Snapchat #3: produzieren

Nachdem wir einen grundlegenden Einblick in die Welt von Snapchat und einen Überblick über innovative Snapchatter gegeben haben, widmen wir uns im dritten Teil der Serie der Produktion von Snaps.

Aktiv gestalten können Sie in Snapchat verschiedene Bereiche: persönliche Nachrichten, Stories (“Meine Geschichte”) sowie Geofilter.

Die persönlichen Nachrichten sowie die Stories funktionieren weitgehend ähnlich: Kamera mit Foto oder Video benutzen, mit Text, Icons und selbst Gemaltem gestalten, dazu verschiedenste Filter auswählen. Das Ergebnis kann dann in die eigene Story (Symbol unten in der Mitte mit dem Plus-Zeichen) oder als persönliche Nachricht an Freunde (Pfeil-Symbol unten rechts) geschickt werden.

Ein wichtiger Unterschied: wenn sie erst in eine Konversation mit einem Freund gehen, können Sie über den gelben Kamera-Button dann unten rechts auf die lokale Bildergalerie zugreifen und so auch vorproduzierte Inhalte und aufwändigere grafische Gestaltungen vornehmen. Für die öffentlichen Geschichten lässt Snapchat dies leider nicht zu. Dennoch stößt man dort regelmässig auf vorproduzierte Inhalte, dies geht aber nur über Dritt-Anbieter-Apps, welche leicht in den entsprechenden Stores zu finden sind – Snapchat erlaubt diese Nutzung nicht, bislang ist aber auch kein Fall bekannt, wo Snapchat dagegen vorging, insofern: Nutzung auf eigenes Risiko, dafür kann leider keine Empfehlung ausgesprochen werden. Spannend bleibt zu beobachten, ob dieser restriktive Weg mit nicht aktuell produzierten In-App-Inhalten die Zukunft von Snapchat ist – oder sich hier die Strategie von Snapchat nochmal verändert.

Tips & Tricks beim Gestalten

Im ersten Teil haben wie die Basics der Bedienung bereits erklärt. Dazu verbreiten sich regelmässig Erkenntnisse über neue Funktionen und sogenannte “Snapchat-Hacks”, die wichtigsten werden in diesem Video nochmal ausführlich erklärt. Auch werden diese und weitere Tipps und Tricks im Snapchat-Buch “snap me if you can” vorgestellt.

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Auch dieses Video gibt einen spannenden Einblick in die Produktion von Snapchat-Stories – man mag es kaum glauben, aber manchmal sind ganze Produktionen eben doch so simpel und damit aufwändig produziert, wie es aussieht. Die Snapchat-Storytellerin CyreneQ zeichnet tatsächlich alle Hintergründe händisch am Smartphone.

Gerne wird die vermeintlich komplizierte Bedienung von Snapchat thematisiert – ein anderer Blick darauf ergibt sich bei intensiverer Beschäftigung damit: es ist unglaublich, wie durchdacht die App ist, wie viele Funktionen über wenige Handlungsabfolgen und komplizierte Menüs erreichbar sind und wie schnell die Benutzung durch regelmässige Anwendung wird.

Produktionen bei Snapchat

Doch viel spannender als die blosse Bedienung ist die tatsächliche Nutzung – für welche Produktionen, welche Themen, welche Ereignisse und mit welchen Zielen wird Snapchat genutzt? Im folgenden Zusammenschnitt von uns wurden drei sehr unterschiedliche Zugänge nebeneinander gestellt, um die Bandbreite öffentlicher Nutzung zu demonstrieren. Binnen weniger Stunden wurden diese Beiträge produziert bzw. fanden live statt:

  • Mashable hat eine vor-Ort-Reportage zu den Terroranschlägen in Brüssel produziert,
  • Sebastian Meinberg, Journalist bei PULS, dem Jugendprogramm des Bayerischen Rundfunks produzierte Tutorials für Snapchat
  • Der nicht immer verfügbare LIVE-Bereich wurde von Snapchat gerade mit dem Holi-Fest in Indien bestückt.

All diese Events und Snap-Produktionen stehen – wie auf jeder social media Plattform – ohne Wertung nebeneinander.

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Gerne hätten wir auch noch klarer Formate und Serien vorgestellt, die bei Snapchat erfolgreich sind bzw. sich etabliert haben. Doch dafür ist die Plattform noch zu jung – vielleicht behält sie sich das kreative Chaos auch noch eine Weile und lässt sich nicht so schnell greifen, wie es anderen Webvideo- und social-media-Plattformen längst ergangen ist.

Snapchat Live

Besonders der Live-Bereich verdient Beachtung: Mehrmals am Tag tauchen hier völlig unterschiedliche Themen auf – vom Basketball-Spiel über die Oscar-Verleihungen bis zum Holi-Fest konnten wir dort schon zahlreiche Events beobachten. Snapchat erklärt die Funktion so:

Live Stories are a curated stream of user submitted Snaps from various locations and events. Users who have their location services on at the same event location will be given the option to contribute Snaps to the Live Story. The end result is a Story told from a community perspective with lots of different points of view.

