Sie können, fachlich begleitet, eine Form der praktischen Filmarbeit ausprobieren, die, mit ihren Fachkenntnissen kombiniert, einfach umzusetzen ist. Die positive Erfahrung auf Seiten der Schülerinnen und Schüler ist vor allem, dass sie bei der Filmproduktion durch den experimentellen Ansatz am Beginn des Projekts lernen mit bewegten Bildern neu und nicht den üblichen Strukturen folgenden umzugehen. Selten entstehen in den Klassen neun bis 13 Experimentalfilme. Hier ist es möglich. Das integrierte Fortbildungsmodell ist an den Rahmenplänen und der Unterrichtspraxis orientiert.

Schwierigkeiten

Das Prinzip von MobileMovie kann nur funktionieren, wenn es von den teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrern als Fortbildung erkannt wird. Sie müssen sich auf das Projekt einlassen. Sonst kann es passieren, dass bei den Schülerinnen und Schülern das Interesse abflaut. Die Integration in den Kunstunterricht ist ideal, da hiermit für die Schülerinnen und Schülern die Zielrichtung von MobileMovie deutlich wird.

Feedback

Wünsche bezogen sich oft auf die Präsentation bei der Vorpremiere. Manchmal wird den beteiligten Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern erst in dem Moment der Präsentation das Ausmaß des Projekts klar. Aus diesem Grund sollte es nach Möglichkeit schon zu einem früheren Zeitpunkt ein Treffen aller Beteiligten geben. In der Entwicklung ist zu wünschen, dass MobileMovie und das dahinter steckende Fortbildungskonzept, als Modell für die reflexiv-praktische Filmbildung in der Schule anerkannt wird. Das erprobte und funktionierende Konzept eignet sich um hiermit mehr Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit einer niedrigschwelligen Auseinandersetzung mit dem Film nahe zu bringen.

"Handyfilme in der Medienpädagogik"


Checkliste

Für die Fortbildungen

  • Drei Tage
  • Raum für 15 Personen inkl. Beamer
  • Bastel- und Baumaterial (Klebeband, Holzlatten, Draht, Tüten, Zollstock)
  • Kunsterzieherinnen und -erzieher, die sich in einem Halbjahr fortbilden lassen wollen und einen Kunstkurs in den Klassen neun bis 13 haben, in dem sie das Projekt unterbringen.
  • Gruppengröße: Circa 15 Personen

Für die Arbeit in der Schule

  • Handys und Smartphones der Schülerinnen und Schüler
  • Bastel- und Baumaterial (Klebeband, Holzlatten, Draht, Plastiktüten, Zollstöcke, ggf. USB-Sticks)
  • PCs oder MACs mit einfacher Schnittsoftware, ggf. die Computer der Schülerinnen und Schüler
  • Bis zu 30 Schülerinnen und Schüler

Für die Gesamtpräsentation

  • Kino oder ähnlichen Raum für eine Vorpremiere
  • Partner, die die öffentliche Premiere ausgewählter MobileMovie-Filme im öffentlichen Raum realisieren Vorwissen der Medienpädagoginnen und Medienpädagogen
  • Grundzüge der Produktion von Handyfilmen unter der künstlerischen Prämisse des Projekts MobileMovie
  • Auseinandersetzung mit Themen rund um die mobile Kommunikation
  • Bedienung von Schnittprogrammen
  • Offenheit für den fachspezifischen Unterricht

Links & Material

www.mobilemovie-hamburg.de Auf dieser Webseite werden alle Grundlagen des Projekts und die Ergebnisse und Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen Projektdurchgänge in Hamburg dargestellt.


About

Andreas Hedrich, Klaus Küchmeister
jaf – Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg e.V., Landesinstitut für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung Hamburg
info@mobilemovie-hamburg.de
www.mobilemovie-hamburg.de

jaf: Der Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg e.V. ist einer der wichtigen Träger der Aktiven Medienarbeit in Hamburg. Der medienpädagogische Ansatz umfasst sowohl die Arbeit mit audiovisuellen Medien, als auch die Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten des Computers.

LI-Hamburg: Das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) ist das Dienstleistungszentrum der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB), das Lehrerinnen und Lehrer ausbildet und berufsbegleitend qualifiziert und die Hamburger Schulen bei der Weiterentwicklung der Unterrichts- und Schulqualität unterstützt.

Andreas Hedrich: Medienpädagoge und Soziologe, Vorstand des Mediennetz Hamburg e.V., Initiator der Initiative Creative Gaming, Mitglied des jaf – Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg e.V., Sprecher der GMK-Landesgruppe Hamburg, Gesellschafter von Frische Medien und Lehrbeauftragter an der
Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Medienzentrum der Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft an der Uni Hamburg.

Klaus Küchmeister
Tätigkeit im Referat Medienpädagogik am LI und Kunstlehrer am Gymnasium Meiendorf. Klaus Küchmeister ist Fachlehrer für Bildende Kunst und digitale Medien mit den Schwerpunkten Film, Filmschnitt und digitale Bildbearbeitung am Gymnasium Meiendorf. Er arbeitet auch im Medienreferat am Landesinstitut in Hamburg (LI), gibt Lehraufträge an der Universität Flensburg und ist Medienreferent im BDK-Vorstand.

Verfasst am 27.11.2012
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