Coaching von Lehrkräften bei Medienprojekten
Eine Studentin oder ein Student begleitet eine Lehrkraft im Unterricht und unterstützt diese bei der Durchführung eines Unterrichtsprojekts, bei dem digitale Medien eingesetzt werden sollen. Wünscht sich beispielsweise eine Lehrkraft, mit ihrer Schulklasse einen Trickfilm zu erstellen und benötigt dabei Unterstützung bei der technischen Anwendung der dafür benötigten digitalen Medien, so kann sie per Online-Formular eine Begleitung bzw. ein Coaching buchen.
Die Studentin bzw. der Student nimmt dann Kontakt mit der Lehrkraft auf und bespricht mit ihr das Ziel des Unterrichts und in welcher Form genau die gewünschten digitalen Medien eingesetzt werden sollen: Im vorliegenden Beispiel sollen Digitalkameras, eine Bildbearbeitungssoftware und eine Software, um die Einzelbilder anschließend zu einem Film zusammenzusetzen, zum Einsatz kommen. Die Kinder werden an selbst gebauten Kulissen Szenen mit der Digitalkamera fotografieren, die Bilder bearbeiten und anschließend mit einer Software zusammensetzen.
Während des Klassenprojekts ist die studentische Projektmitarbeiterin bzw. der studentische –mitarbeiter dann vor Ort mit im Unterricht dabei und unterstützt die Lehrkraft bei der Handhabung der Technik. Sie gibt den Schülerinnen und Schülern beispielsweise Tipps bei der Anwendung der Digitalkameras oder unterstützt die Schülerinnen und Schüler dabei, das Bildbearbeitungsprogramm zu bedienen. Auch technische Fragen zur Funktionsweise der Geräte werden beantwortet. Die Lehrkraft behält dabei die pädagogische Verantwortung und Aufsicht und ist für das Konzept und die Gesamtdurchführung des Projekts verantwortlich.
Dieses Tandems aus Lehrkräften und Studierenden im Unterricht können Lehrkräfte dazu anregen, die sich mit der Handhabung eines bestimmten digitalen Mediums noch nicht gut auskennen, dieses im Unterricht auszuprobieren und selbst kennenzulernen. Die Lehrkraft lernt also bei diesem Unterrichtsprojekt „nebenbei“ mehr über Bildbearbeitung und das Erstellen eines Trickfilms. Dabei werden vielerorts noch bestehende Hemmungen von Seiten der Lehrkräfte gegenüber dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht abgebaut. Auch die Angst, dass die Technik im entscheidenden Augenblick versagen könnte, soll durch die Anwesenheit einer technisch versierten Begleitperson verringert werden.
Zielgruppe
- Kinder
- Jugendliche
- Fachkäfte
Eingesetzte Medien
- Foto
- Video
- Audio
- Web
- Mobile
Ziele
- Reflexion
- Exploration
Varianten, Erweiterungen, Modulationen
Die bisherigen Mini-Projekte wurden größtenteils im Tandem zwischen einer Lehrkraft und einer nicht-pädagogisch geschulten studentischen Mitarbeiterin bzw. einem Mitarbeiter durchgeführt. Bei den technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern handelt es sich größtenteils um Studierende technischer Studiengänge, meist der Informatik oder Ingenieurwissenschaften (eher selten werden hier Studierende der Erziehungswissenschaften tätig).
Wünschenswert wäre es, wenn im Rahmen der Mini-Projekte auch pädagogische Expertise für den unterrichtlichen Einsatz digitaler Medien angeboten werden könnte. So könnten pädagogisch geschulte Studierende die Lehrkräfte bereits bei der Planung des pädagogischen Konzepts für das Unterrichtsvorhaben unterstützen.
Tipps & Tricks
Damit digitale Medien im Unterricht tatsächlich und in der Breite eingesetzt werden, müssen zahlreiche Hemmschwellen und Unsicherheiten bei Lehrerinnen und Lehrern abgebaut werden. Diese Unsicherheiten können am besten durch „learning by doing“ überwunden werden: Durch die aktive Verwendung dieser Medien gewinnen Lehrerinnen und Lehrer Spaß und die notwendige Sicherheit im Umgang mit ihnen und wollen/können diese schließlich zielgerichtet im Unterricht einsetzen. Hierin unterscheidet sich das Projekt auch von reinen Medienschulungen.
Ausgehend von der Überzeugung, dass nur Lehrkräfte, die selbst gerne mit digitalen Medien umgehen, Medienbildung in ihren (Fach-) Unterricht integrieren, leisten die „Mini-Medienprojekte“ unbürokratische praktische Hilfe bei der Durchführung oder Vorbereitung von Unterrichtsvorhaben mit digitalen Medien.
Schwierigkeiten
Bei den meisten in den Mini-Projekten eingesetzten Hilfskräften handelt es sich um Studierende der Informatik oder Ingenieurwissenschaften ohne pädagogisch-didaktisches Vorwissen. Lehrkräfte, denen das Projektziel – nämlich die eigene Fort- und Weiterbildung – nicht präsent ist, versuchten, die Leitung des Unterrichtsgeschehens an die technisch versierten Begleitpersonen abzugeben. Die pädagogische Leitung, auch in Fragen des pädagogisch sinnvollen Einsatzes des jeweiligen Mediums, obliegt weiterhin der Lehrkraft – nicht zuletzt auch deshalb, weil die Lehrerinnen und Lehrer die primäre Zielgruppe dieser Coachingmaßnahme sind. Auf Basis der technischen Unterstützung soll die methodisch-didaktische Reflexion der schulischen Medienarbeit vonseiten der Lehrerin bzw. des Lehrers erfolgen.
