Jugendfilmprojekte unter professioneller Anleitung

Filme in der Medienpädagogik

CC-by Judy**

Zunächst wird den Jugendlichen in Basis-Workshops ein erster praktischer Einblick in Kameraführung, Umgang mit Licht und Ton, filmische Bildsprache gegeben. Wichtig ist dabei, dass die Jugendlichen vor allem eigene praktische Erfahrungen sammeln. Daran anknüpfend wird ihnen praktisches und theoretisches Handwerkszeug fürs Filmen gegeben.

Wichtig ist, dass die Filmgruppe sich ein Thema vornimmt, das für andere Jugendliche und die gesamte Gesellschaft wichtig ist. Das führt dazu, dass sich die Jugendlichen mit einem qualitativ hochstehenden Film kompetent zu gesellschaftlichen Diskursen äußern – ein Akt aktiver Partizipation.

Drehbuch und Drehplan werden mit den Jugendlichen erarbeitet, nachdem klar ist, ob der Film eher dokumentarisch oder ein Spielfilm sein soll. Im Fall einer Spielfilmproduktion können Schauspiellehrerinnen/ Schauspiellehrer hinzugezogen werden.

Einen ernst zu nehmenden Film zu produzieren, ist immer sehr viel mehr Arbeit, als sich die Jugendlichen das am Anfang vorstellen. Das Wichtigste, um sie zum Durchhalten zu motivieren: Die Arbeit muss ihnen Spaß machen, und sie müssen das Zutrauen in die Erwachsenen (die Filmprofis haben), dass am Ende ein Film steht, auf den sie zu Recht stolz sein können.

Die so produzierten Filme verschwinden nicht in der Schublade. Sie werden öffentlich gezeigt und diskutiert, oftmals als DVDs über Medienzentralen und Schulen vertrieben und ins Internet gestellt (Letzteres nicht bei Youtube, sondern z.B. bei www.black-dog-ev.de oder www.human-pictures.eu.
Im Laufe der Jahre haben sich so auch Netzwerke entwickelt – zu Jugend- und Bildungseinrichtungen, aber auch von Jugendlichen untereinander.


Zielgruppe

  • Jugendliche
  • Intergenerativ

Eingesetzte Medien

  • Video

Ziele

  • Reflexion
  • Exploration
  • Artikulation
  • Medienanalyse und -kritik

Varianten, Erweiterungen, Modulationen

Die Varianten und Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt – je nach den Interessen und Möglichkeiten der jeweiligen Gruppe. Die Thematiken sind offen, Filmlängen werden den Möglichkeiten (auch den zeitlichen) der Jugendlichen angepasst. Produziert wird jeweils mit dem adäquaten Equipment – von Profi- Kamera bis Handy.

Wir hatten immer schon ein Augenmerk darauf, auch Jugendliche aus „sozial schwachen“ und „bildungsfernen“ Schichten einzubeziehen. In letzter Zeit ist auch das Thema „Generationen und Familie“ dazu gekommen. Themen und Schwerpunkte wie Integration und Europa ergeben sich im Lauf der Zeit auch mit neuen Akzenten – bedingt durch die Erfahrungswelten der Jugendlichen und Schwerpunkte der öffentlichen Diskussion.

Tipps & Tricks

Exemplarisch sind Filmprojekte u.a. aus 5 Gründen:

  • Sie fordern Engagement von den Jugendlichen.
  • Sie geben ihnen professionelle Hilfe.
  • Sie ermöglichen ihnen die Teilnahme an gesellschaftlichen und sozialen Diskursen.
  • Sie fordern die Erarbeitung klarer Standpunkte, auch durch inhaltliche Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe.
  • Sie geben ihnen die Chance, sich mit dem beliebtesten aller aktiven Medien kompetent zu betätigen.

Schwierigkeiten

Eine typische Schwierigkeit ist, dass immer wieder einzelne Jugendliche aus einem Projekt ausscheren, vor allem, wenn es über einen längeren Zeitraum geht. Das ist normal und auch nicht tragisch.

