Was soll dieser ganze Internetquatsch?

Der Blick zur Uhr an der Wand, ein regelmäßiges Ticken und stetiges Abwarten, dass der Zeiger doch endlich wieder ein Stück vorspringt. Wer hat nicht schon einmal im Seminar oder Unterricht die Sekunden gezählt, weil man es gar nicht erwarten konnte, endlich nach Hause zu können. Man gibt sich als Lehrender größte Mühe, aber keiner schenkt dem Thema noch Aufmerksamkeit. Manche schalten einfach mittendrin ab. Und wer kennt es denn nicht aus Workshops: das sogenannte Mittagstief. 

Genau in solchen Situationen wird es Zeit, als Lehrperson oder Seminarleiter*in einzugreifen und für eine kleine Abwechslung zu sorgen, um Motivation und Konzentration der Lernenden wiederherzustellen. Die Website Internetquatsch von Nele Hirsch präsentiert praktische, medienpädagogische Möglichkeiten für Lehrende, in der Online- oder Präsenzlehre mal etwas Neues im Unterricht oder Workshop auszuprobieren. Einfach mal ein bisschen Quatsch machen und für eine kurze Abwechslung im eigenen Seminar sorgen.

Screenshot https://internetquatsch.de/?s=Glitzer

Die Seite ordnet Websites, Tools und Ideen nach unterschiedlichen Kategorien: von lustig, über experimentell bis nerdig lässt sich hier so einiger Internetquatsch entdecken. Als kleine Stütze verrät uns die Seite einige Ideen zur praktischen, pädagogischen Verwendung, die sich sowohl in der Schule als auch außerschulisch umsetzen lassen. Was eignet sich für einen kreativen Einstieg, was kann ich zwischendurch umsetzen und womit kann ich das Ende meines Seminars für die Teilnehmer*innen ein wenig auflockern? Dazu lassen sich einige Impulse und Vorschläge finden. Unter den präsentierten Schlagwörtern kann man außerdem speziell nach Ideen für den eigenen Fachbereich schauen. Für die Seite wird kein urheberrechtlicher Schutz beansprucht. Die Freigabe erfolgt unter CC0/Public Domain. Hier geht es direkt zum Quatsch im Internet: internetquatsch.de

Ein paar erste Eindrücke:

Für den Einstieg

Screenshot https://driveandlisten.herokuapp.com/

Als Einstieg präsentiert Internetquatsch u. a. den Vorschlag des virtuelle Autofahrens. Über die Website DriveandListen kann man hier virtuell neue Städte erkunden. Als extra Funktion ist für ein richtiges Reisegefühl sogar lokales Radio zu hören. So könnte man innerhalb weniger Minuten rund um die Welt touren, von Amsterdam und Buenos Aires bis Melbourne. DriveandListen kann z.B. als eine auflockernde Einführung für geografische Themen genutzt werden. Genauso gut kann es auch im Fremdsprachenunterricht verwendet werden, um Vokabular für Wegbeschreibungen zu festigen. Den Lernenden ermöglicht diese Website neue Länder individuell und virtuell zu erkunden und anderen die Erkundungstour als Erfahrungsbericht zu schildern: Wie fährt es sich denn auf den Straßen New Yorks oder Moskaus? 

Tipp: Man sollte den Lernenden konkret vorgeben, worauf genau sie achten sollten. Sonst kann die Website schnell dazu verleiten, auf vielleicht Unrelevantes zu achten. 

Mal Zwischendurch

Screenshot https://joshdata.me/iceberger.html

Besonders bei längeren Seminaren wird die Aufmerksamkeitsspanne zunehmend geringer und das Arbeitsgedächtnis steckt voller Informationen. Das Gehirn braucht eine kurze Verschnaufspause. Internetquatsch präsentiert Ideen, die komplett vom Thema wegführen oder als spielerische Erweiterung genutzt werden können. So ermöglicht die Website Iceberger vertiefend auf die physikalischen Stoffeinheiten zum Thema Wasser, Dichte, Formen einzugehen und Fehlkonzepte aufzudecken. Die Funktion zeigt, wie Eisberge im Wasser schwimmen und welche Formen dabei ausschlaggebend sind. Man kann hier seinen eigenen Eisberg zeichnen und die Website zeigt, in welcher Position dieser letztendlich im Wasser schwimmen würde.