Feedback
Lehrkräfte, die bereits eine solche „Unterrichtsbegleitung“ gebucht haben, melden häufig zurück, dass die Möglichkeit, ein Projekt unter Begleitung einer Technikerin oder eines Technikers durchzuführen, diese motiviert hat, digitale Medien einzusetzen und auszuprobieren.
Andererseits wünschen sich viele Lehrkräfte neben der technischen Unterstützung auch kollegiale Unterstützung beispielsweise bei didaktischen Fragen. Also: Welches Medium kann in welcher Unterrichtssituation am sinnvollsten eingesetzt werden. Wie können Schülerinnen und Schüler mit dem Medium am besten ein bestimmtes Lernziel erreichen. Für diese weitergehenden Fragen wäre die Expertise erfahrener Lehrkräfte nötig. Eine generelle Schwierigkeit ist, Studierende zu finden, die sowohl die pädagogischen als auch die technischen Kenntnisse besitzen, um die Medienprojekte (medien-)technisch kompetent betreuen zu können und methodisch-didaktisch zu reflektieren. Hierfür müssten Studierende entweder medientechnisch oder medien-pädagogisch/didaktisch fortgebildet und in stärkerem Maße begleitet werden. Dafür fehlt leider die entsprechende Finanzierung des Projekts.
Checkliste
- Online-Formular zur Buchung der Begleitung eines Mini-Projekts durch eine studentische Mitarbeiterin oder einen studentischen Mitarbeiter des FTzM (vgl. www.unterrichtsbegleitung.de); je nach Größe des Schulträgers alternativ auch über Faxformular oder telefonisch möglich.
- Kenntnisse: Die Studierenden, die die Lehrkraft im Unterricht begleiten, sollten über sehr gute technische Kenntnisse in der Anwendung digitaler Medien und der häufig eingesetzten (Lehr- und Lern-)Software besitzen. (Dazu gehören der sichere Umgang mit Computer, Tablet PCs, Digitale Tafeln, Beamer, Fotografie-, Video- und Audiogeräten sowie Bild- und Tonbearbeitungssoftware, Webanwendungen und CMS, gängige Lehr- und Lernsoftware);
- Material: Geringer Materialbedarf, da die eingesetzten digitalen Medien von der jeweiligen Schule zur Verfügung gestellt werden.
- Gruppengröße: i.d.R. eine Schulklasse oder ein Kollegium einer Schule
- Zeitlicher Rahmen: i.d.R. zwei Schulstunden plus jeweils eine Viertelstunde für Vor- und Nachbereitung (zusätzliche Zeit muss für vorherige telefonische oder schriftliche Absprachen zwischen Lehrkraft und Studentin bzw. Student zur Vorbereitung des Mini-Projekts eingeplant werden).
Links & Material
Weitere Tipps und Materialien (z. B. Evaluationsergebnisse) vgl. www.unterrichtsbegleitung.de oder www.fraline.de/publikationen
About
Dr. Thomas Knaus, Olga Engel M.A., Katharina Thülen B.Eng.
Frankfurter Technologiezentrum [:Medien] – FTzM
info@fraline.de
www.ftzm.de (Projektseite: www.unterrichtsbegleitung.de)
Das Team des fachbereichsübergreifenden wissenschaftlichen Zentrums FTzM der Fachhochschule Frankfurt am Main forscht und publiziert zur Nutzung digitaler Medien in Bildungseinrichtungen. Im Rahmen regionaler Praxisprojekte unterstützen Studierende die Weiterentwicklung digitaler Medien in Lehr- und Lernsituationen. Die Rückkopplung von Theorie und Praxis bildet Ausgangspunkt und Ziel der Aktivitäten und Forschungsvorhaben des Technologiezentrums.
Dr. Thomas Knaus
Seit zwölf Jahren arbeite ich als Projektleiter und seit sechzehn Jahren lehre ich an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Zuvor war ich als Medienpädagoge in der kommunalen und verbandlichen (Offenen) Jugendarbeit tätig. Schon lange begeisterten mich die Themenbereiche (Computer- und Medien-)technik und (Medien-)pädagogik. Diese – eigentlich – spannungsreichen Interessen begleiteten mich auf meinem bisherigen Lebensweg: Es ist da nur konsequent, dass ich beide Fächer auch studierte und mich in meiner Promotion mit einem Schnittstellenthema, (digitalen) Medien in Bildungskontexten, befasste. Zurzeit befasse ich mich zum einen mit medienpädagogischer Forschung und praktischen mediendidaktischen Fragen des Einsatzes digitaler Medien im schulischen Unterricht oder im universitären Seminar und zum zweiten mit der (Weiter-)entwicklung und Evaluation von Konzepten des Informations- und IT-Managements und der IT-Organisation. Mehr zu Arbeits- und Forschungsschwerpunkten unter www.thomas-knaus.de