Mehr Mädchen in Makerspaces? – Empfehlungen aus der aktuellen Literatur

Wie erreicht man mehr Mädchen für Coding-Sessions und Maker-Angebote? Vier Forscher/innen fassen dazu Empfehlungen aus der aktuellen Literatur zu Mädchen in Makerspaces zusammen.

Hintergrund und Fragestellung

Für unsere zukünftigen Maker-Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen haben wir nach relevanter Literatur gesucht, die uns Ratschläge gibt, wie wir (mehr) Mädchen mit unseren Aktivitäten in den Makerspaces erreichen, da sie oft unterrepräsentiert sind. Dazu suchten Antworten auf die Fragen: Was tun die anderen, um mehr Mädchen zu erreichen? Was empfehlen sie?

Vorgehen und Quellen

Daher haben wir bestehende Erfahrungen aus Projekten und Forschung (u.a. Literatur zu Mädchen in Makerspaces, Mädchen und Robotics der letzten fünf Jahre) in der ERIC-Datenbank (2013-2018) gesammelt. Die Ressourcen finden sich in dem entsprechenden Kurzpapier, das im Rahmen der EduRobotics 2018 veröffentlicht wurde. Für diesen Beitrag haben wir das Poster für die Konferenz, das die wesentlichen Aussagen zusammenfasst, ins Deutsche übertragen.

Übersicht

Wir haben die Empfehlungen aus der Literatur geordnet, die Übersicht schaut folgendermaßen aus:

Kündigt die Aktion gendersensitiv an!

  • Titel und Veranstaltungen sollen einen Eindruck vom Wert der Aktivität vermitteln, z.B. „Robotik für den Gartenbau“, „Interaktive Geschichten programmieren“ (und nicht „Robotics Workshop für Kinder“).
  • Weniger ansprechend sind Aktivitäten, die sich auf berufliche Identitäten beziehen, die bei Mädchen weniger verbreitet sind, z.B. „Making for (future) engineers“ oder „Programmieren für (zukünftige) Astronauten“.
  • Geschlechtssensible Sprache und geschlechtssensible Illustration sind wichtig, dazu gehört z.B. dass in den Marketingmaterialien Mädchen als aktive Teilnehmerinnen gezeigt werden.

Setzt Mädchenquoten und geringe Zugangshürden!

  • Ist geplant, dass Kinder für eine Veranstaltung angemeldet werden müssen, kann der Mädchenanteil geringer sein – da die Teilnahme von Jungen von den Eltern stärker unterstützt wird.
  • Ein Anmeldeverfahren ermöglicht es hingegen, eine Quote für Mädchen festzulegen.
  • Es ist ein Muss, eine Quote von 50 Prozent in Kooperationen mit Schulen festzulegen.

Integriert Tutorinnen und weibliche Vorbilder!

  • Gleichgeschlechtliche Vorbilder unterstützen dabei, dass Mädchen mit Technik in Kontakt kommen.
  • Vorbilder sind großartig, vor allem, wenn sie persönliche Geschichten erzählen, z.B. wie sie mal gescheitert sind oder andere persönliche Geschichten.

Gebt kollaborative Aufträge und Aufgaben!

  • Mädchen bevorzugen Aktivitäten, die kollaborativ sind.
  • Aktivitäten sollten ein positives Ergebnis für alle Beteiligten haben – und kein Wettbewerb sein.

Wendet Gender Mainstreaming im Makerspace an!

Aktives Gender Mainstreaming sollte alle Maker-Aktivitäten umfassen,

  • z.B. können Tutorinnen und Tutoren darauf achten, dass sie genauso viel Zeit damit verbringen, mit Mädchen zu reden wie mit Jungen,
  • oder wenn Mädchen gleichermaßen ihre Ergebnisse präsentieren lassen wie Jungen.

So eine bewusste Unterstützung sollte dabei nicht zwanghaft sein. Es ist anzumerken, dass solche Vorgehensweisen auch nicht notwendigerweise auf öffentliche Zustimmung stoßen.

Diskussion

Die hier vorgestellte Zusammenfassung der Empfehlungen berücksichtigt nicht die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Studien und sind eine Mischung von empirischen Daten und Empfehlungen von Praktikerinnen und Praktikern bzw. Forscherinnen und Forschern. Auch deshalb werden wir am Thema weiterarbeiten – und freuen uns über Kommentare!

Achtung: Natürlich gibt es Mädchen, auf die die hier genannten Aussagen nicht zutreffen, die also zum Beispiel auch Aufgaben mit Wettbewerbscharakter mögen und sich von Workshoptiteln wie „Robotic-Kids“ angesprochen fühlen.

Weiteres

Sandra Schön, Margarethe Rosenova, Martin Ebner and Maria Grandl (2018). How to support girls’ participation at projects in makerspace settings. Overview on current recommendations. In: Proceedings of the EduRobotics 2018 in Rome, Springer. [Details werden nach Erscheinen ergänzt], Poster zum Short Paper: https://www.researchgate.net/publication/328175572

Disclaimer: Dieser Beitrag wurde u.a. im Rahmen des EU-geförderten Projekt „DOIT – Entrepreneurial skills for young social innovators in an open digital world“ (http://doit-europe.net, 10/2017-09/2020, H2020-770063) angefertigt.

 

Sandra Schön Kurzbio
ist Senior Researcher bei Salzburg Research (Abt. InnovationLab), leitet regelmäßige Praxisprojekte beim BIMS e.V., studierte Pädagogik, Psychologie und Informatik an der LMU München (M.A./Dr. phil.). Interessensschwerpunkte: Offene Bildungsressourcen (OER), Lernvideos, Videoarbeit, Maker Movement, Partizipation. Mehr im Weblog: http://sandra-schoen.de.
Verfasst am 16.10.2018
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