Hier wird also sicherlich nochmal eine ganz neue Nähe zu Veranstaltungen und Zeitgeschehnissen verschiedenster Art deutlich – die Kuration dessen und damit die Entscheidung, was wichtig genug sei, liegt allein in Snapchats Hand, das sei schon mal kritisch angemerkt.

Geofilter bei Snapchat

gif-snapchatDas letzte Element, das sich gestalten lässt, sind die Geofilter. Die Grundidee der Geofilter, je nach Ort des Nutzers unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten anzubieten und so die “Welt zu dekorieren”, wie sie selbst schreiben, ist sehr beliebt bei den Nutzern. Während ich hier schreibe, kann ich beispielsweise wählen zwischen Berlin und zwei verschieden gestalteten Neukölln-Geofiltern. Diese Filter sind immer im Fluss und eine der Monetarisierungs-Ideen von Snapchat – es können kostenlos Community-Filter eingereicht werden oder Event-bezogen sowohl private (z.B. zum eigenen Geburtstag) als auch kommerzielle Geofilter. Snapchat macht es einem sehr leicht, solche Geofilter zu erstellen – es gibt Vorlagen für gängige Grafikprogramme und eine Website, mit der komfortabel in einer Karte der gewünschte Geobereich und alle anderen relevanten Daten eingepflegt werden können. Nach Überprüfung durch Snapchat und nach Bezahlung durch den Nutzer werden die Filter dann freigeschaltet. Im animierten GIF sind auch noch kommerzielle Geofilter inklusive Logos der Sponsoren zu sehen – dies wird in der o.g. Anleitung ausgeschlossen, man kann also davon ausgehen, das Snapchat für große Events und mit großen Brands hier nochmal eigene Möglichkeiten für Geofilter anbietet. Was hier tatsächlich von Snapchat veröffentlicht wird und welche Potentiale dies beispielsweise für (sozio-)kulturelle und Bildungs-Veranstaltungen bietet, dazu fehlen den Autoren noch die Erfahrungen. Haben Sie bereits Erfahrungen gemacht?

Snapchat nachhaltig(er) gestalten?!

Je nachdem, wie aufwändig die Snapchat-Produktionen sind und wieviel Zeit und Mühe dort hinein fließt, schmerzt es doch viele, das sich die Inhalte so schnell versenden. Aktive User wie beispielsweise Richard Gutjahr spielen teilweise ihre Geschichten als “Snap Stories” auf einen YouTube-Kanal. Ob der spezielle Snapchat-Content auch auf anderen Plattformen funktioniert, sollte jede/r selbst beurteilen – Snapchat bietet dazu immerhin eine sehr praktische Funktion an – beim Menü neben “Meine Geschichten” gibt es einen Download-Button, der die gesamte aktuelle eigene Geschichte (also die letzten 24 Stunden) in einer Videodatei auf dem eigenen Smartphone speichert. Und erste Plattformen rund um Snapchat entstehen – letzte Woche hatten wir bereits Snapgeist vorgestellt, die große, internationale Vorlage dazu ist “The 11th Second”, eine Anspielung auf die 10-Sekunden-Beschränkung der Videos bei Snapchat – die Plattform will also den geschlossenen Rahmen ins Web verlängern, was dem ganzen in Sachen Offenheit sicher gut tut. Nach wie vor ist es ja recht einzigartig und mit weitreichenden Konsequenzen verbunden, dass Snapchat keine Entsprechung im offenen Web hat wie bislang alle erfolgreichen social-media-Dienste.
Im nächsten Teil schließen wir dann die kleine Artikel-Serie erstmal ab mit einer Reflexion und Betrachtung der Chancen für die Bildungsarbeit. Teilen Sie uns gerne schon mal ihre Erfahrungen, Ideen oder Tipps mit und wir greifen diese nochmal mit auf.

Daniel Seitz Kurzbio
lebt in Berlin, hat Mediale Pfade gegründet und brennt für eine freie, politisierte Gesellschaft, die ihre Verantwortung wahrnimmt. Als Medienpädagoge ist er überzeugt, dass Medienbildung einen wichtigen gesellschaftlichen Anteil zu politischer Teilhabe, Selbstentfaltung und Kreativität leisten kann.
Björn Friedrich Kurzbio
Björn Friedrich arbeitet als Medienpädagoge im SIN - Studio im Netz, München, mit den Schwerpunkten Social Media, Games und Jugendpartizipation. Daneben ist er als Referent für Vorträge und Fortbildungen tätig. Mit Tobias Albers-Heinemann schrieb er mehrere Elternratgeber, zuletzt 2018 "Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co." (O'Reilly Verlag, Köln). Mit Michael Dietrich und Sebastian Ring veröffentlichte er 2020 den Sammelband "Medien bilden Werte. Digitalisierung als pädagogische Aufgabe" (kopaed, München).
Verfasst am 29.03.2016
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