Rap.Video
Zu einem selbst geschriebenen und gesungenen Rapsong wird ein Video aufgenommen. Dieses kann – wie bei offiziellen Musikvideos – verschiedene Elemente enthalten: fiktionale narrative Aspekte, dokumentarische Szenen aus dem Alltag oder Material das die Produzierenden beim Singen und Tanzen zeigt (vgl. Schweizer
2007; JFC Medienzentrum Köln 2006). Ein Rap-Workshop kann aus folgenden Aspekten bestehen:
Einstieg
Zu Beginn wird in die Hip-Hop-Kultur eingeführt. Rap (Sprechgesang) wird zusammen mit den Ausdrucksformen Graffiti (Malen auf Wände), Breakdance (akrobatischer Tanz) und DJ-ing ( Musik auflegen) vorgestellt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von den „4 Elementen“.
Textanalyse und Textproduktion
Anhand von klassischen Gedichten und Rap-Texten (vgl. www.wikipedia.de/wiki/Rap) werden verschiedene Reimformen veranschaulicht (vgl. www.wikipedia.de/wiki/Reim). Die Teilnehmenden können Gedichte oder Raptexte ausgeteilt bekommen und die Reime und sprachlichen Besonderheiten mit Farben markieren. In der Gruppe kann ein Gemeinschaftsgedicht entstehen: Eine Person schreibt einen Satz auf einen Zettel und gibt ihn weiter. Eine andere findet einen passenden Endreim. Eine dritte Person erfindet eine dritte Zeile, die sich nicht auf die ersten beiden reimt und eine vierte
Zeile reimt sich wiederum zur dritten. Zur Veranschaulichung hier die ersten vier Zeilen von Die Da! (Die fantastischen Vier): Hallo Thomas hallo alles klar es ist schon wieder Freitag es ist wieder diese Bar und ich muss dir jetzt erzählen was mir widerfahren ist jetzt seh ich die Zukunft positiv denn ich bin Optimist
Eine weitere Annäherung besteht darin, professionelle Raps zu analysieren. Dies kann über Texte, Audio oder Video geschehen. Besonders effektiv ist die Verbindung von Text und Audio bzw. Text und Video. Videos haben den Vorteil, dass auch die Ebene der Performance analysiert werden kann. Auch kann eine Diskussion über die propagierten Werte angestoßen werden (Umgang mit Gewalt und Drogen, Darstellung von Frauen, Statussymbole, Weltoffenheit, Multikulturalismus, Kritik an Ungerechtigkeit). Einige Video-Beispiele, die sich für eine Diskussion über Werte eignen:
- Dr. Dre – Still D.R.E. ft. Snoop Dogg www.youtu.be/_CL6n0FJZpk
- Massive Töne – Cruisen www.youtube.com/watch?v=SW7oja1FKcY&feature=share&list=AL94UKMTqg-9CFojiG6wOvsSagNnULGSKz
- Bushido – Sonnenbank Flavour www.youtu.be/Pp0yxAkclGY
- adriano – letzte warnung www.youtu.be/xXawLLFgi8
- ADVANCED CHEMISTRY – Fremd Im Eigenen Land www.youtu.be/yHe3xIQQpKU
- Freundeskreis: Esperanto www.youtu.be/u4YlUjW_CWk
Für die Themenfindung ist ein Brainstorming sinnvoll. Die Teilnehmenden notieren Begriffe auf einen großes Papier. Auf der Grundlage des Brainstorming werden eigene Texte produziert. Das Thema kann ganz offen sein oder aber leicht vorstrukturiert im Sinne einer strukturierten Offenheit (Respekt, Jung sein et cetera). Von einer engen Themenvorgabe ist eher abzuraten.
Aufnahme
Die entstandenen Texte werden zu einer bereits bestehenden gerappt und schließlich aufgenommen (entweder einfach in den vorhandenen Räumen am Computer oder in einem Studio). Mit einem Mehrspuraufnahemprogramm (GarageBand oder Magix Music Maker) wird die Hintergrundmusik als erste Audioebene geöffnet. Während diese Ebene via Kopfhörer abläuft, wird als zweite Ebene der Rap im Takt aufgenommen. Das Endprodukt ist eine Musikdatei im .mp3- oder .wav-Format. Diese kann als CD oder Download im Internet veröffentlicht werden.
Video
Für das Video kann eine Live-Performance des Rap vor Publikum aufgezeichnet werden oder aber ein Video mit anderem Bildmaterial. Die Audiodatei mit dem fertigen Rap wird in ein Videoschnittprogramm geladen und die Videosequenzen werden dazu arrangiert. Das fertige Video sollte vor einem großen Publikum präsentiert werden.
Zielgruppe
- Jugendliche
- Geschlechter
- Inklusiv
Eingesetzte Medien
- Video
- Audio
Ziele
- Reflexion
- Exploration
- Artikulation
- Medienanalyse und -kritik
Varianten, Erweiterungen, Modulationen
Eventuell macht es Sinn für bestimmte Phasen wie beispielsweise Reimen, Rappen oder Performance eine Expertin oder einen Experten zu gewinnen. Möglicherweise kennen Teilnehmende jemanden aus dem lokalen Umfeld, möglicherweise kann auch eine teilnehmende Person die Rolle übernehmen. Ein Playback-Videoclip ohne Schnitt kann für Kontexte mit wenig zeitlichen und technischen Ressourcen eine Alternative darstellen: Die Produzierenden bringen ihre eigene Rap-Musik mit, die auf einem Ghetto- Blaster abgespielt wird. Sie bewegen sich zu ihrer Musik, während eine Person mit einem bereits vorher eingestellten Kameraeffekt (z.B. Wipe-Modus) filmt. So entsteht ein Musikvideo ohne Nachproduktion. Der Kameraeffekt verfremdet die Bewegungen. Für Jugendliche, die sich scheuen ihr Tanzen vor der Kamera zu zeigen, kann dies von Vorteil sein. Diese Form von Filmarbeit ermöglicht ein ansprechendes Produkt in extrem kurzer Zeit. Sie ist daher besonders für Gruppen geeignet, die schnelles Feedback benötigen oder als Einstieg für eine Gruppe, die durch ein schnelles Erfolgserlebnis zu einem länger andauernden Projekt motiviert werden soll.