Das Glücksrad hingegen kann sowohl als Anschluss an die Lehreinheit oder aber als reine Abwechslung fungieren. Die Website stellt fünf verschiedene Räder mit jeweils acht Unterkategorien zur Verfügung. Klickt man das Rad an, dreht es sich und bleibt irgendwann zufällig stehen. Die Glücksräder können als gute Hilfestellung für Feedback-Runden genutzt werden, denn die Website bietet Zufallsräder zur Meckerrunde, Honigdusche und Retrospektive. Oder man legt mitten im Workshop oder im Unterricht eine kurze sportliche Pause ein und lässt das Glücksrad entscheiden, welche Übung alle durchführen sollen.  

Screenshot https://rad.internetquatsch.de/bewegung.html

Tipp: Das Glücksrad sollte als spielerischer Zusatz für Feedbacks genutzt werden und nicht als reine Orientierung oder Leitfaden. 

Als quatschiger Abschluss

Da bleibt noch die Frage, welchen Quatsch man zum Abschluss eines Workshops oder einer Unterrichtsstunde einbauen kann. Internetquatsch verweist auf das Erstellen einer Labyrinth-Nachricht. Diese regt zum Knobeln an, da der Weg im Labyrinth eine versteckte Nachricht enthält. Man findet sie nur heraus, wenn man den Richtungspfeilen vom Start bis zum Ziel folgt. Um ein solches Labyrinth zu erstellen, lässt sich die Website MazeGenerator verwenden. Dort kann man kurze Wörter eingeben, um eine kleine Mitteilung zu verstecken. Möchte man den Teilnehmenden eine Freude machen, kann man beispielsweise eine Labyrinth-Nachricht für das Seminarende entwerfen, die impliziert, dass das Seminar nun vorbei ist. 

Tipp: Man muss aber beachten, dass die Wörter nicht zu lang sein dürfen. Längere Wörter wie “Hausaufgaben” kann man aber aufsplitten. Dann sollte man eingeben: “Heute keine Haus auf gaben”. Dies ist für den MazeGenerator wiederum umsetzbar.

Screenshot http://mazebrite.com/index.php

Auf der Website von Internetquatsch lassen sich noch viele weitere Beispiele finden. Ob Quatsch oder nicht, die dort präsentierten Ideen geben Auflockerung in Seminaren oder im Unterricht. Zwischendurch wirken sie am besten, wenn die Lehrenden die Ideen spontan umsetzen, sobald die Konzentration der Lernenden mit der Zeit schwindet. 

Als Studentin habe ich so manche langatmige Seminare mitgemacht. Statt aktiv zuzuhören, schwindet mein Blick (besonders bei Online-Seminaren) schnell auf mein Smartphone. Instagram und Snapchat sind da oft interessanter als komplizierte Kommunikationstheorien. Internetquatsch zeigt meiner Meinung nach verrückte und lustige Möglichkeiten, um die Aufmerksamkeit der Lernenden wieder einzufangen. Die Ideen und Websites lassen mich selbst aktiv werden und holen so den Fokus auf das Seminar zurück. Ich persönlich fand viele Ideen sehr witzig und für pädagogische Zwecke gut einsetzbar und sehe sie vor allem als tolle Möglichkeit zur Auflockerung. 

Und das Wichtigste beim Lernen: Sie bringen Humor in den Raum und sorgen so für ein gutes Lernklima.

Antonia Eisermann Kurzbio
studiert derzeit Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig mit großem Interesse an der Medienpädagogik. Lässt sich gerne mal vom vielen Internetquatsch ablenken.
Verfasst am 30.03.2021
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