Natürliche Grenzen sind in jedem Projekt vorhanden: Zeitliche Möglichkeiten, Finanzausstattung, individuelle Fähigkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Man sollte stets darauf achten, dass man den Jugendlichen von Anfang an reinen Wein einschenkt: Welchen Film, in welcher Länge, kann die konkrete Gruppe schaffen, wenn sie sich wie stark engagiert. Wie viel Arbeit wird nötig sein? Sehr wichtig ist auch, dass die begleitenden Erwachsenen a) selbst eine gute grundlegende Filmausbildung haben und b) einen guten Draht zu Jugendlichen. Wir beobachten z.B. immer wieder, dass Video- AGs an Schulen oder in Jugendhäusern in Frust enden, weil die betreuenden Erwachsenen filmisch nicht oder unzureichend kompetent sind.

Feedback

Film ist per se ein Medium der Wünsche. Ein Wunsch, den wir nicht erfüllen können, die aber ganz oft mitschwingen: Jugendliche zu Filmstars zu machen.
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen sagen uns aber hinterher, dass es sich für sie gelohnt hat. Die meisten wollen weiterhin bei Filmen mitmachen. Einzelnen konnten wir auch schon Hilfestellung geben für den Start bei einer Filmschule.

Sie finden es gut, dass es beim Film so viele unterschiedliche „Jobs“ gibt und für Jede und Jeden etwas dabei ist, wo sie sich beweisen und weiterentwickeln können – etwas, was Spaß macht und Anerkennung bringt. Viele Jugendliche aus „sozial schwachen“ Milieus werden nicht gerade oft gelobt. Bei uns schon. Sie sagen auch, dass es eine wichtige Erfahrung war, zu einer Gruppe zusammenzuwachsen, wo es auf Teamarbeit und Verlässlichkeit ankommt.
Bei Fragebögen zur Auswertung steht unter „nicht so gut“ sehr oft: „Dass es schon fertig ist“ und „dass der Film nicht länger ist“. Manchmal auch, „dass ich nicht Schauspieler sein konnte“ (die wenigsten unserer Produktionen sind Spiel- oder Kurzspielfilme).


Checkliste

  • Eine Gruppe Jugendlicher (ideale Anzahl: 10, beide Geschlechter), mit einem jugendrelevanten gesellschaftlichen Thema (z.B. Integration, Partizipation, Gewalt, Arbeit mit Zeitzeugen, Werte, …)
  • Professionelle Filmemacherinnen und -macher / Filmpädagogen und -pädagoginnen zur fachlichen Anleitung und Betreuung
  • Ein Raum für die Basisarbeit
  • Zeitrahmen: 1 Woche bis 1 Jahr
  • Kamera- Equipment
  • Schnitt- PC mit entsprechender Software (wir arbeiten mit Premiere Pro)

Links & Material

Black Dog hat zwei Filmsampler (DVDs) mit ausführlichen schriftlichen Hand- Outs für Pädagogen und Gruppenleiter herausgegeben (über uns zu beziehen): „Hallo, ihr da!“ (ein landesweites Jugendfilmprojekt über Gegensätze) und „Deutschland von unten“ (ein landesweites Handyfilmprojekt)


About

Jürgen Dettling
Black Dog Jugend und Medienbildung e.V.
dettling@black-dog-ev.de
www.black-dog-ev.de

Black Dog Jugend und Medienbildung e.V.
Medienprojekte, v.a. Filmprojekte mit Jugendlichen unter professioneller Anleitung. Wichtig dabei: Die Einbeziehung von Jugendlichen aus „sozial schwachen“ und „bildungsfernen“ Milieus.

Jürgen Dettling
war lange Jahre Redakteur und Filmemacher beim öffentlich- rechtlichen Fernsehen. Danach selbständiger Filmemacher. Später und bis heute Gründungsmitglied, Geschäftsführer und Projektleiter von Black Dog Jugend und Medienbildung e.V.. Mitinitiator des Internetportals „Human Pictures“ (für Filme mit sozialen und humanitären Inhalten).

Verfasst am 19.12.2012
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