Tipps & Tricks
Die beteiligten Jugendlichen können ihre eigenen Themen in Form eines Rap-Songs artikulieren und durch einen Rapsong und ein Rapvideo Selbstwirksamkeit erfahren. Für viele Jugendliche ist HipHop eine jugendkulturelle Heimat. Das Artikulieren von eigenen Erfahrungen und eigenen Standpunkten hat eine gewisse Tradition (vgl. message rap). HipHop ist offen für soziale und kulturelle Vielfalt – dies ist ein weiterer Pluspunkt.
Schwierigkeiten
Für bestimmte Gruppenkontexte kann es wichtig sein, gemeinsame Regeln auszuhandeln. Für viele Jugendliche ist Hip-Hop eine Protestkultur. Wird diese von der Schule oder der Jugendarbeit aufgegriffen, kann es dazu führen, dass bestimmte Grenzen definiert werden müssen (etwa Verzicht auf sexistische und gewalt- und drogenverherrlichende Inhalte) (vgl. Witzke 2003; Hermann/Holzwarth/Waibel/Wirth 2012). Jugendliche sollten sich ihre eigenen Themen wählen dürfen. Diese sollten nicht im Vorfeld von den Erwachsenen gesetzt werden. Rap sollte in seiner Eigenwertigkeit als jugendkulturelle Ausdrucksform respektiert werden. Eine pädagogische Funktionalisierung wäre problematisch. Junge Menschen orientieren sich häufig stark an medialen Vorbildern. Viele Erwachsene empfinden dies als unkreativ. Es ist jedoch wichtig diese Bezüge nicht abzuwerten (vgl. Hermann/Holzwarth/Waibel/Wirth 2012).
Checkliste
- Material zur Veranschaulichung der HipHop-Kultur (YouTube-Videos über Graffiti, Breakdance, Rap und DJ-ing)
- Professionelle Rap-Videos zur Analyse
- Raptexte zur Analyse (aus dem Internet: Name des Liedes und/oder des Interpreten und „lyrics“ eingeben)
- Gedichte für Reimanalysen
- Hintergrundmusik für Raps
- Computer mit Audioprogramm (Magix Music Maker oder GarageBand)
- Externes Mikrophon
- Videokamera
- Stativ
- Computer mit Schnittsoftware
Links & Material
Hermann, Thomas/Holzwarth, Peter/Waibel, Saskia/Wirth, Chris (2012). Nachdenken über Rap. Beurteilen und Wertschätzen von Rap-Produktionen. Pädagogische Hochschule Zürich. Forschung und Entwicklung/Stiftung Erziehung zur Toleranz (SET) www.set-toleranz.ch/fileadmin/user_upload/PDF/
Aktuelles/111221_Rap_online.pdf (Zugriff:2.10.2012) (Praxisheft zur Planung und Auswertung von Rap-Projekten)
JFC Medienzentrum Köln (Hrsg.) (2006). Different roots common routes. Jugendkultur- und Medienarbeit für kulturelle Vielfalt. Köln. (Praxisheft zur Planung von Rap-Projekten)
Schweizer, Reto (2007). Respect! Rap für Toleranz in der Schweiz. Zürich: Verlag Pestalozzianum.(Praxisheft mit Audio-CD)
Witzke, Margrit (2003). Imitation, Alltagsbewältigung oder Selbstausdruck? – Das Hip-Hop-Video „Our Life“. In: Niesyto, Horst (Hg.). VideoCulture. Video und interkulturelle Kommunikation. München: kopaed, S. 193-220 (Allgemeine Reflexionen zu Rap, Imitation, abweichendem Verhalten)
Beispielvideos Eigenproduktionen:
Rap Contest Umwelt an basecamp09 www.youtu.be/dwSY-hV3PTY
www.basecamp09.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=134&Itemid=7&lang=de
About
Peter Holzwarth
Pädagogische Hochschule Zürich
peter.holzwarth@phzh.ch
www.phzh.ch/personen/Peter.Holzwarth
www.phzh.educanet2.ch/peter.holzwarth
PH Zürich: Der Fachbereich Medienbildung der Pädagogische Hochschule Zürich ist in den Bereichen Ausbildung, Weiterbildung, Medienberatung und Forschung aktiv.
Peter Holzwarth: Arbeitsschwerpunkte und Interessengebiete: Medienbildung, Aktive Medienarbeit (Fotografie, Video, Audio), Interkulturelle Pädagogik, Migrationsforschung, visuelle Forschungsmethoden, Filmbildung, Bildpädagogik, Werbung und Medienkritik, Jugendforschung, Graffitiforschung, Medien und Migration, Jugendkultur und Schule Studium an der Universität Tübingen, Forschungsprojekte an der Universität Tübingen und an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Promotion, seit 2006 im Fachbereich Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich.